Anton Stegmann (1885–1974)

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Anton Stegmann wurde am 26. März 1922 von Bischof von Keppler als Stadtpfarrer der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul in Heilbronn investiert. Zu seinem wohl wichtigsten Heilbronner Projekt wurde die Einrichtung einer zweiten Stadtpfarrgemeinde mit einer eigenen Pfarrkirche. Die neue Kirche St. Augustinus wurde am 19. September 1926 geweiht. Auf Initiative von Stegmann bildete sich im April 1929 eine katholische Gesamtkirchengemeinde.

Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, warf die NS-Zeitung Heilbronner Tagblatt dem katholischen Stadtpfarrer immer wieder provozierendes Verhalten und öffentlich gezeigte Ablehnung des NS-Staats vor. Außerdem nahmen die örtliche NSDAP und ihr Kreisleiter Richard Drauz ein Zitat aus Stegmanns 1928 veröffentlichtem Reisebericht „Ins Herz Spaniens“ zum Anlass, gegen ihn zu hetzen und seine Versetzung zu fordern. 

Am 17. Mai 1933 wurden Anton Stegmann und seine Schwester Regina, die ihm in Heilbronn den Haushalt führte, vor dem Pfarrhaus tätlich angegriffen. Am 19. Februar 1934 ereignete sich ein weiterer Überfall durch einen SA-Trupp auf das Pfarrhaus und den Pfarrer. 

Anton Stegmann war am 6. Oktober 1885 in Taldorf bei Ravensburg zur Welt gekommen. Der Vater Franz Xaver Stegmann war dort Dorfschullehrer, die Mutter Regina gab Handarbeitsunterricht. Später zog die Familie mit den dreizehn Kindern nach Berg bei Ravensburg um. 

Anton Stegmann studierte nach dem Abitur am Ravensburger Gymnasium vom Sommersemester 1906 bis zum Wintersemester 1908/09 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Anschließend war er Alumnus im Priesterseminar in Rottenburg. Am 13. Juli 1910 wurde er zum Priester geweiht. Nach zwei Jahren als Vikar an der Pfarrei St. Benedikt in Ochsenhausen kehrte Stegmann im Oktober 1912 ins Tübinger Wilhelmsstift zurück, um über „Die 4. pseudoathanasianische Rede gegen die Arianer“ zu promovieren. 

Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Stegmann Seelsorger für die französischen Kriegsgefangenen in Ulm, ab Juni 1915 für die Kriegsgefangenen in Ludwigsburg. Ab Oktober 1917 arbeitete er als Militärpfarrer in dem von deutschen Truppen besetzten Rumänien. 

Die Zeit in Rumänien floss in sein 1932 erschienenes Buch „Nach Ost und West, Reiseerzählungen mit 15 Bildern“ ein, das außerdem von weiteren Reisen berichtet. Ein Jahr später beschrieb er in „Nach Nord und Süd“ unter anderem seine große Nordlandreise, die er 1928 von Heilbronn aus unternommen hatte. 

Das württembergische Kultministerium entzog Stegmann am 30. März 1935 das Amt als katholischer Ortsschulrat, nachdem auch der Heilbronner Gemeinderat dies beschlossen hatte. Der Stadtpfarrer gab jedoch weiterhin Religionsunterricht (nun allerdings in der Kirche). Das Landkapitel des Dekanats Neckarsulm wählte ihn sogar am 16. Juli 1938 zum Dekan.

In der Bombennacht des 4. Dezember 1944 verloren mehr als 500 katholische Gemeindemitglieder ihr Leben, die Kirche St. Peter und Paul sowie das Pfarrhaus brannten ab. Anton Stegmann fand zunächst bei den Bonlandener Franziskanerinnen Unterkunft. Am 18. August 1946 ernannte ihn Bischof Joannes Baptista Sproll zum neuen Stadtpfarrer von Wangen im Allgäu. Am 1. November 1957 ging Stegmann in den Ruhestand und zog nach Ravensburg um.

Da Stegmann gegen eine militärische Wiederbewaffnung Deutschlands war, ließ sich der 80-Jährige bei der Bundestagswahl 1965 – trotz des Einspruchs des Bischöflichen Ordinariats – auf die Kandidatenliste der Deutschen Friedens-Union DFU setzen. Die DFU erhielt allerdings nur 1,3 Prozent der Stimmen.

Dr. theol. Anton Stegmann starb am 14. Dezember 1974 in Ravensburg.