Theodor Heuss (1884-1963)

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Heilbronn galt für Theodor Heuss, den ersten Bundespräsidenten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, als Heimatstadt, obgleich er hier nicht geboren wurde – er kam am 31. Januar 1884 als Sohn des Regierungsbaumeisters Ludwig Heuss in Brackenheim zur Welt. Aber Heuss war gerade sechs Jahre alt, als die Familie nach Heilbronn übersiedelte; hier besuchte er die Volksschule und das Gymnasium, hier machte er 1902 Abitur, sein Studium in München und Berlin schloss er mit einer Doktorarbeit über Heilbronn ab ("Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn a.N."), und hier war er von 1912 bis 1918 Chefredakteur der liberalen Neckar-Zeitung.

Gleichzeitig wiesen aber seine Fähigkeiten und seine Interessen schon früh über die Stadt am Neckar hinaus: Heuss war nach dem Studium zunächst Redakteur der Wochenzeitschrift "Die Hilfe" in Berlin, die von Friedrich Naumann geführt wurde. In dessen Umgebung lernte Heuss auch Elly Knapp kennen, mit der ihn Albert Schweizer 1908 in Straßburg traute. Durch die enge Zusammenarbeit mit Naumann begann Heuss neben seiner journalistischen eine politische Karriere, die ihn 1924 in den Reichstag führte; er zeigte sich früh als erklärter Gegner Hitlers und der Nationalsozialisten, konnte im März 1933 jedoch seine Fraktion nicht dazu bringen, gegen das Ermächtigungsgesetz zu stimmen.

Die Auswirkungen der damit besiegelten Machtübernahme trafen Heuss früh – er verlor schon im Mai 1933 seine Dozentur an der Hochschule für Politik, im Juli sein Reichstagsmandat, zwei seiner Bücher wurden zusammen mit vielen anderen öffentlich verbrannt. Heuss hielt sich bis 1936 als Redakteur der "Hilfe" über Wasser, schrieb danach biographische Bücher und Artikel für verschiedene Zeitungen, teilweise unter dem Pseudonym "Thomas Brackheim".

1943 siedelte die Familie von Berlin nach Heidelberg um, wo Heuss nach Ende des Krieges von der amerikanischen Militärregierung zunächst in die Bezirksregierung geholt und zu einem der drei Lizenzträger der ersten Tageszeitung der US-Besatzungszone, der Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg, bestimmt wurde.

Schon im September 1945 wurde er Kultminister der ersten württemberg-badischen Landesregierung, seit 1946 ist er für die DVP/FDP Landtagsabgeordneter, 1948 Mitglied des Parlamentarischen Rats in Bonn, wo er zu den führenden Köpfen zählte. So war auch seine Wahl zum ersten Bundespräsidenten am 12. September 1949 folgerichtig, und er wurde nach seiner ersten Amtszeit mit 88 % der Stimmen parteienübergreifend in seinem Amt bestätigt.

Heuss galt als idealer Repräsentant der jungen Republik – er hatte sich in der Zeit des Nationalsozialismus nicht schuldig gemacht, lehnte Militarismus und Preußentum ab, war gebildet und weltgewandt und ein überzeugter Anhänger der Demokratie. Er verschaffte dem Land Anerkennung nach außen wie nach innen, und seine Auftritte weckten Begeisterung, wie sie seine Nachfolger nicht mehr erleben konnten.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt lebte Heuss in Stuttgart, wo er am 12. Dezember 1963 im Alter von 79 Jahren verstarb.