Heilbronn 1841

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Stadtschultheiß Titot (1798-1871) verfasste im Jahr 1841 eine ausführliche Beschreibung der Stadt Heilbronn nach einem Leitfaden des Vereins für Vaterlandskunde vom Dezember 1840 – eine Vorläuferin der späteren Oberamtsbeschreibungen:

"Durch die Gewerbe, hauptsächlich durch die bedeutenden Papier- und anderen Fabriken, wurden aber soviele auswärtige Personen hierhergezogen, daß bei der auf den 15. Dezember 1840 vorgenommenen Zählung 2061 Familien mit 11 311 Personen in Heilbronn wohnend gefunden worden sind, worunter nur 317 in der Kaserne und 246 im Kreisgefängnisse. [...]

Mit der sehr bedeutenden Zunahme der Bevölkerung stehen jedoch die Neubauten nicht im Verhältnis. Es werden immer noch zu wenige Häuser neu erbaut, weil der Aufwand für den Bauplatz, und die Baukosten zu dem billigen Mietzins noch in keinem Verhältnisse stehen, und weil die meisten Einwohner um ihres Gewerbes willen lieber in dem belebtesten Theile der alten Stadt bleiben, und es nicht ratsam finden, vor die Thore zu bauen. [...]

Deßhalb macht man, so lange es noch zu bewerkstelligen ist, aus Scheunen und Magazinen Wohnungen, und die meisten Wohnhäuser erhielten mehr Oefen und Herde auf Kosten der bisherigen Kammern und geräumigen Oehrn [Flure], nur um recht viele Wohnungen zu schaffen, wodurch aber in manchen Häusern die Leute zu dicht beyeinander wohnen. [...]

An vortrefflichen Bausteinen hat die hiesige Markung Ueberfluß, ebenso an Sand, Gyps, Lehm und in der Nähe gibt es überall Kalk. Nur das Bauholz muß von weitem hergeschafft werden, und der Lohn der Bauhandwerker ist überall und so auch hier, sehr gestiegen, so daß Neubauten hoch [teuer] zu stehen kommen.
Ein weiteres Hinderniß, das sich manchem Baulustigen entgegenstellt, ist die Schwierigkeit einen Bauplatz zu erwerben, ohne unverhältnißmäßig viel dafür bezahlen zu müssen. [...]

Heilbronn hat schon seit mehreren Jahren Vorstädtepläne, aber wer bauen will, hat gar zu viele Mühe und Kosten, um einen Bauplatz zu erhalten, so daß mancher Baulustige im Voraus abgeschreckt wird. [...]

Für Fabriken und Gewerbe wurden aber [1841] wieder sehr viele Bauten aufgeführt. Die Stadtgemeinde ließ die Sülmermühle mit 10 Gerb- und Mahlgängen zum Mahlen für Kunden solid von Steinen und ausgerüstet mit vorzüglichem laufenden Werke vollenden, ein steinernes Werkhaus dazu bauen, und zu Oeconomiegebäuden den Grund legen, die zugleich dem künftigen Bollwerkplatz zur Zierde gereichen.
Gustav Schäuffelen erbaute eine Braunsteinmühle und Magazin unter seine Papiermühle mit einem Flatterrad; die Gebrüder v. Rauch ein Magazin zu ihrer Papiermühle; M. Münzing ein Gebäude mit Dampfapparat zur Stearinlichtbereitung; [...]

Gebr. Rund errichteten einen Anbau mit Kesselfeuerung an ihre Bleiweisfabrik, die Gebrüder Pilger ließen eine Scheune zu einer Manufactur mit Webstühlen einrichten, und Peter Bruckmann, der im Jahr 1840 drei Wohnhäuser neben dem seinigen erkauft hatte, erbaute eine geräumige Fabrik."