Freitag, 13. April 1945
"Um 8:30 Uhr dringen amerikanische Panzer und Infanterie aus der Jägerhausstraße weiter vor. Amerikanische Soldaten erscheinen im Städtischen Altersheim in der Arndtstraße 10, das die Rote-Kreuz-Flagge führt, verlassen es aber ohne Durchsuchung wieder.
Um 9:40 Uhr wird Sontheim von den Amerikanern ganz eingenommen, im Laufe des Vormittags auch das Gemmingstal. Nachmittags erscheinen sie in der Happelstraße. Heilbronn und seine Vororte sind nun vollständig besetzt (Neckargartach und Böckingen bereits seit dem 3. bzw. 4. April). Viele der noch bewohnbaren bzw. unzerstörten Gebäude in der Stadt werden von der amerikanischen Militärregierung für eigene Zwecke und zur Unterbringung der Besatzungstruppe beschlagnahmt.
Um 15:30 Uhr wird der frühere Heilbronner OB Emil Beutinger (1921 –1933) von dem Bunkereingang an der Ostseite der Oststraße zwischen Dittmar- und Bruckmannstraße, wohin er von den Amerikanern bestellt worden war, zu Montgomery in die Wiener Straße 7 gebracht, dort verhört und um 17 Uhr als OB eingesetzt, zugleich als Polizeidirektor unter Übertragung der ganzen zivilen Gewalt. Wenige Tage später wird er auch zum Landrat für den Landkreis Heilbronn ernannt. Als Rathaus wird für die städtische Hauptverwaltung weiterhin das Privatgebäude Prager Straße 60 bestimmt, in dem auch ein Teil der amerikanischen Militärregierung untergebracht ist. Von der Front des Gebäudes wehen die amerikanische, die britische und die französische Fahne.
Derzeit halten sich in Heilbronn – ohne die drei Vororte – nur noch rund 7.000 Einwohner auf.
In den Heilbronner Kampftagen sind nach der Feststellung des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge 212 deutsche Soldaten gefallen. Außerdem kamen 64 Zivilpersonen ums Leben, und zwar 36 Männer, 14 Frauen, fünf Knaben, drei Mädchen, vier Zwangsarbeiter, eine Zwangsarbeiterin und ein Kriegsgefangener; von den umgekommenen Kindern standen fünf im Alter von 3 –12, drei von 14 –16 Jahren. Nach amerikanischen Angaben hat die 100. US-Infanteriedivision 1.769 deutsche Soldaten gefangengenommen. Die Verluste der Amerikaner sollen ca. 60 Gefallene, 250 Verwundete und 112 Vermißte betragen haben.
In Neckargartach sind durch den Kampf um Heilbronn ca. zehn Häuser zerstört worden."