Fotografie in Heilbronn - die ersten Jahrzehnte

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Über die Anfänge der Fotografie in Heilbronn ist leider bislang nicht viel bekannt. Erste Anhaltspunkte können die Branchenverzeichnisse der Heilbronner Adressbücher geben. So finden wir in der Ausgabe für 1855 mit Emil Orth und Heinrich Haffner die ersten "Photographisten". Beide hatten sich bereits seit den 1840er Jahren als Daguerreotypisten betätigt und dürfen zu den Pionieren des neuen Mediums gezählt werden.

Emil Orth (geb. 17. Oktober 1814 in Heilbronn – er stammte aus der alteingesessenen Heilbronner Kaufmannsfamilie Orth) studierte um 1833/34 an der Münchner Kunstakademie und machte sich als Porträtmaler einen Namen. Auch als Miniaturist und als Lithograph war er tätig, so warb die Heilbronner Verlagsbuchhandlung Drechsler im April 1841 für ein von Emil Orth lithographiertes Porträt von Justinus Kerner. Reich scheint er mit seiner Kunst jedoch nicht geworden zu sein. Im Adressbuch von 1875 wird Emil Orth immer noch unter den Fotografen geführt; er starb am 23. April 1876 in Heilbronn.

Heinrich Haffner (geb. 7. Mai 1815 in Heilbronn, der Vater war hier lange Jahre Chirurg gewesen) war von "Hauptberuf" Kunst- und Handelsgärtner; 1843 hatte er die an der Allee beim Fleinertor gelegene Gärtnerei des verstorbenen Carl Höhing erworben; 1846 versuchte er, den "obern Theil" der Gärtnerei zu verkaufen; 1861 übernahm er für kurze Zeit die Sägemühle in Neckargartach; 1864 finden wir ihn wieder in Heilbronn, nun mit der Berufsbezeichnung "Gärtner und Wirth", als Fotograf erscheint er nicht mehr. Heinrich Haffner starb am 28. Februar 1893 in Heilbronn.

 

Über Louis Sautter, der im Adressbuch von 1862 als Fotograf genannt wird – er hatte sein Atelier in der Rosengasse 7 – ist nichts bekannt. In der folgenden Ausgabe 1864/65 wird der Fotograf Sebastian Huß (Wilhelmstraße 17A) aufgeführt, er stammte aus dem hessischen Bodenheim (geb. 5. Februar 1838), hatte sich nach Heilbronn verheiratet und 1864 das hiesige Bürgerrecht erhalten. Bereits zwei Jahre später zog die kleine Familie um nach Stuttgart.

Einige der ältesten im Heilbronner Stadtarchiv erhaltenen Fotografien wurden von Ludwig Hartmann in den Jahren kurz nach 1860 aufgenommen. Hartmann kam aus Heidenheim (geb. 11. Februar 1830) und hatte sich mit seinem "vorzüglich und ganz neu eingerichteten" Atelier in der Kleinen Biedermanngasse 2 etabliert. In der Adressbuch-Ausgabe von 1868 warb er nicht nur für seine Porträtaufnahmen, sondern wies auch darauf hin, dass bei ihm "Ansichten von Heilbronn und Umgebung in reicher Auswahl vorräthig" seien. Ludwig Hartmann starb am 9. Februar 1920 in Heilbronn.

 

Seit 1865 gab es in Heilbronn die "photographische Anstalt Berrer & Fleischmann". Friedrich Berrer (geb. 26. Dezember 1839) und Christian Ludwig Fleischmann (geb. 13. Oktober 1839) stammten beide aus Jux im Oberamt Backnang, sie heirateten beide in Heilbronner Familien ein und wurden 1871 (Berrer) bzw. 1867 (Fleischmann) ins hiesige Bürgerrecht aufgenommen. Christian Ludwig Fleischmann starb bereits 1871; sein 1868 geborener Sohn Christian Karl trat später seine Fußstapfen und brachte es bis zum "Hofphotographen".

Ab 1870 waren den Adressbüchern zufolge meist fünf Fotografen am Ort, 1885 werden acht, zwei Jahre später neun Fotografen aufgeführt. Die Heilbronner Oberamtsbeschreibung von 1901/03 gibt für den gesamten Bezirk acht "Photographische Anstalten" an. Die in der Oberamtsbeschreibung wiedergegebenen Ortsansichten stammen übrigens zum überwiegenden Teil von den beiden Amateurfotografen Ernst Bruckmann und Carl Schaeuffelen, die beide Gründungsmitglieder des Heilbronner "Vereins für Freunde der Photographie von 1898" gewesen waren.