Samstag, 29. Dezember 1945

"In den Amtlichen Bekanntmachungen erscheint ein Neujahrswunsch von OB Emil Beutinger an die Einwohner Heilbronns.

Landrat Hermann Sihler und OB Emil Beutinger veröffentlichen eine gemeinsame Bekanntmachung an 'Personen, die Schäden, veranlaßt durch die Armee der Vereinigten Staaten, erlitten haben'. Zuständig für die Schadens-Anmeldungen ist das Amt für Besatzungsleistungen, das sich im beschlagnahmten Privathaus Charlottenstraße 54 befindet.

Die Militärregierung hat vor einigen Tagen die Alexanderstraße zwischen Lerchen- und Wollhausstraße für den Verkehr deutscher Passanten gesperrt. Die in diesem Abschnitt der Alexanderstraße liegenden Villen sind kurz nach der Besetzung Heilbronns von den Amerikanern für ihre Wohnzwecke beschlagnahmt worden.

Nach einer von OB Emil Beutinger gezeichneten Bekanntmachung sind für die Einreichung von Anträgen auf Bezugscheine die folgenden Bezugscheinstellen des Wirtschaftsamtes Stadt eingerichtet: für Spinnwaren, Haushaltsgeräte (außer Öfen, Herden und elektrischen Geräten) und Schuhwaren Bezugscheinausgabestelle West im Sonnenbrunnen in Böckingen, Nord im Seminar in der Wartbergstraße für den Stadtteil nördlich der Eisenbahnlinie nach Weinsberg (erst von Januar 1946 an geöffnet), Ost im Privathaus Silcherplatz 6 für den Stadtteil südlich der Bahnlinie nach Weinsberg bis zur Knorrstraße, Happelstraße, Schwabenstraße und Im Gemmingstal, Bahnhofsvorstadt vorerst (wie West) im Sonnenbrunnen, im Neckargartacher Rathaus, Süd für das übrige Stadtgebiet einschließlich Sontheim in der Wilhelmstraße 56 (Kaufhaus Emil Model); für Möbel, Öfen, Herde, elektrische Geräte, Versorgung der Gewerbebetriebe, Kohlen (nur) für Gewerbebetriebe, Fahrrad- und Kraftfahrzeugbereifungen, Fahrräder (zur Zeit gesperrt), Petroleum und Waschmittel für Handel und Gewerbe ist das Wirtschaftsamt Stadt in der Bismarckstraße 50 die zuständige Bezugscheinausgabestelle.

Neue Verfügungen des städtischen Steueramtes (Wilhelmstraße 7) zur Vergnügungs-, Gewerbe- und Getränkesteuer, die am 1. Januar 1946 in Kraft treten. Auf die geltenden Sätze der Vergnügungssteuer wird ein Aufschlag von 100 Prozent erhoben. Die Getränkesteuer wird von 10 auf 20 Prozent des Kleinhandelspreises heraufgesetzt.

Angesichts der fast völlig daniederliegenden Wirtschaft muß das Arbeitsamt die Schwer- und Leichtkriegsbeschädigten auf den Weg der Selbsthilfe für Beschäftigungsmöglichkeiten verweisen.

Die orthopädische Werkstätte Reinhold Ohnmeiß, Sanitätshaus, Nachfolgefirma der orthopädischen Werkstätte Haas, deren Inhaber Karl Haas mit seiner Ehefrau Emma am 4. Dezember 1944 (Allee 63) umgekommen ist, eröffnet vorläufig im Hause des Bäckermeisters Wilhelm Hörter in der Pfühlstraße 9 ihren Betrieb. Sie siedelt später in ein eigenes Haus in der Gartenstraße 35 über und verlegt den Betrieb Weihnachten 1955 endgültig in den eigenen Wohn- und Geschäftshaus-Neubau an der nordwestlichen Ecke der Allee zur Turmstraße.

Die in der Rappengasse 13 zerstörte orthopädische Werkstätte und Sanitätshaus Weber & Greißinger eröffnete vor einigen Tagen ihren Betrieb im Hause ihres Mechanikmeisters Jakob Schneider in der Guido-Hauck-Straße 17.

Zweimaliges Konzert im Schießhaussaal mit Werken von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Claude Debussy und César Franck durch Else Herold, Stuttgart (Klavier), und Erika Nagel-Boeckheler, Heilbronn (Violine).

Bei der Herrichtung von Räumen für eine Grundschule, die vorläufig im Hauptpostamt eingerichtet werden soll, helfen ältere, von der Bau- und der Schulleitung aufgerufene Oberschüler freiwillig mit."

 

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