Mittwoch, 7. November 1945
"In der heutigen Gemeindebeiratssitzung gibt OB Emil Beutinger einen Überblick über die Gas-, Wasser- und Stromversorgung: Das Gaswerk ist noch nicht betriebsfähig, die Wasserversorgung in den äußeren Bezirken in Ordnung, das Rohrnetz im Stadtinnern mit wenigen Ausnahmen vollständig abgeriegelt. Die Stromversorgung bleibt weiterhin – auch im Hinblick auf die Verringerung der Wasserkräfte mit fortschreitender Jahreszeit – knapp.
Durch Verhandlungen mit der Firma C. H. Knorr AG ist die Einrichtung einer Volksküche im Anwesen der früheren Firma Kaiser-Otto (Happelstraße) gelungen, in der 200 Personen gespeist werden können.
Im Schlachthof werden zur Zeit die Pferdeschlachthalle und der Freibankraum wiederhergestellt. Der Verkauf von Pferdefleisch erfolgt gegenwärtig in Böckingen.
Der Assistent des OB, Walter Vielhauer, referiert über das brennend werdende Flüchtlings- und Vertriebenenproblem: Es muß mit etwa 12 Millionen gerechnet werden, von denen auf den von den amerikanischen Truppen besetzten Teil Württembergs etwa 300.000 (d.i. 22 Prozent der gesamten Bevölkerung) entfallen werden. Deren Aufnahme muß gut vorbereitet werden. Zwar braucht der zerstörte Stadtkreis Heilbronn nach Verhandlungen mit dem Ministerium keine Neubürger aufzunehmen, dafür müssen jedoch die dem Großkreis Heilbronn zugedachten 12 Prozent im Landkreis untergebracht werden, in dessen Gemeinden sich bereits 7000 – 8000 evakuierte Heilbronner und 6500 Evakuierte aus anderen Kreisen aufhalten. Die zu 75 Prozent zerstörte Stadt zählt bereits wieder 25.444 Einwohner.
Als Spende des Landkreises Waiblingen treffen einige Lastkraftwagen mit Obst und Gemüse und 3000 Dachziegeln für Heilbronn ein. Darüber hinaus überreicht eine Abordnung (Landrat Anton Schmidt, BM Friedrich Späth, Waiblingen, und der stellvertretende BM von Schorndorf, Eugen Bacher) der Stadt in der heutigen Beiratssitzung eine Geldspende von 60.000 RM."
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