Arbeitsblätter mit Quellen und Materialien


Arbeitsblatt 1 - Das "schwäbische Liverpool" - Heilbronn als Industriestadt

Industrialisierung Heilbronns 1838

Heilbronn wurde in der württembergischen Eisenbahnbaudebatte 1843 als das "schwäbische Liverpool" bezeichnet. Ein Handbuch des Königreichs Württemberg hebt hervor:
"Wirft man einen Blick auf die Verteilung der württembergischen Industrie in den einzelnen Gegenden des Landes im Allgemeinen, so zeigt sich, dass die Stadt Heilbronn verhältnismäßig die meisten, nämlich 20 Fabriken mit gegen 500 Arbeitern hat."[1]

Zahl der Arbeitskräfte in einzelnen Heilbronner Industriebetrieben:[2]

Knorr
(Nährmittel)
Schaeuffelen
(Papiererzeugung)
Ackermann
(Nähfaden)
Bruckmann
(Silberwaren)
1855531832291879110183240
1890275187935018976501862130
18975001923525191910001897600

 

Industriegründungen in Heilbronn 1848 – 1875[3]

1851 Chemische Fabrik Wohlgelegen (später Kali-Chemie)
1854 Eisengießerei und Maschinenfabrik Julius Wolf & Co
1855 Zuckerfabrik
1857 Maschinenbaugesellschaft AG Heilbronn
1859 Zichorienfabrik Emil Seelig
1860 Geräte- und Maschinenbau Christian Amos
1861 "Hammer-Brennerei" Landauer und Macholl
1862 Einführung der Gewerbefreiheit im Königreich Württemberg
1866 Spritfabrik Louis Brüggemann
1869 Werkzeugmaschinenfabrik C. Weipert
1869 Mechanische Zwirnerei Friedrich Ackermann
1871 Krämer & Flammer (ab 1897 Seifenproduktion)
1875 Waagenfabrik Wegenast und Co

Bevölkerungsentwicklung der Stadt Heilbronn[4]

1803:   5692,    1821:   7055,    1830:   7658,    1840: 11 311,
1852: 13 687,   1861: 14 333,    1871: 18 955,   1880: 24 446,
1890: 29 941    1901: 38 834

Pendler nach Heilbronn im Jahre 1899[5]

Zahl der in Fabrikbetrieben beschäftigten Personen insgesamt:    7649
Arbeitsort und Wohnort Heilbronn:    4030
Arbeitsort Heilbronn, Wohnort außerhalb:    3619

Von den im Jahr 1899 erfassten Pendlern waren 36% weibliche Arbeitskräfte.
62% der Pendler kamen zu Fuß, 20% mit der Eisenbahn, 12% mit der Straßenbahn, 6% mit dem Fahrrad.
Ca. 2400 Pendler wohnten in Ortschaften im Umkreis von 5 Kilometern von Heilbronn entfernt, 1200 in Ortschaften im Umkreis bis zu 16 Kilometer.

Gearbeitet wurde um 1900 in der Regel von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr mit Pausen von eineinhalb Stunden, samstags von 6.00 Uhr bis 13.00 Uhr.

--------------------------------------------------------------------------


[1] Fischer, Albert: Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Württemberg und der Fürstenthümer Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen. Stuttgart 1838, S. 170
[2] Schmid, Ernst: Die gewerbliche Entwicklung in der Stadt Heilbronn seit Beginn der Industrialisierung, S. 114f.
[3] Nach: Trau! Schau! Wem? Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Raum Heilbronn/Neckarsulm 1844-1949, S. 281
[4] Nach: Fischer, Albert: Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Württemberg und der Fürstenthümer Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen. Stuttgart 1838, S. 170
[5] Schmid, Ernst: Die gewerbliche Entwicklung in der Stadt Heilbronn seit Beginn der Industrialisierung, S. 116f.

 

Arbeitsanregungen

  • Bild 1 und 2: Vergleicht die Ansichten auf die Stadt von 1825 und 1855 und achtet dabei auf die Veränderungen, die sich in diesen 30 Jahren ergeben haben.

  • Beschreibt anhand der Statistiken, wie sich die Industrialisierung auf die Entwicklung der Stadt Heilbronn ausgewirkt hat. Zieht dazu die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in Heilbronner Fabriken im 19. Jahrhundert heran.
  • Berechnet den Anteil der Pendler in Prozent
  • Rechnet aus, wann ein Pendler seine Wohnung verlassen muss und wann er in sie zurückkommt, bei einem durchschnittlichen Arbeitsweg von einer Stunde zu seiner Fabrik.

 

Arbeitsblatt 2 - Die Heilbronner Papierindustrie

Die Firma Rauch wurde 1762 gegründet und gehörte neben den Firmen Rund (1727), Goppelt (1742) und Orth (1779) zu den großen Handelshäusern in Heilbronn. Um 1800 begannen die-se großen Heilbronner Handelshäuser die Mühlen am Neckar aufzukaufen. Die Gebrüder Rauch erwarben im Jahre 1786 eine Mühle, in der Öl, Farberden, Holz und Tabak gemahlen wurde und begannen 1823 den Betrieb in eine Papierfabrik umzuwandeln. Gustav Schaeuffelen kaufte 1821 die ehemals städtische Papiermühle auf der anderen Neckarseite. Beide Firmen traten in eine erbitterte Konkurrenz zueinander.

1823 ließ Rauch eine englische Papiermaschine in seinem Betrieb aufstellen, die zweite in Deutschland. Im Königreich Württemberg besaß er ein Monopolpatent* auf englische Papiermaschinen. Sein Konkurrent Schaeuffelen ließ daraufhin von dem Heilbronner Mechaniker Johann Jakob Widmann für seine Firma eine ähnliche Maschine entwickeln und baute bis 1849 Papiermaschinen für den deutschen Markt in Heilbronn. Heilbronn wurde zum führenden Standort für die Papiermaschinenproduktion. Die Papiermaschinen von Schaeuffelen waren kleiner und deutlich preisgünstiger als die englischen Maschinen. So regte die Papierindustrie die Entwicklung der Maschinenindustrie in Heilbronn an. Dem volkswirtschaftlichen Ausschuss der Nationalversammlung erklärte Schaeuffelen 1848 auf Nachfrage die Vorteile der neuen Produktionsweise: "Die Produktion beträgt täglich 600 – 1000 Meter endloses Papier. Während nach der alten und selten noch angewandten Art, das Papier mit einer Hand zu schöpfen, höchstens 100 Meter jeden Tag und noch dazu in einer rauen und geringeren Quali-tät erzeugt werden."

* Monopolpatent: alleiniges Recht

 

Arbeitsanregungen

  • Erläutere, wie die Papierfabriken am Neckar in Heilbronn entstanden sind. Erkläre aus dem Text am Beispiel der Papierfabrik Schaeuffelen den Begriff "Schlüsselindustrie".
  • Vergleiche die Bilder der Firma Schaeuffelen und beschreibe ihre Entwicklung im Laufe des 19. Jahrhunderts.

 

Arbeitsblatt 3 - Arbeitsbedingungen: Löhne, Arbeitszeiten, Fabrikordnungen

Entwicklung der wöchentlichen Arbeitszeit in Württemberg[1]

Um 1800        65 Stunden
Um 1860        bis zu 90 Stunden
Um 1900        55-60 Stunden
Um 1918        48 Stunden
Gearbeitet wurde um 1900 in der Regel von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr mit Pausen von eineinhalb Stunden, samstags von 6.00 Uhr bis 13.00 Uhr.

Aus einem Brief der Gebrüder Rauch an den volkswirtschaftlichen Ausschuss der Frankfurter Nationalversammlung vom 12.8.1848 über die Arbeitsbedingungen in der Papierfabrik Gebrüder Rauch in Heilbronn[2]

Die Arbeitslöhne haben sich seit 20 Jahren nicht verändert. Ein Arbeiter verdient sich 30 bis 48 Kreuzer für 12 Stunden Arbeit, eine Arbeiterin 15 bis 24 Kreuzer für 12 Stunden Arbeitszeit inklusive 1 ½ Stunden Rast, je nach Geschicklichkeit und Fleiß.
Die Arbeiter verdienen sich noch weiteren Lohn durch extra Stunden, d.h. durch die Zeit, die sie mehr als 12 Stunden arbeiten. In der Regel sind sie sehr verlangend nach diesem Extra-Verdienst. […]

Anmerkung:

Die Arbeitszeit in den Heilbronner Fabriken betrug um die Mitte des Jahrhunderts in der Regel sechs Tage - im Sommer 12 bis 13 Stunden, im Winter 11 bis 12 Stunden. In der Frühphase der Industrialisierung gab es in Heilbronn mehr Fabrikarbeiterinnen als Fabrikarbeiter.
Zum Vergleich: Ein Brotlaib kostete 1847 in Heilbronn 42 Kreuzer.

Aus der Fabrikordnung der Chemischen Fabrik Wohlgelegen in Heilbronn Neckargartach (1856)[3]

§3 Die Spezialdirektion hat dagegen das Recht, die Arbeiter zu jeder Zeit zu entlassen, ohne Angabe eines Grundes mit Auszahlung des rückständigen respektive eingehaltenen Lohnes, insoweit dieser nicht in Gemäßheit der nachstehenden Bestimmungen als Strafe verfällt.
§9 Die Direktion will, dass ihre Arbeiter an Sonn- und Feiertagen anständig gekleidet die Kirche besuchen. Für die Arbeiter in denjenigen Branchen, in welchen auch am Sonntag keine Arbeitsunterbrechung stattfinden kann, ist Vorkehrung getroffen, dass sie jeden zweiten Sonntag zum Besuche der Kirche frei haben.
§10 Die Aufseher, Fabrikwächter und der Portier sind befugt, jeden Arbeiter beim Ausgang aus der Fabrik zu visitieren[4], und zwar so oft es die Spezialdirektion anordnet. Jeder muss sich dieser Maßregel unterwerfen, sowohl im Interesse der Fabrik als in dem der ehrlichen Arbeiter, auf welche sonst ein falscher Verdacht fallen könnte.
§12 Bei unvorhergesehenen, in dieser Fabrikordnung nicht vorgesehenen Fällen, entscheidet die Direktion nach bestem Ermessen.

Strafreglement
§3 In eine Strafe von 6 Kreuzern verfällt:
3. wer ohne genügende Entschuldigung seinen Posten verlässt;
4. wer in einem anderen Laboratorium oder in einem anderen ihm nicht zur Arbeit angewiesenen Geschäftslokal angetroffen wird;
5. wer auf der Arbeit zu erscheinen verhindert ist und sich nicht sobald als möglich abmelden lässt;
8. wer leichtsinnig bei den Manipulationen der Operationen ist, die Apparate schlecht feuert und Feuerroste und Aschenbehälter nicht rein hält;

§4 In eine Strafe von 12 Kreuzern verfällt, vorbehaltlich etwa verwirkter polizeigerichtlicher Strafe:
6. wer unreine, schlechte oder tadelhafte Fabrikate herstellt oder dergleichen verpackt oder reine Fabrikate durch Verpackung in unreine Emballage[5] verdirbt;
7. wer bei der Behandlung der Apparate und Maschinen nicht die nötige Sorgfalt verwendet oder Apparate von Glas oder Steingut unvorsichtigerweise zerbricht;

§6 Wer sich außerdem in vorhergehenden, besonders aufgeführten Fällen ungebührlich benimmt, insbesondere, wer sich Unordentlichkeit, Trägheit oder Nachlässigkeit zuschulden kommen lässt oder der ihm mündlich oder schriftlich erteilten Anweisungen nicht mit Pünktlichkeit nachkommt, verfällt, je nach der Schwere seines Vergehens, in eine Strafe von 6 bis 24 Kreuzer.

-----------------------------------------------------------------------

[1] Haspel, Jörg u.a.: Arbeiter. Kultur und Lebensweise im Königreich Württemberg, Tübingen 1979, S. 44
[2] Staatsarchiv Ludwigsburg E 170 Bü 733
[3] Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 146 Bü 6739
[4] visitieren = durchsuchen, kontrollieren, ob man nichts aus der Fabrik mitnimmt (z.B. Werkzeuge)
[5] Emballage = Verpackung

 

Arbeitsanregungen

  • Erläutert die Karikatur aus dem "Wahren Jacob" von 1892 und vergleicht die darin enthaltene Forderung mit der damals üblichen wöchentlichen Arbeitszeit in Württemberg.
  • Vergleicht die Löhne weiblicher und männlicher Arbeitskräfte in den Fabriken.
  • Überlegt, warum die Arbeiterinnen und Arbeiter so großes Interesse an Überstunden hatten.
  • Beschreibt die Arbeitsbedingungen in der "Chemischen Fabrik Wohlgelegen" in Heilbronn-Neckargartach nach der Fabrikordnung von 1856.
  • Diskutiert, wie sich die Arbeitszeit auf die Lebensgestaltung der Arbeiter auswirkt.

 


 

Arbeitsblatt 4 - Gesundheitsverhältnisse

Aus den Gesundheitsregeln für die Beschäftigten der Bläßschen Bleiweißfabrik in Heilbronn[1]
[um 1880]

Gesundheitsregel, welche den Arbeitern in der Bleiweißfabrik aufs dringendste anempfohlen werden: […]
2. Große Reinlichkeit am Körper wie an Kleidern; namentlich bevor etwas genossen wird, sollen unfehlbar die Hände gewaschen und der Mund ausgespült werden.
3. Da eine große Anzahl Erkrankungen durch das Einatmen des Bleiweißstaubes entsteht, so wird den Arbeitern aufgegeben, während der Arbeit unnötige Gespräche zu vermeiden, überhaupt den Mund möglichst geschlossen zu halten, beim Entleeren der Kisten und in der Schilpenmühle aber einen Schwamm vorzubinden. […]
5. Arbeiter, […] die aus dem Spital entlassen werden, sollen nicht gleich wieder zu Bleiweiß kommen, sondern sich für einige Zeit eine andere Beschäftigung suchen.

Aus dem medizinischen Bericht des Heilbronner Oberamtsarztes über den Verlauf und die Behandlung der "Bleiweißkrankheit", 1. Juli 1858 – 30. Juni 1859 [2]
An Bleiweißkranken kam in diesem Etatjahr eine viel größere Zahl zur Behandlung in das Bürgerspital als früher, was Folge einer […] zustande gekommenen Übereinkunft ist zwischen der Verwaltung des Bürgerspitals und den beiden hiesigen Bleiweißfabrikanten. Bis dahin blieben solche Kranke in ihrer dürftigen Schlafstelle ohne alle Pflege und Wort gewöhnlich liegen, bis ihr Leiden den höchsten Grad erreicht hatte. Es kam zwar der Fabrikarzt, aber was konnte der hier mehr tun als Verordnen? Was verordnet worden, geschah nur höchst unvollständig oder gar nicht, denn solche Arbeiter sind in der Regel ganz fremd, und kein Mensch kümmert sich um sie, höchstens dass die Hauseigentümer aus Furcht, sie bei ihnen sterben zu sehen, sich Mühe geben, sie aus dem Hause zu bringen.
[…]
Im Etatjahr 1857/58 waren im Bürgerspital solche Bleiweißkranke 10 mit 122 Verpflegungstagen. Im Etatjahr 1858/59 waren es 45 mit 565 Verpflegungstagen.
[…]
In vielen und in allen sehr heftigen Fällen wurde auch bei unseren Kranken die lokale Faradisation[3] der überliegenden Haut angewandt, bis der Schmerz sehr heftig und die Haut rot wurde. […]
Immer war man jedoch nicht so glücklich, durch die Elektrizität den Schmerz zu beseitigen, besonders in sehr stark ausgebildeten Fällen, wo die Kranken ganz kraftlos waren, heftiges Zittern der Glieder hatten, nicht selten selbst das Bewusstsein gelähmt war und wobei die charakteristische Beschaffenheit des Zahnfleisches fehlte – hier wurden auch andere Mittel nötig, unter denen besonders die Abführmittel, die Opiate, sich sehr nützlich zeigten, später Säuren.

Anmerkung:
Bleiweiß (Bleicarbonat) ist sehr giftig und führt zu Bleivergiftungen. Wegen seiner hohen Deckkraft wurde es bis ins 20. Jahrhundert zum Weißeln von Wänden verwendet.


Aus dem Heilbronner "Neckar-Echo" vom 25. Mai 1909 über die Arbeitsbedingungen in der Papierfabrik Rauch in Heilbronn

"Wie bereits mitgeteilt, sind am Sonntag zwei Arbeiterinnen dem Krankenhaus überwiesen worden. Sie waren in der Lumpensortierabteilung der Papierfabrik von Gebrüder Rauch beschäftigt, wo sie russische Lumpen zu verarbeiten hatten. Diese Lumpen sind in einem schauderhaften Zustand. Sie sind unglaublich schmutzig und entwickeln einen atembeklemmenden Staub. Es ist ein alter Wunsch der Arbeiter, diese Lumpen möchten vor der Verarbeitung gekocht werden, was um so leichter und einfacher wäre, als die erforderliche Einrichtung ja da ist. Es ist aber [für den Unternehmer] vorteilhafter, wenn man die Arbeiterinnen impft, denn das kostet bei weitem nicht so viel wie das Kochen. Mögen sie dann sehen, wie sie mit dem Schmutz und Staub und den Krankheitskeimen fertig werden. […]
Mit welcher "Genauigkeit" hier übrigens die Sache aufgefasst wird, das zeigt der gelegentliche Ausspruch eines einflussreichen Herrn, der auf eine Beschwerde den Arbeiterinnen erklärte: "Lumpenstaub, der stopft, da braucht ihr nicht so viel zu essen!" Ganz gut so. Nächstdem werden die dortigen Arbeiterinnen in einer Lohnforderung zeigen, dass trotz dem Lumpenstaub der jetzige Lohn zu karg ist zum Leben.
Bei dieser Gelegenheit sei auch nicht verschwiegen, dass der Transportwagen für Pockenkranke im Spital erst gereinigt werden musste, ehe er gebrauchsfertig war. Auch ein Isolierzimmer war nicht vorhanden, es musste erst bereitgestellt werden. Dadurch wurde der Transport der beiden Personen von Sonntagvormittag 11 Uhr bis zum späten Nachmittag verzögert."

-----------------------------------------------------------------------------------------------

[1] Staatsarchiv Ludwigsburg E 179 Bü 393
[2] Staatsarchiv Ludwigsburg E 162 Bü 2271
[3] Faradisation = Heilbehandlung mit Stromstößen

 

 

Arbeitsanregungen

  • Erläutert die Karikatur aus der sozialdemokratischen Satirezeitschrift "Der Wahre Jacob", Nr. 413,1902 und setzt sie in Beziehung zu den Gesundheitsregeln der Bläßschen Bleiweißfabrik.
  • Unterstreicht im Artikel des Neckar-Echo vom 25. Mai 1909 Textstellen, die deutlich machen, dass der Verfasser des Textes auf der Seite der Arbeiterinnen in der Papierfabrik der Gebrüder Rauch steht.
  • Diskutiert darüber, wie man um die Mitte des 19.Jahrhunderts mit erkrankten Arbeitskräften umgegangen ist.
  • Sprecht über die im Text geschilderten und in der Fotografie gezeigten Arbeitsbedingungen.

 

Arbeitsblatt 5 - Wohnverhältnisse

Arbeiterwohnungen in der Heilbronner Fabrikstraße[1]
"Zu den mannigfachen Übelständen, welche die Lage der ärmeren Klassen der Bevölkerung zu einer drückenden machen, gehören nicht in letzter Linie ihre schlechten Wohnverhältnisse. […] Wenn sich nun gleich die Hygiene seit einiger Zeit damit befasst hat, bei der Errichtung neuer Gebäude und bei der Anlage ganzer Stadtteile wesentliche Verbesserungen gegenüber früher einzuführen; so sind es doch vorzugsweise die wohlhabenderen Stände, die sich dersel-ben zu erfreuen haben, die unbemittelten Klassen dagegen leben nach wie vor in den alten Häusern und engen Gassen zusammengedrängt, falls sie nicht gar noch mehr zusammenge-presst werden, wenn ein Teil ihrer Quartiere Verschönerungsplänen der Stadt zum Opfer fällt.
[…] Solang die Kinder in der Schule, die erwachsenen Familienmitglieder zum Teil auswärts an der Arbeit und nur wenige Personen zu Hause sind, ist es in diesen Räumen wohl noch erträglich. Wenn sich aber des Abends die ganze Familie daheim zusammengefunden hat, wie rasch wird die gute Luft konsumiert sein, zumal da der Wärme wegen Türen und Fenster ängstlich verschlossen gehalten werden.
[…] Noch übler dran sind die unverheirateten Arbeiter und Arbeiterinnen, die oft nicht einmal eine ordentliche Wohnung, sondern nur eine Schlafstelle haben, bei denen es vorkommt, dass sie sich in diese noch teilen müssen in der Art, dass sie bei Tag von den Nachtarbeitern eben-falls benützt werden. Viele gehen daher nach Hause in die benachbarten Ortschaften, ohne den Weg und einen Zuwachs der täglichen Arbeitszeit von 1 bis 2 Stunden zu scheuen. […] Heilbronn ist in Württemberg die erste Stadt, welche nach demselben Prinzip gebaute Arbei-terwohnungen aufweisen kann."

Wohnungen der 1. Klasse: Wohnfläche 38 m², Garten 75-90 m²
EG: Klo, Vorraum mit Treppe, Stube, Küche, Herd, Ausguss, Stubenofen
OG: Schlafraum, Kammer
Dachraum, Keller

Wohnungen der 2. Klasse: Wohnfläche 27  m², Garten 55 m²
EG: Klo, Küche, Stube mit Treppe, Herd, Ausguss, Stubenofen
OG: Stube
Dachraum


"Thaten der rettenden Nächstenliebe" (Formulierung der Baugesellschaft)[2]
Die Wohnungen wurden von einer Gesellschaft Heilbronner Industrieller (Gesellschaft zum Bau von Arbeiterwohnungen) gebaut und auf einen Gewinn von 4% Rendite pro Jahr[3] angelegt. Die Miete für Wohnungen der ersten Klasse betrug jährlich 54 Gulden, die für die Woh-nungen der 2. Klasse 36 Gulden. Für die Gärten kamen Pachtzinse von 8 Gulden bzw. 6 Gul-den hinzu. Untervermietung war verboten. Der Mietpreis entsprach einer vergleichbaren Wohnung in Heilbronn.
Das Jahreseinkommen eines Arbeiters betrug in dieser Zeit zwischen 160 und 190 Gulden. In württembergischen Zwangsarbeitshäusern wurde in dieser Zeit pro Person 85 Gulden jährlich für Verpflegung veranschlagt. In den Wohnungen lebten Familien mit mehreren Kindern.

------------------------------------------------------------------

[1] Karl Ricke, Die Arbeiterwohnungen in Heilbronn, in: Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Statistik und Topographie, Jahrgang 1856, zit. nach: Thaten der rettenden Nächstenliebe, 1856: Die ersten Arbeiterhäuser in Heilbronn, Heilbronn 1987, S. 18-26[2] Thaten der rettenden Nächstenliebe 1856: Die ersten Arbeiterhäuser in Heilbronn, Heilbronn 1987, S. 22f.[3] 1855 lag die Rendite von Papieren der württembergischen Staatsbahn bei 4,1%

 

Arbeitsanregungen

  • Beschreibt, wie der Maler Theodor Hosemann (1807-1875) die Wohnsituation in einem Handwerkerhaushalt um das Jahr 1845 darstellte.
  • Vergleicht damit den Text von Karl Riecke über die Wohnsituation der Arbeiter in Heilbronn.
  • Wie viel Wohnungen hatte das Arbeiterhaus der 2. Klasse?
  • Rechnet aus, wie viel Quadratmeter Wohnfläche in den beschriebenen Arbeiterwohnungen (2. Klasse) bei einer fünfköpfigen Familie auf eine Person entfällt.
  • Rechnet aus, wie viel Menschen bei einer jeweiligen Belegung mit fünf Personen in diesem Haus (ca. 28 Meter lang und 7,5 Meter breit) gelebt haben.
  • Die Baugesellschaft stellte ihre Arbeiterwohnungen unter das Motto "Thaten der rettenden Nächstenliebe". Diskutiert darüber.



 

Arbeitsblatt 6 - Kinderarbeit

Aus dem Bericht der württembergischen Zentralstelle für Gewerbe und Handel über die Stellungnahme der Heilbronner Kammer zur Fabrikarbeit von Kindern und Jugendlichen sowie zur Beschränkung der Arbeitszeit vom 7. April 1858 [1]
Die Kammer in Heilbronn beantragt
a) die Verwendung schulpflichtiger Kinder zu Arbeiten in Fabriken bei Tag – nach zurückgelegtem zehnten Lebensjahr – zwar nicht zu verbieten, wohl aber an die Verpflichtung zu einer vorgängigen Anzeige bei hierfür zu bezeichnenden Behörden zu knüpfen und ein Maximum an Arbeitszeit festzusetzen.
b) die Verwendung dieser Kinder bei Nacht nicht zu gestatten,
c) von Bestimmungen der Regelung der Arbeitszeit von Personen über 14 Jahren Abstand zu nehmen.
[…]
Es ist eine Unmöglichkeit, im allgemeinen die Arbeitsdauer festzusetzen, über welche nicht hinausgegangen, oder das Lebensalter zu bestimmen, unter welches bei Arbeiten in Fabriken nicht herabgegangen werden soll. Es gibt viele Beschäftigungen, die selbst für Kinder von acht Jahren nicht nachteilig sind, weil sie dieselben ganz spielend besorgen, z.B. das Einstecken von Zündhölzchen in Brettchen.
Selbst gegen nächtliche Beschäftigung der Kinder vermögen wir uns nicht ganz unbedingt auszusprechen. Es ist nicht zu übersehen, dass es viele Industrien gibt, welche unbedingt die Nachtarbeit erheischen, wo es dann eine große Frage ist: ob die Angewöhnung in zarter Jugend nicht leichter geht und geringere Opfer erfordert als im reiferen Alter.

Kinderarbeit und Schulpflicht [2]
"Ein Ergänzungsgesetz, das […] 1878 in die Gewerbeordnung des Deutschen Reiches übernommen wurde, […] beschränkte die erlaubte Höchstarbeitszeit auf zunächst zehn Stunden, später auf sechs Stunden für Kinder ab zwölf Jahren. Wohlgemerkt, all das galt für Kinderarbeit in Fabriken – ein Kinderschutzgesetz für Heimarbeit gab es im Deutschen Reich erst 1903 und ein Verbot der Kinderarbeit in der Landwirtschaft in der Bundesrepublik erst 1960.
Ein gesetzliches Verbot der Kinderarbeit bedeutet natürlich nicht, dass sich alle daran gehalten hätten. […] Die Lehrer stellten fest, dass die Kinder vor und nach dem Schulunterricht und in den Ferien arbeiten mussten und häufig zu erschöpft und müde waren, um dem Unterricht zu folgen oder mit Freude erfolgreich zu lernen. […] [Häufig] wichen die Fabrikanten auf Heimarbeit aus. Verlags- und Heimarbeit in der Familie schloss immer auch die Kinder ein, die vor und nach der Schule mithalfen – und diese Form der Kinderarbeit ließ sich noch viel schwieriger kontrollieren als die Arbeit in einer zentralisierten Fabrik."

----------------------------------------------------------------

[1] Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 146 Bü 6087
[2] Jürgen Böning, Zur Geschichte der Kinderarbeit in Deutschland und Europa, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 43/2012, Bundeszentrale für politische Bildung (http://www.bpb.de/apuz/146095/zur-geschichte-der-kinderarbeit?p=all, aufgerufen am 30.12.2015)

 

Arbeitsanregungen

  • Diskutiert, was der Zeichner der Karikatur im „Wahren Jacob“ von 1905 ausrücken wollte!
  • Mit welchen Argumenten widerspricht die Heilbronner Kammer einem gänzlichen Verbot von Kinderarbeit?
  • Setzt euch mit dem Text „Kinderarbeit und Schulpflicht“ auseinander und sprecht über die möglichen Folgen von Kinderarbeit bei den Betroffenen.

 

Arbeitsblatt 7 - Säuglingssterblichkeit

Aus dem medizinischen Jahresbericht des Oberamtsarztes über Fabrikarbeit von Müttern und Kindersterblichkeit in Heilbronn und Umgebung 1. Juli 1858 – 30. Juni 1859 [1]

"Was die Ursachen dieser großen Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahr betrifft, welche in Heilbronn und Böckingen über ein Drittel, in Frankenbach die Hälfte, ja in Sontheim und Neckargartach über die Hälfte beträgt, so können nach den Erfahrungen des Oberamtsarztes angeführt werden:
[...]
Als besonders hervorzuhebender Grund der Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahr hier in Heilbronn und in einigen benachbarten Orten wie Böckingen, Neckargartach ist zu nennen, das Verhältnis, in dem viele kleine Kinder lediger Weibspersonen an diesem Ort sich befinden. Dieselben gehören keiner Familie an, haben größtenteils auswärts, nicht selten in Stuttgart, Tübingen oder Heidelberg geboren und tragen nach 10 bis 14 Tagen bei jedem Wind und Wetter ihr Kind hierher und geben es in Versorgung und suchen selbst in irgendeiner Fabrik ihr Fortkommen, haben vielleicht nachts ihr Kind bei sich oder dasselbe auch ganz von sich gegeben gegen ein kleines Kostgeld, und nur zu oft entfernen sie sich auch heimlich von hier und schicken selbst diesen kleinen Beitrag des Kostgeldes nicht mehr und lassen bei der Pflegemutter das arme Kind sitzen, das begreiflich unter solchen Umständen selten mehr Gegenstand besonderer Sorgfalt und Pflege ist. Erkrankt solch ein Kind, wird kein Arzt gerufen, kostet der auch nichts, wer soll die Apotheke zahlen, und stirbt es, geht es ihm gut und der Pflegemutter."

--------------------------------------------------------------------

[1] Staatsarchiv Ludwigsburg E 162 Bü 2271

 

Arbeitsanregungen

  • Sprecht über die Karikatur im Wahren Jacob von 1912.
  • Welche besonderen Ursachen für die hohe Säuglingssterblichkeit in Heilbronn gibt der Oberamtsarzt in seinem medizinischen Jahresbericht von 1858/59 an?
  • Welche Maßnahmen hätte der Staat ergreifen müssen, um die Säuglingssterblichkeit wirksam zu senken? Diskutiert verschiedene Lösungswege.

 

Arbeitsblatt 8 - Auswirkungen der Sozialistengesetze (1878-1890)

Der Kernsatz des Sozialistengesetzes lautete: Vereine, welche durch sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische Bestrebungen den Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung bezwecken, sind zu verbieten.[1]

Erlass der Kreisregierung in Ludwigsburg an das Oberamt Heilbronn betreffend das Verbot des Gesangvereins "Arbeitermännerchor", 5. Dezember 1878
Erlass an das Königliche Oberamt Heilbronn
Auf die weiteren Berichte vom 26. und 28. vorigen Monats wird dem Königlichen Oberamt eröffnet, dass man den Gesangverein "Arbeitermännerchor" in Heilbronn aufgrund des §1 Abs. 2 des Gesetzes gegen die Gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 verboten haben will.
[…]
Hiernach ist festgestellt, dass sich der Verein bei seinen Gesangsproben und Vorträgen der […] in Gotha herausgegebenen Liedertafeln bedient hat. Diese Liedertafeln sind inzwischen wegen ihres sozialdemokratischen Inhalts […] verboten worden.[2]

Aus einem Flugblatt, das im Mai 1880 in Heilbronn verteilt wurde:
Keine Schmarotzer mehr!! [3]
"Wie gegen die Wanzen muss man aber auch gegen die anderen Schmarotzer vorgehen, welche an unserem Blute zehren […]
Und der Fabrikant? Lebt der von seiner Arbeit? Wahrhaftig nicht, die könnt‘ ihn nicht ernähren, am allerwenigsten dann, wenn er sie gar nicht selbst besorgt, sondern einem Beamten überträgt. Nein! Er lebt von Blut, von Arbeiterblut, von Frauen- und Kinderblut; davon wird er so feist und behäbig, indes seine Arbeiter wandelnden Gespenstern gleichen."

Erinnerungen Gustav Kittlers[4] an die politische Arbeit der Heilbronner Sozialdemokraten im Untergrund[5]
"Mit den Auflösungen begann die Ära der Haussuchungen. Da wir erklärten, keinerlei Material mehr zu besitzen, suchte die Polizei erfolglos nach demselben. Nun war alles offiziell vernichtet, was halbwegs nach Petroleum roch; in Wirklichkeit brannte dasselbe lustig weiter, man nannte sich nur anders. Die Parteimitglieder gründeten einen Rauchclub und trafen sich dort jede Woche ebenso pünktlich wie früher. Es wurden Wachen aufgestellt. […]
Die Unmöglichkeit der Abhaltung von Versammlungen bedrückte uns gleichfalls schwer. Unter den nichtigsten Vorwänden wurden Versammlungen mit den harmlosesten Themen verboten. Es genügte schon zum Verbot, wenn der Redner Sozialdemokrat war."[5]

------------------------------------------

[1] Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie. Vom 21. Oktober 1878, § 1
[2] Staatsarchiv Ludwigsburg E 173 I Bü 825
[3] Staatsarchiv Ludwigsburg E 177 I Bü 2929
[4] Der Tischlermeister Gustav Kittler hatte 1874 die Heilbronner Ortsgruppe der SPD gegründet. Viele Jahre war er Mitglied im Heilbronner Stadtrat. 1919 eröffnete er als Alterspräsident die Verfassungsgebende Landesversammlung in Württemberg.
[5] Gustav Kittler, Aus dem dritten württembergischen Reichstags-Wahlkreis. Erinnerungen und Erlebnisse, Heilbronn 1910, S. 50ff.


 

Arbeitsanregungen

  • Sprecht über die Karikatur aus dem „Wahren Jacob“ von 1899. Welchen Missstand möchte der Zeichner der Karikatur anprangern?
  • Arbeitet aus dem Erlass der Kreisregierung heraus, weshalb der Heilbronner Arbeitermännerchor verboten wurde.
  • Erklärt, was im Flugblatt "Keine Schmarotzer mehr" den Fabrikanten vorgeworfen wurde.
  • Nehmt Stellung dazu.
  • Beschreibt die in der Karikatur "Haussuchung" dargestellte Szene.
  • Erläutert unter Bezug auf die Erinnerungen Gustav Kittlers, wie die Sozialistengesetze die Arbeit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei behinderten.

 

Arbeitsblatt 9 - Das Heilbronner Neckar-Echo

Am 2. Juni 1907 wurde eine Produktiv-Genossenschaft Vereinsdruckerei gegründet, die das Neckar-Echo herausgeben sollte. Die erste Ausgabe erschien am 28. Februar 1908 mit einer Auflage von 3000 Exemplaren. 1919 hatte das Neckar-Echo eine Auflage von 12 000 Exemplaren.

 

Arbeitsanregungen

  • Beschreibt den formalen Aufbau der Werbeanzeige (Schriftgestaltung, Schriftgröße, Schlagzeilen).
  • Analysiert die Anzeige im Neckar-Echo vom 19. September 1908. Geht dabei auf folgende Fragen ein: Warum erscheinen dem Verfasser der Anzeige manch andere Zeitungsblätter ungeeignet für den Arbeiter? Welches Ziel setzte sich das Neckar-Echo?
  • Erörtert den Aufruf am Ende der Anzeige.

 

Arbeitsblatt 10 - Wilhelm Blos und die sozialdemokratische Satirezeitschrift Der Wahre Jacob

Die Zeitschrift Der Wahre Jacob wurde 1879 von Wilhelm Blos in Hamburg gegründet. In der Anfangszeit, während des Sozialistengesetzes, wurde jede einzelne Nummer polizeilich kontrolliert. Ab 1884 erschien sie bis 1914 in Stuttgart, da Wilhelm Blos aus Hamburg und Preußen ausgewiesen worden war. Sie war die meistgelesene Zeitschrift im sozialdemokratischen Umfeld. Die Auflagenhöhe stieg kontinuierlich an. 1887: 40.000, 1890: 100.000, 1912: 380.000. Zum Vergleich: Die erfolgreichste bürgerliche Illustrierte Die Gartenlaube erreichte in ihren besten Zeiten 400.000 Exemplare.

Wilhelm Blos wurde am 5. Oktober 1849 im damals badischen Wertheim (heute im Norden der Region Heilbronn-Franken) geboren. Nach einer Kaufmannslehre in Mannheim holte er das Abitur nach und studierte Geschichte und Philologie an der Universität Freiburg. Seit 1877 war er Reichstagsabgeordneter der SPD, arbeitete aber weiter als Journalist und Schriftsteller, seit 1883 in Stuttgart.
Nach der Novemberrevolution 1918 wurde Wilhelm Blos der erste Ministerpräsident des Freien Volksstaates Württemberg und löste damit König Wilhelm II. als Staatsoberhaupt ab. In Arbeiterkreisen hieß es: "Vor der Revolution hat bloß Wilhelm regiert, nach derselben Wilhelm Blos."
Er starb am 6. Juli 1927 in Stuttgart.

 

Arbeitsanregungen

  • Beschreibt das Titelblatt des "Wahren Jacob" Nr. 228, 1895
  • Informiert euch im Internet über die Satirezeitschrift "Der Wahre Jacob" und überlegt, welche Rolle sie in der Arbeiterbewegung gespielt haben könnte.
  • Diskutiert darüber, was die Bezeichnung „Freier Volksstaat Württemberg“, den die Sozialdemokraten nach der Revolution 1918 für das Land ausgewählt hatten, zum Ausdruck bringen wollte.