Dienstag, 3. April 1945

"In den frühen Morgenstunden werden die Neckargartacher Brücke, die Kanalhafenbrücke, die Eisenbahnbrücke, die Neckarbrücke zwischen Bahnhof- und Kaiserstraße, der Eiserne Steg bei Götzenturm, die Rosenbergbrücke und der Sontheimer Steg, also sämtliche bisher noch intakte Neckarbrücken, durch die deutschen Truppen gesprengt. Die von NSDAP-Kreisleiter Richard Drauz ebenfalls angeordnete Zerstörung des gesamten Kanalhafens wird durch Hinhaltetatik von Hafendirektor Georg Vogel verhindert.

Im Laufe des Vormittags besetzen amerikanische Panzer der 10. Panzerdivision und Truppen des 3. Bataillons des amerikanischen Infanterie-Regiments 398 Neckargartach, das sich wie das inzwischen ebenfalls vollständig besetzte Böckingen kampflos ergibt.

Gegen Abend entwickelt sich ein Artillerie-Duell zwischen deutschen und amerikanischen Truppen, das bis gegen Mitternacht andauert. Auf deutscher Seite kämpfen das Ersatzbataillon 380 (Kommandeur: Hauptmann Weiß) mit angeblich rund 500 Mann, das 3. Bataillon des Pionier-Regiments Rosenheim (Kommandeur: Major Duncker), ein stark dezimiertes Gebirgsjägerregiment der Division Island, zusammengewürftelte kleinere Trupps deutscher Soldaten aus verschiedenen Regimentern bzw. Reste von Wehrmachtsgruppen auf dem Rückzug, darunter auch Waffen-SS. Gebirgsartillerie mit acht schweren und 24 leichten Geschützen steht auf den Höhen im Osten der Stadt, eine Granatwerferabteilung ist hinter Weinsberg stationiert; die Volkssturm-Bataillone Otto Kleinert und Heinrich Gültig sowie die HJ-Gruppe Richard Drauz kommen wegen mangelhafter Ausbildung und Ausrüstung nicht zum Einsatz. Auf amerikanischer Seite kämpfen Teile der 10. Panzerdivision, die Infanterieregimenter 397, 398 und 399 von der 100. Infanteriedivision, acht Artilleriebatterien sowie technische Truppen. Sie sind ganz eindeutig in der Übermacht.

Auf Befehl von NSDAP-Kreisleiter Richard Drauz wird der stellvertretende Sontheimer NSDAP-Ortsgruppenleiter Karl Taubenberger erschossen, weil er nicht verhindert hat, dass eine Panzersperre im Ort abgebaut wurde.

Verlegung der Befehlsstelle der NSDAP-Kreisleitung vom Gaffenberg zum Jägerhaus.

Sowohl die Strom- wie die Wasserversorgung sind unterbrochen."