Freitag, 14. Dezember 1945

"Hinweis von OB Emil Beutinger, daß unter das amerikanische Militärgesetz Nr. 8 nicht nur Angestellte in leitenden Stellungen fallen, sondern auch die Geschäftsinhaber von Einmann-Betrieben, die zu irgendeiner Zeit Mitglied der NSDAP oder ihrer Gliederungen gewesen sind, sowie die freien Berufe, wie Bauunternehmer, Architekten, Ingenieure, Vertreter usw.

Die Militärregierung warnt vor der Zurückhaltung sowohl der alten Entnazifizierungs-Fragenbogen mit neun Abschnitten auf vier Seiten, wie der neuen mit 131 Fragen auf 6 – 8 Seiten; auch Kopien dürfen nicht behalten werden.

Amtseinsetzung von Hermann Scheib als Gemeindebevollmächtigter des Stadtteils Neckargartach anstelle des verstorbenen August Ellinger.

Die Polizeistunde wird von der Militärregierung auf 22:30 Uhr gelegt, ausgenommen an Samstagen und Abenden vor amerikanischen Feiertagen, an denen die Sperrzeit erst um 23:30 Uhr beginnt; an den Weihnachtstagen wird die Ausgehzeit am 24. und 25. Dezember bis 3 Uhr verlängert.

Wegen des Mangels an Schreibmaschinen bei den Behörden fordern das Bürgermeister- und das Landratsamt zur Meldung aller nicht gebrauchten Maschinen bis zum 23. Dezember auf.

Die Diebstähle in den Waldungen haben in der letzten Zeit derart zugenommen, daß OB Emil Beutinger die Verhaftung derjenigen androht, die ohne Berechtigungsschein Holz abführen.

Die Württembergische Landessparkasse, deren Zweigstelle Heilbronn am 4. Dezember 1944 am Marktplatz 2 zerstört worden ist, hat ihr Büro vorläufig in dem der Firma Bruckmann & Söhne gehörigen Wohnhaus (Oststraße 33) etabliert.

Die Öffentliche Bausparkasse Württemberg hält Sprechstunden bei der Kreissparkasse (Bismarckstraße 67) ab. Dieses Gebäude ist zwischen 1895 und 1899 von Werkmeister Martin Keppeler erbaut worden und blieb bis um 1920 im Besitz von dessen Familie und Nachfahren (Architekten Keppeler). Es beherbergte ursprünglich ein Offizierskasino und -wohnungen. Zwischen 1920 und 1922 wurde das Haus stadteigen (Mietwohnungen). Von 1924/25 bis ca. 1931 war im Erdgeschoß des Hauses auch der Fröbelsche Kindergarten unter der Leitung der staatlich geprüften Jugendleiterin Sofie Steinhilber untergebracht. 1935/36 ging es von der Stadt für den Festungspionierstab 10 an den Reichs-Wehrmachts-Fiskus – Heer über, nach dem Zweiten Weltkrieg an das Staatsrentamt (Abteilung Wehrmachtsvermögen), ca. 1952/53 an die Oberfinanzdirektion Stuttgart.

Der Hals-, Nasen- und Ohrenarzt Dr. Gerhard Langreuter (ehemals Allee 28) hat in der Oststraße 24 (frühere Geyersche Klinik) seine Praxis wieder eröffnet.

Das Kirchliche Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche Württembergs, Bezirk Heilbronn, dessen Leitung Pfarrer Albrecht Schink (Neckargartach) obliegt, hat seine Geschäftsstelle für Heilbronn (Uhlandstraße 73) eingerichtet. Eine von dem Hilfswerk in den Bezirken Brackenheim, Marbach, Öhringen und in den Gemeinden des Heilbronner Landkreises durchgeführte Sammlung ermöglichte die Einlagerung von 1500 Ztr. Lebensmittel (Kartoffeln, Obst, Mehl u.a.). Eine in Böckingen von Pfarrer Theodor Zimmermann ins Leben gerufene Betreuungsstelle für entlassene Kriegsgefangene wird ebenfalls vom Kirchlichen Hilfswerk unterstützt. Neben der Bekämpfung des äußeren Notstandes wird auch die seelische und seelsorgerische Betreuung durchgeführt. Zur Sicherstellung der Zusammenarbeit aller in Frage kommenden Dienststellen ist ein Bezirksausschuß aus Vertretern der Stadtgemeinde, des Bezirksschulamtes, des Arbeitsamtes, des Staatlichen Gesundheitsamtes, der Industrie- und Handelskammer und des evangelischen Kirchenbezirks gebildet worden."

 

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