Mittwoch, 28. März 1945
"Die Front rückt schnell näher. NSDAP-Kreisleiter Richard Drauz droht allen, die sich den Sprengbefehlen widersetzen, mit Erschießung. Die Sprengung der Brücken wird einem Pionierzug und einem Polizei-SS Kommando übertragen. Die Sprengung der Industriebetriebe soll Kreisstabsführer Karl Link in Verbindung mit der Technischen Nothilfe durchführen.
OB Heinrich Gültig ordnet an, dass die Stadtverwaltung über Ostern normal weiterarbeiten soll und keine Beurlaubungen genehmigt werden.
In Erwartung eines etwaigen Räumungsbefehls ist die Stimmung in der Bevölkerung gedrückt. Von den Banken wird viel Geld abgehoben, was zu langen Menschenschlangen vor der Kreissparkasse führt. In den Lebensmittelgeschäften werden „Marsch-Vorratseinkäufe“ gemacht, wobei in einigen Geschäften Waren ohne die Entgegennahme von Lebensmittelkarten abgegeben werden, was aber sofort wieder untersagt wird.
Zur Wiederaufnahme des Unterrichts finden sich die Schüler und Schülerinnen der drei Heilbronner Oberschulen (Klassen 1 bis 5), die in den Gemeinden Großgartach, Schluchtern, Schwaigern, Stetten a.H., Massenbach und Massenbachhausen wohnen, im Schulhaus in Schwaigern ein.
Das KZ Neckargartach wird geräumt und seine Insassen nach Dachau verlegt. Die Gehunfähigen werden mit der Bahn abtransportiert, ansonsten werden mehrere Gruppen auf unterschiedlichen Wegen zu Fuß los geschickt. In den gut sieben Monaten seines Bestehens sind im Lager Neckargartach schätzungweise 295 Häftlinge (191 sind namentlich bekannt und belegt) an allgemeiner Entkräftung, Lungenentzündungen und Flecktyphus, verursacht durch den Mangel an Nahrung und Kleidung sowie durch miserable hygienische Zustände, ums Leben gekommen. Weitere von ihnen sterben – zum Teil auch durch Gewaltanwendung der SS-Wachmannschaften – auf dem mühsamen Fußweg nach Dachau."