Quellenarbeit mit ausgewählte Karikaturen
Als es mir träumte, ich sei Fürst geworden
Pfau arbeitete das 1847 entstandene Gedicht für den Eulenspiegel um. In späteren Ausgaben der Gedichte Pfaus erscheint es wieder in der alten Form unter dem Titel „König Humbug“. In Form eines Traumes greift das lyrische Ich die Monarchie in scharfer Form an, aber auch das Volk, das sich Willkürherrschaft gefallen lässt. Das Gedicht steht in der Ausgabe vom 25.3.1848, als die Revolution erst wenige Wochen alt war und in Berlin und Wien Barrikadenkämpfe tobten.
Michel und seine Kappe im Jahr 48
Die Karikatur steht in der Ausgabe vom 24. März 1849. Die Darstellung spricht für sich. Im Frühjahr erscheint der Deutsche Michel mit wildem Bart, Jakobinermütze und Kokarde, Frisur und Kopfbedeckung wandeln sich im Sommer und Spätjahr ebenso wie seine Mimik, die schließlich nur noch resignierte Passivität ausdrückt. Deutlich wird die Kritik an der Haltung des deutschen Bürgertums, das in seiner Mehrheit nach den Märzereignissen von der Revolution abrückte. Diese Wende sah der Eulenspiegel bereits im Juni 1848 voraus, als gerade erst das Frankfurter Paulskirchenparlament seine Arbeit aufgenommen hatte.
Klage eines alten Michels
Parodie auf das bekannte Studentenlied“ O alte Burschenherrlichkeit, wohin bist du entschwunden?“ Der Text ist auf die Melodie dieses Liedes zu singen, der Refrain ist übernommen.
Der „alte Michel“ wird wieder von den Fürsten in Ketten gelegt, die nur mit papierenen Versprechungen winken. Michel liegt auf seinem Schwert, den Heckerhut hat er abgesetzt und wieder seine Schlafmütze auf, sein missmutiges Gesicht in beide Hände gestützt, die Augen geschlossen. So träumt er vom Frühjahr 1848, als ihn der „welsche Hahn“, eine Allegorie auf das revolutionäre Frankreich, geweckt hatte und er die Fürsten an den alten Zöpfen nahm und sie ins Wanken gebracht hatte. Verzweifelt hatten sie sich um Friedrich Wilhelm von Preußen geschart. Auch dem Frankfurter Parlament wird ein Vorwurf gemacht, nämlich die Freiheit „verschwatzt“ zu haben.
Die Karikatur wurde in der Ausgabe vom 30.9.1848 veröffentlicht, als die Septemberereignisse die Wende der Revolution und das Wiedererstarken der Fürsten deutlich machten.
Ein allerhöchster Traum
Das Prinzip des Gottesgnadentums wird in dieser Karikatur den Forderungen nach Volkssouveränität gegenübergestellt. Nach der Niederwerfung des Frankfurter Volksaufstandes im September 1848 ist die Autorität der deutschen Nationalversammlung schwer erschüttert. Die alten Gewalten erkennen das und beginnen mit der Restauration.
Als die Karikatur am 28.10.1848 erscheint, debattiert die Nationalversammlung gerade die künftige deutsche Verfassung. Tatsächlich berief sich Friedrich Wilhelm IV. ein halbes Jahr später auf sein Gottesgnadentum, als er die Kaiserkrone ablehnte.
Die Deputation der Kaiserlinge
Am 28.März 1849 wählte die Nationalversammlung Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zum Kaiser. Dieser erklärte jedoch am 3. April, die Wahl nur unter Zustimmung aller deutschen Fürsten annehmen zu können und lehnte schließlich am 28. April 1849 die Wahl endgültig ab. Damit war das Verfassungswerk der Frankfurter Nationalversammlung gescheitert. Die Karikatur erschien bereits eine Woche früher, am 21.4.1848.
Der neue Samariter
Parodie auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Der biblische Bezug wird auch im Text deutlich. Während der überfallene deutsche Michel vom „barmherzigen Demokraten“ versorgt wird, schleichen sich Professoren und Priester davon. Sie stehen für das Bildungsbürgertum, die das Volk allein gelassen und verraten haben. Die gekrönten Räuber schlagen sich inzwischen in die Büsche. Es sind die deutschen Fürsten, die dem Michel Freiheit, Einheit und Volkssouveränität genommen haben. Die Karikatur erschien in der Ausgabe vom 28.April, an eben dem Tag, an dem der preußische König die Kaiserkrone ablehnte. Die Nationalversammlung löste sich in der Folge auf, die Demokraten fanden sich als „Rumpfparlament“ in Stuttgart ein, wo sie am 18. Juni von württembergischem Militär gewaltsam auseinander getrieben wurden, unter ihnen Ludwig Uhland.
Badisches Wiegenlied
Preußisches Militär unter der Führung des „Kartätschenprinzen“, des späteren Kaisers Wilhelms I., hatte im Juni 1849 Baden besetzt, der badischen Republik ein Ende gemacht und den Großherzog wieder auf den Thron gesetzt. Die badischen Revolutionstruppen wurden in zähen Kämpfen geschlagen. Bei ihnen befand sich mit anderen Württembergern auch Ludwig Pfau. Er war mit den Resten der badischen Revolutionsarmee am 12. Juni 1849 in die Schweiz gelangt. Preußische Truppen hielten Baden bis 1852 besetzt. Als das Badische Wiegenlied am 8.12.1849 erschien, befand sich Ludwig Pfau also schon im Exil.
Fragen zur Interpretation der Karikaturen
- Beschreibe die Karikatur genau. Was ist dargestellt?
- Wann ist die Karikatur entstanden? Auf welche Phase der Revolution lässt sie sich beziehen?
- In welchem Bezug steht der Text zu der bildlichen Darstellung?
- Lassen sich die dargestellten Personen identifizieren?
- Wie lassen sich die in der Karikatur verwendeten Symbole deuten?
- Auf welche konkreten Ereignisse, Konflikte und Widersprüche spielt die Karikatur an?
- Was kritisiert der Zeichner bzw. Autor?
- Wie lässt sich die Pointe erläutern?
- Welche Absicht verfolgt der Zeichner bzw. Autor mit der Karikatur?
- Für wen ergreift er Partei?