Freitag, 6. April 1945
"Wegen Mangels an Munition und Verpflegung sowie aus Rücksicht auf Zivilpersonen, die sich in das Salzwerk geflüchtet haben, geben die letzten 15 Verteidiger des Salzwerks den Kampf auf. Die Amerikaner setzen bei dem zerstörten Eisernen Steg am Götzenturm über den Neckar und besetzen die Brauerei Cluß. Der Kampf um den Stadtkern beginnt.
NSDAP-Kreisleiter Richard Drauz löst die Heilbronner Geschäftsstelle der Kreisleitung auf, lässt Akten und Parteifahne verbrennen und macht sich mit zwei zusammengekoppelten Fahrzeugen und einer größeren Begleitmannschaft auf den Weg, die Stadt über die Schweinsbergstraße Richtung Donnbronn zu verlassen. Einige Stunden vorher haben abrückende Wehrmachtssoldaten denselben Weg genommen und den Anwohnern der Schweinsbergstraße auf deren Nachfrage hin geraten, weiße Tücher herauszuhängen, da gegen die Übermacht der Amerikaner nichts mehr auszurichten sei. Als Drauz durch einen seiner Begleiter darauf aufmerksam gemacht wird, dass einige Häuser weiß beflaggt sind, lässt er anhalten und gibt – ohne eine weitere Untersuchung der Umstände – den Befehl: „Raus, erschießen, alles erschießen!“ Drei seiner Begleiter stürmen nacheinander die verschiedenen Häuser und schießen wahllos auf diejenigen Personen, welche die Türen öffnen. Der Beigeordnete Karl Kübler, der offizielle Amtsverweser für den zum Volkssturm eingezogenen OB Heinrich Gültig, seine Ehefrau Anna, sein Schwager, Pfarrer Gustav Beyer und Elsa Drebinger fallen dieser Bluttat zum Opfer, weitere vier Personen entrinnen ihr nur knapp dadurch, dass sie sich tot stellen.
In Schmiden, Kreis Waiblingen, wird der 25-jährige Herbert Koerber aus Heilbronn als amerikanischer Spion aufgrund eines Todesurteils des Standgerichts des Auffangstabes der 719. Infanteriedivision durch Erschießen hingerichtet."