Donnerstag, 4. Oktober 1945
"In der zweiten Sitzung des Gemeindebeirates werden Weingärtner Hermann Schneider und Flaschner- und Installateurmeister Otto Schweizerhof als weitere Mitglieder in ihr Amt eingeführt.
OB Emil Beutinger berichtet, daß die Wasserversorgung annähernd in Ordnung ist, während die Instandsetzung des Gaswerks wegen Mangels an Material und Fachkräften noch nicht durchgeführt werden konnte.
Durch die von der Militärregierung angeordneten Entlassungen der NSDAP-Parteigenossen aus städtischen Diensten (ab heute weitere 6 Beamte) fehlt es überall an Personal zur Bearbeitung der technischen und Verwaltungsaufgaben. In einer Besprechung mit Major Marcus L. Hoover ist jedoch die Möglichkeit einer vorerst unentgeltlichen Weiterbeschäftigung einzelner Entlassener, die an die Militärregierung ein diesbezügliches Gesuch richten können, in Aussicht gestellt worden.
Die fertigen Pläne für den Neubau der Neckarbrücke müssen dem OMGUSZ in Frankfurt/M. vorgelegt werden; grundsätzlich ist der Bau bereits genehmigt. Brücke und Fahrdamm sollen verbreitert werden, die Straße rechts und links um 2 m. Die beiderseitigen Gehwege erhalten eine Breite von je 3,5 m.
Für den ersten Abschnitt des Wiederaufbaues der Stadt wird gegenwärtig ein Projekt mit 760 Wohnungen entlang der Stuttgarter Straße ausgearbeitet. Die ursprüngliche Absicht, das Gelände des Kriegsgefangenenlagers bei Böckingen als Baugelände zu verwenden, ist wegen der Gefahr von Erdsenkungen infolge der Salzgewinnung durch die Kali-Chemie aufgegeben worden.
Der Ehrenfriedhof im Köpfer für die Toten des 4. Dezember 1944 wird zur Zeit hergerichtet; drei Viertel des Geländes sind eingeebnet. Die Abhaltung einer Totengedächtnisfeier auf diesem Platz ist von der Militärregierung nicht gestattet worden. Trotzdem behält man hierfür den 4. Dezember als geeigneten Zeitpunkt im Auge.
BM Paul Meyle gibt einen eingehenden Bericht über seine Tätigkeit als Sachbearbeiter für die Geschäftszulassungsgesuche. Für die Genehmigung von Betrieben bis zu fünf Arbeitnehmern (einschließlich der mitbeschäftigten Familienmitglieder) ist der OB zuständig, von Betrieben bis zu 25 Arbeitnehmern die örtliche Militärregierung, für alle übrigen das OMGUSZ in Frankfurt/M.. Bisher sind für Heilbronn (Stadt) 59 Industrie-, 61 Großhandels-, 294 Einzelhandelsgesuche und 865 Gesuche sonstiger selbständiger Berufe geprüft und entschieden worden.
Die Militärregierung genehmigt die Baulinienfeststellungen des OB vom 8. September (Böckingen, Großgartacher Straße 194 – 234), vom 11. September (Armsündersteige bei Parzelle 9605), vom 15. September (Böckingen, Leonhardstraße) und vom 22. September (Ecke Holzstraße, Frankfurter, Roßkampff- und Olgastraße)."