Hal (Hannelore) Busse (1926–2018)

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Hal (Hannelore) Busse kam am 15. Mai 1926 in Jagstfeld zur Welt. Ihr erster Lehrer war ihr Vater Hermann Busse (1883–1970), einem damals sehr bekannten Landschaftsmaler, der seine begabte Tochter schon früh förderte und ihr die Kunst der Klassischen Moderne näherbrachte.

Hal Busse besuchte die Schule in Bad Wimpfen und anschließend die Höhere Mädchenschule in Heilbronn. Während des Krieges war sie zum Arbeitsdienst eingezogen und arbeitete bei einer Metallbaufirma in Neckarsulm. Dort lernte sie die Möglichkeiten der Metallbearbeitung kennen.

1946 begann Hal Busse an der Stuttgarter Kunstakademie das Studium der Malerei. Auf Reisen sammelte sie Anregungen, zum Beispiel in Italien und bei einem längeren Parisaufenthalt. Dies führte in den 1950er Jahren zu einer „experimentierfreudigen Schaffensphase, mit der Hal Busse in die deutsche Avantgarde vordrang“, wie Marc Gundel 2021 konstatierte.

Mit der Darstellung einer Badenden wurde Hal Busse bereits 1950 in den Deutschen Künstlerbund aufgenommen; für ihr Werk „Badende 11“ (1954) erhielt sie den Zweiten Kunstpreis der Jugend. Ab etwa 1957 überzog sie die Fläche ihrer Bilder mit winzigen Körperfragmenten, schließlich reduzierte sie die menschliche Figur auf einen Punkt. Als sie die farbigen Punkte durch Nägel ersetzte, um die räumliche Wirkung zu verstärken, entstanden die ersten Nagelreliefs. Die Urheberschaft an den Nagelreliefs geht damit wohl auf Hal Busse zurück. Allerdings blieben die Nagelreliefs für sie – Im Gegensatz zu dem vier Jahre jüngeren Günter Uecker – nur „eine gestalterische Option …, die alsbald in Vergessenheit geriet“ (Marc Gundel, 2021).

1958 war Hal Busse an der Ausstellung „Das rote Bild“ in den Ateliers der neugegründeten Gruppe ZERO in Düsseldorf beteiligt; Franz Roh nahm sie in seine Publikation „Geschichte der deutschen Kunst von 1900 bis zur Gegenwart“ auf.

Seit 1956 war Hal Busse mit dem Maler Klaus Bendixen (1924–2003) verheiratet, 1959 kam Tochter Katarina zur Welt, 1962 Tochter Johanna. 1961 erhielt Klaus Bendixen eine Professur an der Hochschule der Bildenden Künste in Hamburg. In Hamburg wurde Kunst am Bau – vor allem für Schulen und Verwaltungsgebäude – zum Arbeitsschwerpunkt von Hal Busse. Bereits 1957 hatte sie die Eingangswand der neugebauten Harmonie in Heilbronn gestaltet.

Ende der 1950er Jahre entwarf Hal Busse auch skulpturale Objekte aus geometrischen Formen, so zum Beispiel das „Flimmernde Raumobjekt“ (1960) aus kleinen Aluminiumplättchen. 1968 erhielt die Künstlerin ein halbjähriges Paris-Stipendium an der Cité des Arts. Ihre Arbeiten waren damals von der plakativ-flächigen Pop Art und von starken Farbkontrasten bestimmt. Anfang der 1970er Jahre befasste sie sich häufig mit abstrahierten Figuren und hier vor allem mit dem Thema „Paar“.

Als Hal Busse Ende der 1970er Jahre sukzessive in das elterliche Haus in Heilbronn zurückkehrte, führte sie zunächst in großformatigen Gemälden die konstruktiven Flächenmuster fort. Zunehmend malte sie Alltagsgegenstände, wie zum Beispiel „Ein Glas Wasser“, sowie alltägliche Motive aus der norddeutschen Umgebung, aus dem heimischen Garten in Heilbronn und die Weinberge. Allerdings war Hal Busse kaum in Ausstellungen vertreten und ihr vielfältiges Werk geriet zunehmend in Vergessenheit.

Anfang der 2000er Jahre wurde Hal Busse wiederentdeckt, insbesondere durch die Ausstellung zu ihrem 80. Geburtstag 2006 in den Städtischen Museen Heilbronn. 2016 war sie in der großen Übersichtsausstellung „Art in Europe 1945–1968“ vertreten. Hal Busse starb am 20. März 2018 in Heilbronn. Einige ihrer bedeutenden Werke befinden sich mittlerweile in die Sammlung der Städtischen Museen Heilbronn.