bewegt durch das hell und klar wort" – Schreiben des Johannes Güttenberg vom 7. Oktober 1524
Mit dem Schreiben des "ausgelaufenen" Franziskanermönchs Güttenberg an die Heilbronner Schuhmacher (C 6) liegt eine überregional bedeutende Quelle aus der Reformationszeit vor, die wegen ihrer Vielschichtigkeit eine gründliche Quelleninterpretation erfordert. Das Textmodell kann als Hilfe und Integrationsmedium benutzt werden.
Über die persönlichen Umstände des Verfassers (Herkunft, Rolle im Franziskanerkloster, späteres Wirken) ist nichts bekannt, nur die Tatsache seiner "Bekehrung" zum Luthertum, die hier mitgeteilt und gerechtfertigt wird. Die Tragweite dieser Entscheidung muss vor dem Hintergrund diskutiert werden, dass er sein Gelübde bricht und alle Sicherheit aufgibt, die mit dem Klosterleben verbunden war. Offensichtlich gab es enge Verbindungen zwischen der Bruderschaft der Schuhmacher und den Franziskanern in Heilbronn, wie aus dem vertraulichen und zugleich respektvollen Ton des Briefes zu entnehmen ist. Für die Stellung der Schuhmachergesellen im Sozialgefüge der Stadt sind Zusatzinformationen über die Heilbronner Stadtverfassung erforderlich, die den Erläuterungen zu entnehmen sind. Dort wird auch erklärt, warum die Handwerker und Weingärtner der Stadt für die lutherische Lehre aufgeschlossener waren als die Oberschicht. Das Problem der Lutherrezeption hängt mit der Lesefähigkeit der damaligen Bevölkerung zusammen. Vermutlich war die mündliche Verbreitung durch Prediger und Berichte so wichtig wie die über Flugschriften. Das als Überschrift gewählte Zitat aus dem Schreiben weist auf die zentrale Botschaft des neuen Glaubens hin, der im folgenden Unterrichtsvorschlag erarbeitet werden soll.