Karikaturen zur Revolution 1848/49

vorgestellt von Ulrich Maier

Wenige Wochen vor dem Beginn der Revolution 1848/49 erschien die erste Nummer des satirischen Wochenblattes „Eulenspiegel“. Nach seinem Herausgeber Ludwig Pfau handelte es sich um „das erste politische Karikaturenblatt in Deutschland, […] welches durch die Volkserhebung von 1848 schnell Verbreitung gewann.“ (Lebenslauf, Marbach)

Der Heilbronner Ludwig Pfau war zu Beginn der Revolution 26 Jahre alt. Sein „Eulenspiegel“ stellt innerhalb der württembergischen Zeitungslandschaft eine Besonderheit dar. Obwohl die Zeitschrift nur fünf Jahre alt wurde, erregte sie gerade in den Revolutionsjahren großes Aufsehen. Schon im Januar bemerkt Pfau in einem Brief an Berthold Auerbach: „Das freut mich gerade, dass das Volk so zugreift, und ich kann Sie versichern, die Kerl verstehen die politischen Anspielungen besser als unsere noble Stuttgarter Gesellschaft.“(zitiert nach Ullmann, S. 105)

Die Behörden reagierten scharf. Bereits im Februar 1848 beantragte die preußische Regierung ein Zensurverfahren wegen Majestätsbeleidigung und in Nummer 49 des Jahres 1849 schreibt der „Eulenspiegel“: „In den letzten neun Wochen wurde unser Blatt nicht weniger als fünf Mal konfisziert. Wenn uns auch jede neue Konfiskation vor Wut zittern macht, wenn wir auch noch so große Opfer, moralische und materielle, bringen müssen, wir werden den Mut doch nicht sinken lassen. Den Humor, die Satire knebeln sie nicht, selbst ein Stuttgarter Polizeiamt nicht.“ Im selben Jahr äußerte sich ein Polizeibericht zum Eulenspiegel: „Solange der Staatsanwalt gegen die unbegrenzte Frechheit dieser Blätter nicht einschreitet, ebenso lange werden wir auch den Zustand der Ruhe und Ordnung vermissen.“ (HSTA Stuttgart, E146, Bü 1935) Doch erst 1853, während der nachrevolutionären Reaktionszeit, gelang es den Behörden, den Eulenspiegel mundtot zu machen.

Für den Geschichtsunterricht bieten die Jahrgänge 1848 und 1849 anschauliches Quellenmaterial. Sie können im Stadtarchiv Heilbronn eingesehen werden. Eine größere Auswahl von Karikaturen zur Revolutionszeit bietet die zweite Ausgabe der Ludwig Pfau Blätter. (siehe Literaturverzeichnis bei „Infos und Tipps“)