Eduard Hahn (1817-1891)

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Im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart fand 2013 eine Ausstellung statt, die den Titel „Im Glanz der Zaren“ trug. Auch zwischen Heilbronn und dem Zarenreich gab es einige weitläufige Beziehungen und Querverbindungen: Zar Alexander I. war zweimal in Heilbronn und die Zarentochter Olga ebenfalls. Nach Olga, der späteren württembergischen Königin, ist hier in Heilbronn eine Straße benannt – und das Olga-Jugend- und Familienzentrum. 

Das „Olgahaus“ ist seit 1989 in einer ehemaligen Fabrikationshalle der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn (MGH) untergebracht. Und damit sind wir bei der Familie Hahn!

Heinrich Ludwig Hahn, erfolgreicher Kaufmann, Mühlenbesitzer und Ölfabrikant, starb 1845. Adolph, der älteste der vier Hahn-Söhne (geb. 1813), führte die Geschäfte des Vaters weiter. Die Ölmühle bzw. Ölfabrik Hahn ging später in der Firma Hagenbucher auf.

Ernst, der Zweitjüngste (geb. 1820), verließ Heilbronn und gründete zusammen mit dem zwei Jahre jüngeren Mechaniker Jakob Michael Göbel aus Reutlingen im badischen Billigheim die Eisengießerei und mechanische Fabrik „Hahn & Göbel“.

Wenig später – 1854 – verlegten die beiden jungen Leute ihr Unternehmen nach Heilbronn, da die Vaterstadt von Ernst über eine bessere Verkehrsanbindung verfügte und bessere Absatzchancen bot. Die Rechnung ging auf. Um an mehr Kapital zum Ausbau der Fabrik zu kommen, stellten Hahn & Göbel bereits 1857 den Antrag an die Königliche Kreisregierung, ihr Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umwandeln zu dürfen. Seit dem 31. Oktober 1857 gab es nun in Heilbronn eine der ersten Aktiengesellschaften in Württemberg und deren Name hatte viele Jahrzehnte hindurch einen guten Klang: „Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn AG“.

Carl, der jüngste der Brüder, verschwand „spurlos“ aus der Stadt. Und auch Eduard, der zweitälteste der Brüder Hahn, verließ kurz nach dem Tod des Vaters Heilbronn. Er, der den Beruf des Baumeisters oder Architekten gewählt hatte, wanderte nicht nach Nord- oder Südamerika aus, wie einige seiner (ehemaligen) Schulkameraden, sondern in das Reich der Zaren, nach Sankt Petersburg. Dort, genauer in Peterhof, 30 km westlich von Sankt Petersburg, blieb Eduard Hahn fast 50 Jahre. In Peterhof befindet sich das gleichnamige Schloss, die als prächtige Sommerresidenz der russischen Zaren diente und die als "russisches Versailles" bezeichnet wird. 

Was wissen wir über sein Leben? Das evangelische Familienregister Heilbronn hält fest, dass Eduard Hahn – am 7. Juli 1817 in Heilbronn geboren – „Architect am kaiserl. russischen Hofe in Petersburg“ war. Dort hatte er auch am 4. Januar 1846 Christine Elisabetha Lenormius geheiratet. In Sankt Petersburg waren die ersten beiden Kinder zur Welt gekommen (1846 und 1848); die weiteren drei des Ehepaares Hahn erblickten in Peterhof das Licht der Welt (1850, 1852 und 1854). Hahn war zudem Mitglied der Akademie der Künste und als "Architekt der Kaiserlichen Peterhofer Schlösser" hatte er großen Einfluss auf die stadtplanerische Gestaltung Peterhofs selbst und seiner Umgebung.

In Peterhof entwarf er zum Beispiel das neue Badehaus der Zarin Maria Alexandrovna und den Chinesischen Garten, der das Badehaus umgab. Außerdem schuf er das Knabengymnasium, die Lutherische Kirche samt Pfarrhaus und Schule sowie den drei Meter hohen Sockel aus poliertem rotem Granit für ein Standbild Peters des Großen. Auch entwarf und baute er zahlreiche Land- und Wohnhäuser in der Stadt. Schloss Peterhof, nach der Russischen Revolution 1917 als Museum genutzt, wurde im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht fast völlig zerstört. Seit 2005 sind wesentliche Teile wieder hergestellt; das Badehaus ist heute wieder Museum.