Fritz Ulrich (1888–1969)

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Seine spätere politische Karriere war Fritz Ulrich nicht in die Wiege gelegt worden. Der Sohn eines kinderreichen Arbeiters erlernte zunächst das Drucker- und Schriftsetzerhandwerk und entwickelte anschließend als Redakteur Interesse für die Politik. Auf diese Weise kam Fritz Ulrich auch nach Heilbronn, wo er seit 1912 Redakteur des sozialdemokratischen Neckar-Echo war.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges begann sein Wirken als SPD-Abgeordneter des Wahlkreises Heilbronn, zunächst im Stuttgarter Landesparlament und später auch im Berliner Reichstag.

Die Nationalsozialisten beraubten ihn 1933 seiner Ämter und mit der Schließung des Neckar-Echo auch seiner wirtschaftlichen Existenz. Ulrich war überdies von Mai bis Oktober 1933 im Konzentrationslager Heuberg in "Schutzhaft". Deshalb wandte er sich in Heilbronn dem Weinbau zu, betrieb eine Besenwirtschaft und bezeichnete sich selbst spöttisch als "tausendjährigen Wengerter".

Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm er das Amt des Stuttgarter Innenministers, das er bis 1956 inne hatte. In dieser Zeit erfolgten zahlreiche Weichenstellungen, welche das Land Baden-Württemberg bis heute prägen. Zu nennen sind z.B. das von Ulrich geschaffene kommunale Wahlrecht, die Gemeinde- und Landkreisordnung, der Finanzausgleich, der Aufbau einer demokratischen Polizei oder auch die Bodenseewasserversorgung.

Zu den wesentlichen äußerlichen Merkmalen von Fritz Ulrich zählten die Zigarre und der Spitzbart; seine Persönlichkeit war insbesondere durch Humor geprägt. Als er 1969 hochbetagt starb, konnte er auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Er war sich seiner Wurzeln stets bewusst geblieben und hat den persönlichen Kontakt auch zu den einfachen Mitbürgern nie abreißen lassen.