Margarethe Renner, die „schwarze Hofmännin“
Margarethe Renner, die sogenannte "Schwarze Hofmännin", stammt aus einer alten Böckinger Familie - schon aus dem Jahr 1430 ist ein Erblehensbrief für den Hof des Klosters Schöntal in Böckingen überliefert, ausgefertigt auf Klaus Renner und seine Frau Katharina (UB Heilbronn I Nr. 422); 1454 haben ein Klaus Renner (der Sohn des vorigen?) und seine Frau Elisabeth von Böckingen (aus der Familie der Ortsadligen?) die Wittumsgüter von Konrad von Böckingen zu Lehen (UB Heilbronn I Nr. 721), und Klaus Renner ist 1459 einer der zwölf Richter (UB Heilbronn I Nr. 773).
1520 wurde der Mann der Margarethe Rennerin, Peter Abrecht, vom Heilbronner Rat ins Gefängnis geworfen, weil er sich geweigert hatte, die Schatzung zu zahlen. Margarete Rennerin beklagte sich daraufhin bei ihren Leibherren, den Brüdern Georg, Philipp und Engelhard von Hirschhorn, über das Vorgehen des Heilbronner Rats, der sich schon elf Jahre zuvor rechtswidrig verhalten haben soll. Damals hatte der Rat bei ihrem Aufzug auf den Böckinger Hof einen Gulden als Abgabe abgefordert, was der Rechtslage zufolge nicht gebräuchlich gewesen sei. Nun bittet die Hofmännin ihre Leibherren, sie vor solchen Missbräuchen durch den Heilbronner Rat zu schützen (UB Heilbronn IV Nr. 2579).
Bis 1523 weigerte sich Margarethe Renner nicht nur, das Schatzgeld zu zahlen, sondern sie lehnte auch die Leistung jeglicher Frondienste ab. Da sie durch ihr Verhalten die Böckinger Gemeinde in Schwierigkeiten brachte, die aufgrund der fehlenden Summe nicht das verlangte Schatzgeld an den Heilbronner Rat zu zahlen vermochte, klagten der Böckinger Bürgermeister und die Richter beim Heilbronner Rat gegen die Hofmännin. Dieser riet den Böckingern, der Rennerin Weide-, Wasser- und alle Dorfrechte solange zu verweigern, bis sie das Schatzgeld gezahlt hätte (UB Heilbronn IV, Nr. 2579).
Während des Bauernkriegs entwickelte sich Margarete Rennerin zu einer Art von Revolutionärin. Als Frau ist ihr eine offizielle Führungsposition in der Vereinigung der Bauern zwar versagt geblieben, doch weisen die Quellen sie als Ratgeberin und "guten Geist" des Bauernhaufens aus. Diesen hat sie auf allen Zügen im Heilbronner Unterland begleitet und - soweit es in ihrer Macht stand - wohl auch tatkräftig unterstützt.
Wir finden sie als Begleiterin des Neckartaler Haufens bei dessen Zusammenschluss mit dem Odenwälder Haufen in Öhringen und bei der Stürmung und Plünderung des Klosters Lichtenstern.
Doch das Bild der Margarethe Renner könnte durch die zeitgenössischen Quellen entstellt worden sein. Sie wird als zornige, blutrünstige, rachsüchtige und mordlüsterne Persönlichkeit dargestellt, die nicht nur die Bauern zum Sturm auf Weinsberg angestiftet, sondern sich an der Bluttat geweidet haben soll, indem sie dem Grafen von Helfenstein, nachdem er getötet worden war, ein Messer in den Leib gestoßen und sich mit seinem "Schmer" die Schuhe eingeschmiert habe (UB Heilbronn IV Nr. 2961). Auch soll sie vor dem Bauernkrieg die Mörder des Böckinger Schultheißen Jakob von Alhausen bei sich versteckt gehalten haben.
Schenkt man der Darstellung des Heilbronner Prokurators Hans Berlin Glauben, so hat Margarethe Renner überdies den Bauernhaufen gegen die Heilbronner aufgehetzt und ihnen gepredigt, dass in Heilbronn kein Stein auf dem anderen bleiben dürfe und es genau wie Böckingen fortan nur ein Dorf sein solle.
Auch der Heilbronner Prokurator Hans Berlin selbst will Zielscheibe der Hetzreden der Rennerin gewesen sein. Als dieser in Böckingen die Amorbacher Erklärung vorgelesen habe, habe die Hofmännin geschrien, er werde die Böckinger Bauern "bescheyßen und betriegen", und deshalb wäre es am besten, ihn gleich zu ermorden (UB Heilbronn IV Nr. 2961).
Anscheinend hat die Hofmännin mit diesen Hetzreden - wenn sie sie überhaupt gehalten hat - keinen Erfolg gehabt; der Bauernhaufen hat sich - wie wir aus anderen Quellen wissen - der Stadt Heilbronn gegenüber betont friedlich verhalten, und Hans Berlin wurde von den Böckingern nicht ermordet.
Nach dem Bauernkrieg setzte sich der Leibherr der Hofmännin, Jörg von Hirschhorn, für die Rennerin, die mittlerweile im Heilbronner Gefängnis gelandet war, ein. Zwar habe diese einen "onverhutten mont" (ein offenes Mundwerk), doch ist Jörg von Hirschhorn davon überzeugt, "das das frowlich geschlecht iren handeln nit außricht dan mit mundt und mit den wercken kein noch druck" (UB Heilbronn IV Nr. 2961).