Materialien - Texte für Schüleraktivitäten

Texte zur Quellenarbeit

(Die Quellentexte sind in die heutige Sprache übertragen)

Ein Heilbronner Bürger über die Zustände in der Kilianskirche während der Reformation (um 1527)

Die von Heilbronn haben mehr als ein ganzes Jahr an ihrer Pfarrstelle, die nur für einen Pfarrer gedacht ist, zwei Arten von Predigt gehabt: Der Pfarrer predigte wie von alther, Doktor Lachmann dagegen zwinglianisch und sie schimpften aufeinander wie Gassenbuben. Der Pfarrer hielt sein Abendmahl über dem Altar in einer Gestalt, Lachmann in beider Gestalt. Und jeder wollte, dass der, der einmal zu ihm gegangen ist, nicht mehr zu dem anderen gehe, weil er sonst seine Seele verlöre. Also taufte der Pfarrer lateinisch, der Lachmann taufte deutsch. (...) Der eine benutzte Weihrauch, der andere stand hinter ihm, spottete über ihn und streckte ihm die Zunge heraus. So kam man zusammen, haderte und zankte, denn jeder wollte besser sein als der andere. Es war so ein Durcheinander, dass es kein Wunder gewesen wäre, wenn sich die Einwohner der Stadt gegeneinander gestellt hätten und sich untereinander zerrissen hätten.

Der Rat der Stadt Heilbronn beschließt am 1. Mai 1528

Der Rat lässt der Bürgerschaft bekannt machen, dass ein Priester am Donnerstag morgens nach der Predigt das Abendmahl in beiderlei Gestalt christlich reichen will und am Abend zuvor diejenigen, die es einnehmen wollen, anhören und unterweisen und auch eine christliche Predigt und Ermahnung halten will. Die Feier soll schon um 5 Uhr beginnen, damit der Gottesdienst des altgläubigen Pfarrers nicht gestört wird. Im Dezember 1529 geschieht in der Kilianskirche folgendes: Peter Kistenmacher, Johann Riesser und Johann Wagenmann lassen in der Kirche das ewige Licht vor dem Sakrament im Chor ausgehen. Der Rat befiehlt, dass das Sakrament nicht mehr wie bisher während des Gottesdienstes herumgetragen wird, um Unruhe und Auflauf zu verhüten.

Die Weinsberger Bluttat - Bericht des Pfarrers Johannes Herolt 16. April 1525

(nach G. Franz, Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs, 1963. Nr. 104)

Am heiligen Ostertag, dem 16. April, als die Bauern bei Neckarsulm lagen, kam ein Fuhrmann namens Semelhans, der Salz auf das Schloss Weinsberg gebracht hatte. Er berichtete, dass die Edelleute und Ritter in das Städtchen herabgegangen seien und sich niemand im Schloss befände. So machten sich die Bauern auf. Graf Ludwig von Helfenstein war derzeit Amtmann zu Weinsberg. Er ermahnte zusammen mit den anderen Adligen, die zur Besatzung gehörten, die Bürger von Weinsberg, sie sollten mutig sein und sich nicht den Bauern ergeben. Die königliche Würde würde sie nicht verlassen, sondern sie retten. Damals hatte Erzherzog Ferdinand das württembergische Land inne. Da kamen die Bauern - unversehens und so behendt, dass der Graf mit seiner Besatzung nicht mehr auf das Schloss kommen konnte. Sie mussten in der Stadt bei den Bürgern bleiben. Die Bauern erstiegen das Schloss, nahmen die Gräfin mit den Kindern gefangen, plünderten das Schloss und kamen anschließend vor die Stadt. Die Bürger aber hielten zu den Bauern, öffneten ihnen die Tore und ließen sie hinein. Die Bauern tobten und wüteten wie vom Teufel besessen. Sie nahmen zuerst den Grafen, danach die Edelleute und Ritter gefangen, einige wurden an der Stadtmauer erstochen. Dietrich von Weiler floh in die Kirche auf den Turm, und als er vom Turm herab um Gnade bat, für sein Leben viel Geld bot, da schoss einer hinauf, traf ihn, einige stiegen hinauf und warfen ihn hinunter. Danach führten sie den Amtmann, den edlen und wohlgeborenen Herrn Ludwig Graf zu Helfenstein und mit ihm dreizehn Adlige, darunter zwei Sturmfeder, Rudolf von Eltershofen, Pleickart von Ruckzingen, auf einen Acker in Richtung Heilbronn. Dort machten sie einen Kreis und jagten die Wohl geborenen und Edlen durch die Spieße samt ihren Knechten, an die 24 Personen. Der Graf bot ihnen für sein Leben eine Tonne Gold an, aber es half nichts, er musste sterben. Als der Graf dies sah, verharrte er ruhig, bis sie ihn erstachen. Auch Rudolf von Eltershofen hat sich ruhig seinem Schicksal gefügt. So haben sie diese gegen jegliche Kriegsordnung durch die Spieße gejagt, danach nackt ausgezogen und liegen lassen. Gott der Allmächtige wolle ihnen und uns gnädig sein. Nach alledem haben sie das Schloss angezündet und verbrannt und sind in Richtung Würzburg gezogen.

Die Weinsberger Bluttat - Bericht des Jakob Sturm vom 22. April 1525 an den Rat der Stadt Straßburg über die Handlungen der Bauern in Weinsberg und Heilbronn

(Helmut Schmolz/Hubert Weckbach: 150 Jahre Reformation in Heilbronn. Heilbronn 1980, S. 162)

Die Bauern sind nach Weinsberg gezogen, haben am Ostertag Schloss und Stadt im Sturm erobert, den Grafen Ludwig von Helfenstein samt 17 Adligen zum Teil an der Mauer umgebracht, zum Teil - namentlich den Grafen - durch die Spieße gejagt. Die Frau des Grafen wurde hier her nach Heilbronn auf einem Wagen gebracht. Alles, was sie besaß, wurde ihr genommen. Danach sind sie vor Heilbronn gezogen. Durch Drohungen, die Reben abzuholzen, haben sie die Stadt dazu gebracht, besonders auf Drängen der einfachen Leute und der Frauen, am Osterdienstag ihnen die Tore zu öffnen... Bis zum heutigen Tag befinden sich ihre Anführer und andere Hauptleute in großer Zahl in der Stadt. Sie haben auf dem Rathaus eine eigene Stube, wo sie Rat halten, haben die Tore mit ihren Leuten besetzt, lassen von den Bauern hinein und hinaus, wie es ihnen gefällt, haben alle Klöster und Höfe der Geistlichen eingenommen und plündern sie ... Die Heilbronner müssen alles dulden ... Alle Bürger und Dienstgesellen, die mit dem Haufen ziehen wollen, sollten vor dem Tor erscheinen. Der Rat musste jedem, der mitziehen wollte, die Erlaubnis dafür geben.

 

Rollenspiele, Gruppenpuzzle, Folienpräsentation, Plakatherstellung

Bauer

Du bist Bauer aus Böckingen. Dein Dorf gehört zur Stadt Heilbronn, wo du schon oft den reformatorisch gesinnten Prediger Lachmann gehört hast. Er predigt, dass Christen frei sind und niemandem dienen müssen. Zusammen mit deinem Freund Jakob (Jäklein) Rorbach verstehst du die Predigt Lachmanns so, dass man als Christ keine Steuern bezahlen muss und sich gegen ungerechte Behandlung durch die Herren wehren darf. Jakob (Jäklein) ist radikaler als du und verweigert schon seit einiger Zeit die Steuerzahlung, weil er der Meinung ist, dass er zu viel Steuern bezahlt. Auf einer Bauernversammlung in Flein am 2. April 1525 wählst du zusammen mit anderen Bauern und Bürgern aus Heilbronn Jakob (Jäklein) Rorbach zum Führer der Bauern. Nach der Wahl Rorbachs ziehst du zusammen mit ihm und 800 bis 1000 Bauern an Heilbronn vorbei Richtung Öhringen. Euer Vorbild sind die Bauern, die sich im südlichen Schwarzwald bereits erfolgreich gegen die Herren erhoben haben. Von ihnen übernehmt ihr auch die 12 Artikel der Bauern, die zusammengefasst folgenden Inhalt haben:
1: Freie Pfarrerwahl
2: Aufhebung der Leibeigenschaft
3: Recht zu jagen und zu fischen für jeden
4: Gerechte Steuern und Abgaben an die Herren (keine Arbeit für den Herrn mehr ohne Bezahlung)

Am 16. April nimmst du zusammen mit Jakob (Jäklein) Rorbach und anderen Bauern aus deinem Haufen das Schloss Weinsberg ein. Rorbach trennt sich kurz darauf von dir und schließt sich einem anderen Bauernhaufen an.

Ratsherr der Stadt Heilbronn

Du bist Ratsherr in der Reichsstadt Heilbronn. Mit den Bauern aus Böckingen gibt es schon seit einiger Zeit Probleme. Besonders Jakob (Jäklein) Rorbach weigert sich immer wieder, Abgaben zu bezahlen. Die von ihm in Flein organisierte Versammlung der Bauern lehnst du als Ratsmitglied ab. Von den Bürgern der Stadt verlangst du, sich nicht dem Bauernhaufen anzuschließen.

Teile der Bevölkerung scheinen mit den Bauern zu sympathisieren. Rorbach fordert für seinen Bauernhaufen das Recht, ungehindert an Heilbronn vorbeiziehen zu dürfen, was ihm der Rat gewährt. Als die Bauern am 16. April das Schloss Weinsberg erstürmen und sich in der Stadt viele darüber freuen, wird dir als Ratsherr klar, dass man mit den Bauernführern verhandeln muss, um die Sicherheit der Stadt zu bewahren.

Der Prediger Lachmann hat dir in einem Gespräch geraten, die Forderung der Bauern nach Verpflegung des Bauernhaufens zu erfüllen. Nachdem die Bauern damit gedroht haben, die Weinstöcke der Heilbronner Winzer abzuhauen und dadurch ihre Lebensgrundlage zu vernichten, stimmst du zu, dass 200 Bauern in die Stadt eingelassen werden. Du wirst zusammen mit deinen Ratskollegen gezwungen, die 12 Artikel der Bauern anzunehmen.

Nach der Plünderung einiger Klöster ziehen die Bauern am 22. April wieder ab. Die Lage in der Stadt bleibt schwierig, da viele Anhänger der Bauern noch immer in der Stadt sind. Erst als am 12. Mai der Truchsess Georg von Waldburg aufständische Bauern bei Böblingen besiegt, schöpfst du wieder Mut. Auf deine Initiative hin ruft der Rat der Stadt Georg von Waldburg zu Hilfe, der Ende Mai mit einem Heer eintrifft und die Bauern besiegt.

Bürger der Stadt

Du bist ein Bürger der Stadt Heilbronn. Du warst am 2. April 1525 bei der Versammlung der Bauern in Flein dabei und hast Jakob (Jäklein) Rorbach zum Führer der Bauern gewählt. Die Forderung der Bauern nach Verringerung der Abgaben unterstützt du. Deiner Meinung nach sollte man den Rat der Stadt absetzen und auch die verschiedenen Klöster in der Stadt auflösen. Durch das Geld, das bei der Auflösung der Klöster frei würde, könnte die Stadt die Armen in der Stadt besser unterstützen.

Nachdem die Bauern am 16. April das Schloss Weinsberg eingenommen haben, fordert der Rat der Stadt die Bürger auf, die Stadt zu verteidigen. Du verhinderst mit einigen Freunden, dass die Kanonen und Gewehre benutzt werden können und sorgst dafür, dass die Stadttore nicht befestigt werden. Als die Bauern vor der Stadt ihr Lager aufschlagen und für ihre Ziele in der Stadt Werbung machen, entschließt du dich endgültig, mit den Bauern mitzuziehen.

Mit reicher Beute, die ihr bei der Plünderung des Deutschen Ordens gemacht habt, zieht ihr von Heilbronn weg. Euer Ziel ist es, auch in anderen Städten und Gegenden Adligen und der Kirche die Macht zu nehmen und stattdessen das einfache Volk an die Macht kommen zu lassen. Erst Mitte Mai kehrst du wieder nach Heilbronn zurück. Die Lage der Bauern ist nicht mehr so günstig wie noch vor einem Monat, da die Gegner der Bauern inzwischen einige Bauernhaufen besiegt haben. Ende Mai wird auch dein Bauernhaufe besiegt. Im anschließenden Prozess wirst du zuerst zum Tode verurteilt, dann jedoch zu einer Geldstrafe begnadigt.

Johann Lachmann

Du bist Johann Lachmann, der einflussreichste Prediger in Heilbronn. Schon seit einiger Zeit predigst du reformatorisch. Von Luther weißt du, dass der Mensch nicht durch gute Werke und Ablass vor Gott gerecht wird, sondern allein durch den Glauben an Gott.

Viele Bauern aus der Umgebung hören deine Predigten, doch es scheint, dass sie den Inhalt nicht richtig verstanden haben. Wenn du von Freiheit redest, meinst du damit nicht, dass die Menschen frei von Steuern oder der Obrigkeit sein sollen. Die Freiheit, die du meinst, bezieht sich auf den Glauben an Gott, der den Menschen frei macht, das zu tun, was Gott von ihm will.
Der Obrigkeit muss man gehorchen, da sie von Gott eingesetzt ist. Ein Recht zum Widerstand gegen eine Obrigkeit, die zu viele Steuern und Abgaben erhebt gibt es also nicht. Du bist überzeugt, dass Gott die Ungerechten rechtzeitig bestrafen wird und kannst die Empörung der Bauern nicht ganz verstehen. Du versuchst durch dein großes Ansehen bei den Bauern und beim Rat der Stadt das Schlimmste zu verhindern.

Mit drei schriftlichen Ermahnungen und mehreren Predigten versuchst du am 5. und 13. April und am 15. Mai den Bauern deine Haltung zu erklären. Dir wäre es am liebsten, die Bauern würden wieder nach Hause gehen. Gegenüber dem Rat der Stadt sprichst du dich für ein faires Verhalten gegenüber den Bauern aus. Auf deinen Vorschlag hin versorgt die Stadt die aufständischen Bauern mit Nahrung.

Nach der Niederlage der Bauern ist es für dich besonders wichtig, dass die Bauern nicht zu hart bestraft werden.

Graf Ludwig von Helfenstein

Du bist Graf Ludwig von Helfenstein. Du bist württembergischer Verwalter in Weinsberg, willst die aufständischen Bauern mit deinen Soldaten bekämpfen und hast Heilbronn am 14. April deine Hilfe angeboten, weil die Stadt sich durch die Bauern bedroht fühlt. Am selben Tag schießt du von deinem Schloss aus auf die vorbeiziehenden Bauern und überfällst mit deinen Soldaten eine kleine Gruppe von Bauern des Bauernheeres und tötest sie. Durch diese Tat werden die Bauern gereizt.

Einige Weinsberger Bürger teilen den Bauern ohne dein Wissen mit, dass sie den Bauern die Stadttore öffnen wollen. Am Ostersonntag, den 16. April, morgens zwischen 8 und 9 greifen die Bauern dein mit nur 8 Mann besetztes Schloss an. Sie nehmen dich und einige andere Adlige gefangen und jagen euch durch die Spieße. Deine Frau wird mit einem Mistkarren nach Heilbronn geschickt. Das grausame Vorgehen der Bauern, das durch deine Haltung zu den Bauern verstärkt wurde, wird schnell in Heilbronn und Umgebung bekannt.

Dein Tod wird durch den Führer des Schwäbischen Bundes Georg Truchsess von Waldburg gerächt. Der Schwäbische Bund ist ein Zusammenschluss von Städten und Adligen im Süddeutschen Raum. Auch Heilbronn gehört ihm an und fordert schließlich Mitte Mai Bundestruppen an, um die Bauern loszuwerden. Als Strafe für das Verhalten der Weinsberger Bürger wird das Städtchen dem Erdboden gleichgemacht.

Heilbronn und seine Dörfer werden am Ende des Bauernkriegs zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Truchsess nimmt am 12. Mai den Anführer der Bauern Jäklein (Jakob) Rorbach gefangen und lässt ihn am 21.Mai in Neckargartach an einen Weidenbaum gefesselt verbrennen.

 

Tafelbild

Die Durchsetzung der Reformation in Heilbronn

Pfarrer

Lachmann

- alte Predigt

- lutherisch

- Abendmahl in einer Gestalt (Brot)

- Abendmahl in beider Gestalt (Brot und Wein)

- lateinische Taufe

- deutsche Taufe

- Weihrauch

- Spott über Weihrauch

- beide -
- schimpfen aufeinander
- spotten
- strecken Zunge heraus

  • Es geschah alles zur gleichen Zeit, während des Gottesdienstes
  • Lösung des Problems durch den Rat der Stadt:


  1. Beide Gottesdienste finden zu unterschiedlichen Zeiten statt
  2. Verbot der Messe in der Kilianskirche


Folgen für die altgläubigen Bürger Heilbronns:

1. Kein Besuch des Gottesdienstes mehr möglich
2. Zwang zur Bekehrung, da altgläubige Bürger vom Rat nicht mehr geduldet werden