Neckarprivileg und die Entstehung von Mühlen

Die folgenden Materialien können im Zusammenhang eingesetzt werden, um so den Schülern ein möglichst selbstständiges und entdeckendes Lernen zu ermöglichen. Es handelt sich einmal um eine kurze Darstellung des Neckarprivilegs von 1333, als die Heilbronner das Recht erhielten, den Neckar an die Stadt heranführen zu dürfen. Dies verhinderte einen durchgängigen Schiffsverkehr, woraus sich das sogenannte Stapelrecht bildete. Illustriert wird dies durch die Ansicht Heilbronns von Westen (1554/57), in welcher die verschiedenen Flussläufe des Neckars dargestellt sind.

 

Die Mühlenkarte zeigt die ältesten Heilbronner Mühlen von 1160 bis 1447. Zusammen veranschaulichen die Materialien die Bedeutung des Neckars und die Anfänge des Mühlenbetriebs, also die Grundlage für die spätere Industrialisierung in Heilbronn.

 

Arbeitsauftrag

Erkläre, welche günstigen Voraussetzungen es bereits im Mittelalter für den Handel und die Entstehung von Mühlen in Heilbronn gab.

Ergänzung

Ein kurzer Text über die Anfänge der Mühlen und verschiedene Anwendungsmöglichkeiten gibt bei Bedarf ergänzende Informationen.

Geschichte der Mühlen bis 1333

Seit die Steinzeitmenschen um 5000 v. Chr. mit der Kultivierung des Landes begannen und Getreide anbauten, musste das Getreide zerrieben oder besser gemahlen werden. Mit Handreibemühlen konnte man in einer Stunde etwa ein Kilogramm feines Mehl produzieren. Auf einem flachen Mahlstein von etwa 30 bis 40 cm Länge wurde eine dünne Schicht Getreide ausgestreut und dann mit einem Läufer, den man auf die Körner drückte, durch ständiges Hin- und Herfahren allmählich zu Mehl verpulvert. Dabei lösten sich kleine Steinchen aus der Mühlenvorrichtung und gelangten so ins Brot, woran sich mancher Steinzeitmensch buchstäblich die Zähne ausbiss. Getreidekörner wurden auch mit dem Stößel im Mörser zerstoßen.

Die Kelten verwendeten drehbare Mahlsteine, die bei uns seit etwa 800 v. Chr. nachgewiesen sind. Die Römer übernahmen das System der keltischen Rundmühlen und konnten mit mannshohen Mahlmaschinen Getreide bereits in großen Mengen verarbeiten. Die Mühlen wurden zunächst durch Muskelkraft angetrieben. Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. gab es Wassermühlen, bei denen das vertikal gestellte Mühlrad mit Hilfe von Zahnwickelgetrieben den Mahlgang antrieben.

Die ersten Mühlen in Heilbronn werden im 9. Jahrhundert vermutet. Es ist nicht bekannt, ob sie bereits vom Neckar oder vom Pfühl- oder Cäcilienbach angetrieben wurden. Der Heimatforscher Werner Heim vermutet eine Mühle in der Nähe des Götzenturmes. Insgesamt ist es jedoch unwahrscheinlich, dass es am damals noch unberechenbaren „wilden“ Neckar Mühlen gegeben hat. Mühlen wurden eher an kleinen Flüssen gebaut, also an der Brettach statt am Kocher oder an der Seckach und nicht an der Jagst.

Seit dem 11. Jahrhundert wurden Mühlen nicht mehr aus Holz gebaut, weil Hochwasser immer wieder die leichten Bachmühlen weggespült hatte. 1070 schenkte die Gräfin Uta von Calw dem hiesigen Zisterzienserkloster den „Hirsauer Hof“, ein Gebäude an der Neckarmauer, etwa zwischen der heutigen Kaiser- und der Lothorstraße. Mit diesem Kloster hing wohl auch eine Mühle zusammen, deren genauer Standort jedoch nicht bekannt ist. 1160 wurde diese „Klostermühle“ urkundlich als „Hirsauer Mühle“ bestätigt. 1237 bekam das Kloster Lorch von den Hohenstaufen eine Mühle mitsamt Hof und Grün (also die Neckarinsel) übereignet. Demnach sind die Hirsauer Mühle und die Hohenstaufer Mühle die beiden ältesten geschichtlich belegten Heilbronner Mühlen.

1333 erhielten die Heilbronner von Kaiser Ludwig dem Bayern das Recht, den Neckar an die Stadt heranführen zu können. Bei der Auseinandersetzung der Heilbronner mit dem Deutschen Orden ging es um eine Deutschordensmühle wahrscheinlich in der Nähe Böckingens, die durch Änderung ihres Flusslaufes ihr Antriebsmittel verloren hatte.
(nach: Heinz Tuffentsammer: Heilbronns Mühlen – Industrielle Keimzellen. Dokumente zur Mühlengeschichte am Neckar. Museo 15/2000, Städtische Museen Heilbronn 2000. S. 7ff)