Eugenie Burkhardt (1890–1976)
Eugenie Burkhardt sang bedeutende Rollen in Opern von Richard Wagner, Richard Strauß und Eugen d'Albert. Aber sie übernahm nicht nur klassische Partien, sondern überzeugte auch bei zeitgenössischer Musik – so war sie die Amazonenkönigin „Meroë“ in der Uraufführung der Oper „Penthesilea“ von Othmar Schoeck am 8. Januar 1927 an der Semperoper. In der Uraufführung der Oper „Die Hochzeit des Mönchs“ von Alfred Schattmann am 19. Mai 1926, ebenfalls in Dresden, übernahm sie die Partie der Diana.
Eugenie Burkhardt stammte aus Heilbronn, sie kam hier am 19. Juli 1890 in einfachen Verhältnissen zur Welt. Ihr Vater Anton Burkhardt war Postuntersekretär, die Mutter Rosa geborene Acker Hausfrau. Die Familie, zu der noch eine zweite Tochter (Frieda) gehörte, wohnte in der Ludwig-Pfau-Straße.
Eugenie Burkhardt wurde zunächst von Kammersängerin Emma Rückbeil-Hiller in Stuttgart ausgebildet, danach wechselte sie an die Musikhochschule Karlsruhe, wo sie zu den Schülerinnen von Jacques Stückgold gehörte. 1917 war sie Volontärin am Hoftheater in Karlsruhe, von 1919 bis 1921 sang sie am Theater von Altenburg in Thüringen. Ab 1921 in Chemnitz engagiert, wurde sie am 1. August 1924 an der Dresdner Staatsoper unter Chefdirigent Fritz Busch aufgenommen. Hier blieb sie bis 1934/35 als erste hochdramatische Sopranistin und Wagner-Spezialistin. Sie trat auch bei den Wagner-Festspielen im Ostseebad Zoppot/Sopot (1928 und 1933) und an der Wiener Staatsoper auf. Im März 1932 gastierte sie mit der Staatsoper Dresden am Heilbronner Theater mit dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber.
Im Herbst 1934 kehrte Eugenie Burkhardt, die 1930 zur Kammersängerin ernannt worden war, wohl nicht mehr in ihr Engagement an der Dresdner Staatsoper zurück. Auch wenn das Heilbronner Tagblatt vom 21. November 1935 noch meldete, dass sie im Rahmen eines Gastspiels am 9. November in München aufgetreten sei.
Während des Zweiten Weltkriegs wohnte Eugenie Burkhardt in Berlin und zeitweise im Forsthaus von Groß Köris. Eventuell hielt sie sich ab Oktober 1944 für längere Zeit in Prag auf, was sich zurzeit jedoch nicht verifizieren lässt. In den unmittelbaren Nachkriegsjahren lebte sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Journalisten, Autor und Verleger Johannes Kempfe (1891–1948), in Garmisch-Partenkirchen. Die beiden hatten am 19. Dezember 1920 in Berlin geheiratet (nach anderer Angabe am 17. Dezember 1919 in Altenburg in Thüringen). Die Ehe wurde am 2. Juni 1948 vor dem Münchner Landgericht geschieden.
Ab 1950 – auch zu diesem Datum gibt es unterschiedliche Angaben in den verschiedenen Meldekarteien – lebte Eugenie Burkhardt wieder in Heilbronn. Sie starb – weitgehend vergessen – am 7. Oktober 1976 im Heilbronner Katharinenstift.