Aus dem Jahresbericht des Heilbronner Karlsgymnasiums 1914/15
Lehrer und Schüler als Kriegsfreiwillige – Siegesfeiern – Eisenhart-Aktion
"Schon die Schlussfeier am Vormittag des 31. Juli 1914 stand im Zeichen des bevorstehenden Kriegsausbruchs. Am Nachmittag desselben Tages wurde der "drohende Kriegszustand" öffentlich verkündet. Am 1. August folgte die Anordnung der Mobilmachung. Mehrere Schulräume wurden sofort als Massenquartier für einrückende Mannschaften, andere zur Aufstapelung von Bekleidungsgegenständen (Uniformen, Stiefeln usw.) benützt. Bis zum 14. Februar 1915 blieben zwei Zimmer im Erdgeschoss von der "Ersatzkompagnie Heilbronn" als Geschäftsräume belegt. Später hielten in diesen zwei Volksschulklassen ihren Einzug; in einem waltete auch vom Frühjahr an eine der Kommissionen für Verteilung der Brotkarten ihres Amtes. Die Turnhalle wurde sofort als Reservelazarett eingerichtet, so dass das ganze Jahr über kein Turnunterricht stattfinden konnte.
Ins Feld gezogen sind von den am Gymnasium wirkenden Lehrern drei und zwei von diesen sind im Kampfe gefallen.
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Von den Schülern des Gymnasiums haben sich 19 freiwillig zur Fahne gemeldet.
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Von diesen ist Hermann Fulda am 2. November 1914 bei einem Sturmangriff in der Nähe von Messines in Flandern gefallen. Adolf Payer wurde ebendort am 5. November schwer verwundet. Einer geriet in englische Gefangenschaft.
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Bei der im März 1915 veranstalteten Einsammlung von Goldmünzen für die Reichsbank brachten die Schüler des Gymnasiums die Summe von 16240 M. zusammen.[1]
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Für die Nagelung des sog. Eisenhart, der vor dem Rathaus vom Roten Kreuz aufgestellten Holzfigur eines Ritters, die durch Einschlagen von Nägeln ein Eisengewand bekommen soll, wurden 478 Schülerkarten ausgegeben, was einem Ertrag von 239 M. entspricht.[2] Herr Hofrat Bruckmann hatte die Güte, für jede Klasse einen ihre Bezeichnung tragenden Klassennagel zu stiften.[3] Dieser bildete dann bei der Nagelung, die jede Klasse gemeinsam vornahm, den Mittelpunkt, um den sich die Nägel der einzelnen Schüler gruppierten.
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Die Feier hervorragender Kriegsereignisse wurde entsprechend den Anordnungen des Erlasses vom 14. November 1914 Nr. 8006 (Amtsblatt S. 199) begangen. Demgemäß fiel der Unterricht ganz oder teilweise aus am 13. und 17. Februar nach den großen Siegen über die Russen in Ostpreußen, am 5. Mai nach der siegreichen Durchbruchsschlacht am Dunajez in Galizien und am 23. Juni nach der Wiedereroberung von Lemberg. Lehrer und Schüler versammelten sich zu kurzer Ansprache und gemeinsamem Gesang im Festsaal."
Aus dem Jahresbericht des Karlsgymnasiums Heilbronn, 1914/15 von Rektor Dr. Nestle, S. 15-17 (Stadtarchiv Heilbronn L 006-Hn-2-Kar-1915)
Anmerkung
- "Gold gab ich für Eisen" - mit diesem Werbespruch wurde überall im Reich Goldmünzen und Schmuck gesammelt, um es der Rüstungsfinanzierung zuzuführen.
- Heilbronn hatte die erste vollplastische Figur eines "Eisenhart". Zu ihrer Einweihung war Königin Charlotte von Württemberg angereist, die den ersten Nagel einschlug.
- Hofrat Peter Bruckmann leitete die Heilbronner Silberwarenfabrik Peter Bruckmann& Söhne.
Arbeitsanregungen
- Beschreibt, wie sich der Schulalltag im Heilbronner Karlsgymnasium nach Kriegsbeginn veränderte.
- 19 Oberstufenschüler des Karlsgymnasiums meldeten sich 1914 freiwillig zum Militärdienst. Diskutiert in Gruppen, welche Beweggründe sie wohl leiteten und welche Folgen diese Entscheidung für sie hatte.