Der Kiliansturm in der kunsthistorischen Literatur
"Das Besondere an Schweiners Turm ist, dass hier nicht aus Italien übernommene Renaissanceformen einfach auf gotische Strukturen übertragen worden sind, sondern dass es dem Heilbronner Werkmeister gelang, aus den ihm zu Gebote stehenden Voraussetzungen eine eigene Formensprache zu entwickeln. Er verschmolz Elemente der Romanik, der vergangenen großen Kunst seiner Heimat, mit der Gotik, mit der er aufgewachsen war, und mit dem, was er durch die Druckgrafik von der italienischen Renaissance kennen gelernt hatte, zu einem in sich stimmigen persönlichen Stil."
- Karl Halbauer: Der Westturm der Heilbronner Kilianskirche. In: heilbronnica 3. Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte. Heilbronn 2006 (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn 17; Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 35), S. 108
"[Hans Schweiner] sind nicht nur künstlerische Originalität und Einfalssreichtum beim Bau seines Lebenswerkes, des Heilbronner Kiliansturms, zu attestieren. Nein, auch ein großes handwerkliches Können und ingenieurwissenschaftliche Kenntnisse machen ihn über die Grenzen der Reichsstadt hinaus zu einem gefragten, oft zu Gutachten begehrten Baumeister und "Turmspezialisten"."
- Simone Farys: Hans Schweiner von Weinsberg (1473-1534). Der Baumeister und Mensch. In: Der Kiliansturm. Turm der Türme in Heilbronn. Hg. von Christhard Schrenk. Beiträge von Simone Farys et al. Heilbronn 2005 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn 47), S. 43
"Das erste bedeutende Renaissancebauwerk in Deutschland"
- Julius Fekete: Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt- und Landkreis Heilbronn. Stuttgart 1991, S. 30
"So steht am Beginn der Epoche ein höchst markantes und in der deutschen Architekturgeschichte einzigartiges reichsstädtisches Bauwerk: der Westturm der Heilbronner Stadtpfarrkirche St. Kilian. Als Typus steht der Kiliansturm in einer Reihe reichsstädtischer Turmbauten des späten Mittelalters, doch in seiner architektonischen Gestaltung ist er ohne Vorbild und ohne Nachfolge. Ein einheimischer Baumeister, Hans Schweiner aus Weinsberg, hat ihn 1508–1529 unter Verwendung älterer Substruktionen errichtet, als letzten der großen, oberdeutschen Münstertürme, doch in betonter Abwendung von mittelalterlichen Traditionen hin zu einer unakademischen und persönlichen Interpretation des neuen Stils. Der geschickt gestaffelte, originell dekorierte Aufbau hätte durchaus Schule machen können, wäre ein solcher Turm künftig überhaupt noch ein Thema im Sakralbau gewesen."
- Die Renaissance im deutschen Südwesten zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Eine Ausstellung des Landes Baden-Württemberg unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Lothar Späth. Band 1. Karlsruhe 1986, S. 115
"Einen der frühen bürgerlichen Versuche, Renaissancearchitekturformen in diesen Bereich einzuführen, verdanken wir dem Baumeister Hans Schweiner aus Weinsberg. Sein ab 1508 aus stufenförmig übereinandergesetzten Oktogongeschossen bestehender Westturmabschluß der Heilbronner Stadtkirche St. Kilian mit der bekrönenden Kolossalstatue eines Landsknechtes erinnert in der eigentümlichen Anwendung antikischer Formen an eine Art Tempietto, wie man ihn zum Teil in zeitgenössischen Idealarchitekturen der Malerei und Grafik finden kann."
- Hans-Joachim Kadatz: Deutsche Renaissancebaukunst von der frühbürgerlichen Revolution bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges. Berlin (Ost) 1983, S. 294
"Man hat den Westturm der Kilianskirche, den Hans Schweiner 1513 bis 1529 emporführte, den ersten Renaissanceturm nördlich der Alpen genannt. Seine Wirkung beruht darauf, daß die Einzelformen, Bauglieder wie Ornamentik, dem Wunsch verpflichtet sind, mit den neuen Renaissanceformen sich auf der Höhe der Zeit zu zeigen, während das Gesamtgefüge von der gotischen Bauüberlieferung lebt."
- Wolfgang Braunfels: Die Kunst im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Band III: Reichsstädte, Grafschaften, Reichsklöster. München 1981, S. 158
"Das erste bedeutende Bauwerk der Renaissance nördlich der Alpen"
- Helmut Schmolz / Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt in Bildern. 2. Aufl. Weißenhorn 1973, S. 48
Die "etwas krause "Renaissance" Schweiners"
- Hans Koepf: Die Heilbronner Kilianskirche und ihre Meister. Heilbronn 1961 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn 6), S. 34
Das von Hans Schweiner 1513/29 erbaute Oktogon des Hauptturms der Kilianskirche zu Heilbronn ist "eines der originellsten Werke der Frührenaissance in Deutschland".
- Thieme-Becker, Künstlerlexikon. Bd. 33. Leipzig 1936