Aus der Heilbronner Fußballgeschichte
Auch lokale Fußballgeschichte kann ein lohnendes historisches Thema sein. Fußballgeschichte(n) machen als Spiegelbild ihrer Zeit die Stadtgeschichte lebendig. Beispiele zeigte vor einigen Jahren eine Ausstellung im Treppenhaus des Stadtarchivs.
Informationen aus erster Hand
Die Ratsprotokolle bieten Informationen aus „erster Hand“, z.B. wenn es am 13. Mai 1900 über den vier Jahre zuvor gegründeten VfR heißt: “Der Fußballclub ist wieder auferstanden und es bittet sein Vorstand Eugen Veigele um Einräumung einer Fläche im Inundationsgebiet und zwar unentgeltlich angesichts der wenig günstigen finanziellen Situation des Klubs ...“
1907 sollte sich die Fußball-Gesellschaft (so nannte sich der Fußballclub seit 1901) den Platz mit dem neu gegründeten Fußballverein „Adler 07“ teilen, wogegen sich der Club aus „persönlichen und spieltechnischen Gründen“ heftig wehrte. Der Gemeinderat tat dies als „kleinliche Reibereien und Eifersüchtelein zwischen den jungen Leuten“ ab. Der „widerspenstige Fußballclub“ und der „nachgiebigere Fußballverein Adler“ einigten sich daraufhin auf einen gemeinsamen Pachtvertrag von vier städtischen Wiesenparzellen auf den Brückentorwiesen.
Fußballbegeisterung auf Postkarten
Als Postkarten gestaltete „Bausteine“ aus dem Jahr 1920 zeigen den Einfallsreichtum des Vereinsvorstandes, um an Geld zur Finanzierung des neuen Sportplatzes der „Heilbronner Fußball-Vereinigung“ zu gelangen und sie dokumentieren zugleich den Namenswechsel der „Fußball-Vereinigung“ in „Verein für Rasenspiele 1896“.
Aus dem Nachlass Vogelmann stammen einige Ansichtskarten, die der Fußball-Enthusiast und langjährige Spielausschuss-Vorsitzende Ernst Vogelmann an seine „Fußballfrau“ Cilli geschickt hatte. Darunter ist eine Karte aus dem Jahr 1923, die anlässlich eines Auswärtsspiels im Badischen von allen VfR-Spielern unterschrieben worden ist. Auf einer Karte vom 19. September 1919 bedankt sich ein Teilnehmer der ersten Tagung des Verbandes Süddeutscher Fußballvereine für die freundliche Aufnahme bei den Vogelmanns. Die Tagung war von der „Heilbronner Fußball-Vereinigung“ Anfang September 1919 organisiert worden.
Fußballstadt Heilbronn
Ein Flugblatt zum „Fußball-Großkampf 1. F.C. Nürnberg (dem fünfmaligen deutschen Meister) und dem VfR-Heilbronn“ am 16. März 1930 belegt die Bedeutung, die in der „Fußballstadt Heilbronn“ damals dieser sportlichen Begegnung beigemessen wurde.
Ein weiteres Indiz für den hohen Stellenwert des Fußballs sind die frühen Festschriften – wie diejenige der Union Böckingen zum 20-jährigen Jubiläum im Juli 1928 sowie jene zum 25-jährigen Bestehen des VfR im Sommer 1921. Heute sind diese Jubiläumsschriften eine unschätzbare Fundgrube für Vereinsereignisse und Mitgliedernamen.
Die Berichterstattung in der lokalen Presse (wie sie unter anderem in der Zeitgeschichtlichen Sammlung des Stadtarchivs festgehalten wird) ist nicht nur aufgrund der Dokumentation von Spielverläufen und -ergebnissen von Interesse; die im Lauf der Jahrzehnte wechselnde, jedoch stets sehr bildhafte Sprache und der dramatische Stil der Sportreporter spiegeln jeweils unmittelbar ihre Zeit wider.
Weitere Quellen zur Vereinsgeschichte können Bauakten sein, wie der „Plan zum Bau einer Fußballhütte“ für die Union Böckingen aus dem Jahr 1920.
Fußballbilder
Wohl kaum ein anderes Medium führt eine Zeit unmittelbarer vor Augen als Fotos - etwa aus den Glanzzeiten des VfR Heilbronn, als der Verein 1956/57, 1962/63 und 1969/70 bis 1975 in der II. Liga Süd bzw. Regionalliga Süd (entspricht seit 1974 der 2. Bundesliga) spielte. Viele der Fotos wurden von den ehemaligen VfR-Spielern Hans Luithle und Fritz Kreiser zur Verfügung gestellt. Die alten Mannschaftsfotos der Union Böckingen aus den Jahren 1926 und 1928 stammen von Heinz Dausch.
Die Bilder aus dem Bestand des Stadtarchivs erinnern auch an andere, kleinere Heilbronner Fußballvereine, so an den VfL Neckargartach (1918), den Sportclub Böckingen (1922), den Turnerbund Jahn, den FC Kirchhausen (1948) sowie an große Fußballereignisse.