Stadtgeschichte 741 bis 1803
Von Christhard Schrenk
Die Entstehung Heilbronns liegt im Dunkel der Geschichte. Eine alte Gründungssage erzählt:
"Karl der Große (...) hatte einst in der Gegend [von Heilbronn] eine Jagd veranstaltet; denn noch waren die Hügel rings um den Neckar mit dichtem Wald bedeckt, in dem Ur und Elch, Hirsch und Eber hauste. Über Tal und Höhen ging die wilde Jagd des Frankenkaisers und seiner Begleiter. Da gelangte der lärmende Troß aus dem finstern Dickicht der Wälder ins Tal hinab zu einer sonnigen Lichtung, wo im Schatten einer uralten Eiche ein klarer Quell zu Tage sprang.
Überrascht von der Lieblichkeit des Ortes stieg der Kaiser vom Rosse, sank ermüdet vom heißen Ritt ins grüne Gras und trank in vollen Zügen das herrliche Naß.
Am Quell aber stand ein Altar, auf dem die heidnischen Alemannen ihren Göttern zu opfern pflegten. Das verdroß den christlichen Kaiser, und er beschloß, auch hier der Macht des Heidentums zu steuern.
Fromme, irländische Mönche und Glaubensboten erschienen bald unter dem Schutze des mächtigen Kaisers im lieblichen Gelände um den Neckar, verkündigten den rauhen Söhnen Alemanniens die frohe Botschaft des Heils in Christo, zerstörten am geweihten Quell den Altar der Heidengötter und pflanzten an seiner Stelle das Kreuz auf. Von nah und fern strömten die trutzigen Recken herbei und empfingen am heiligen Brunnen die Weihe der Taufe. Bald erhob sich am geweihten Orte ein kleines Gotteshaus zu Ehren des heiligen Michael und an seiner Stelle später, als sich die menschlichen Niederlassungen stetig mehrten, die ehrwürdige Kirche zu St. Kilian. Der Heilsbrunnen aber, nach dem der rasch aufblühende Ort genannt wurde, sprudelte aus sieben Röhren im Schatten des hehren Münsters als Wahrzeichen der Stadt, bis er plötzlich im Jahre 1857 versiegte."
Von dieser schönen Sage sind auch verschiedene andere Fassungen überliefert. Vordergründig betrachtet, kann sie nicht richtig sein, denn zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung Heilbronns im Jahre 741 war der als Ortsgründer bezeichnete Karl der Große noch gar nicht geboren. Trotzdem ist der Inhalt nicht völlig aus der Luft gegriffen. Es wäre durchaus möglich, daß ein Frankenherrscher an der Entstehung Heilbronns beteiligt war. Tatsache ist auch, daß in Heilbronn schon relativ früh das Christentum auftrat und daß der Ort bereits in der Mitte des 8. Jahrhunderts kirchliche und weltliche Zentralitätsfunktionen ausübte.
Heilbronn lag seit jeher an einem klimatisch, topographisch und verkehrsmäßig begünstigten Platz an der Kreuzung alter Handelsstraßen und an einer Neckarfurt. Dieser lud schon in der Vorzeit zu menschlicher Besiedelung ein.
Ins Licht der Geschichte trat der Ort im Jahre 741. Dieses steht im Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Würzburg, wobei sich die Entstehung eines neuen Bistums in mehreren Etappen vollzog. Am Anfang erfolgte die Bischofsweihe und die Ausstattung des Oberhirten mit weltlichen Gütern als materielle Existenzgrundlage für ihn und seine Begleiter. Die Erstausstattung des in Gründung befindlichen Bistums Würzburg erfolgte höchstwahrscheinlich im Oktober des Jahres 741. Sie bestand aus 24 Kirchen und einem Kloster sowie aus allen damit verbundenen Rechten und Einkünften. Dazu gehörte auch eine dem heiligen Michael geweihte "Basilica" in "villa Helibrunna". Aus diesen lateinischen Formulierungen geht hervor, daß in Heilbronn im Jahre 741 ein zentraler Königshof und eine Kirche vorhanden waren. Dieser Königshof wurde wohl bereits im 7. Jahrhundert aus strategischen Gründen im fränkisch-alemannischen Grenzgebiet errichtet und befand sich am rechten Neckarufer etwa im Bereich der heutigen Unteren Neckarstraße.
Über die Vorgänge in Heilbronn nach dem Jahre 741 sind wir kaum unterrichtet. Bekannt ist jedoch, daß König Ludwig der Deutsche 841 hier einen Hoftag abhielt. Bis um die Jahrtausendwende stand der Ort direkt unter dem Einfluß des jeweiligen Königs. Dann setzte eine Zersplitterung der obrigkeitlichen Verhältnisse ein. Als Machtfaktoren von zunehmendem Einfluß sind insbesondere der Bischof von Würzburg, die Herren von Dürn und die Grafen von Calw hervorzuheben. Ihnen gelang es, in den Besitz von ehemaligem Königsgut zu kommen. Die Familie von Dürn übereignete einen Teil ihres Gutes um 1225 dem Deutschen Ritterorden. Sie schuf auf diese Weise die Basis für den späteren Deutschhof in Heilbronn.
Schon früher hatten die Calwer ihren Heilbronner Besitz, zu dem auch der ehemalige Königshof gehörte, an das Kloster Hirsau weitergegeben. Wohl um 1100 verfügte (die ältere) Uta von Calw eine umfangreiche Schenkung von Gütern im Heilbronner Raum an dieses Benediktinerkloster. Die Besitzübergabe wurde jedoch erst 1146 vollzogen. In diesem Zusammenhang erfahren wir aus dem Hirsauer Codex, daß Heilbronn damals über einen Markt, eine Münze und eine Schiffsanlände (wohl mit Kaufmannssiedlung) verfügte. Die spätere Funktion als Neckarhafenstadt ist hier also bereits angelegt.
Dieser Befund deckt sich mit der Anwesenheit von Juden schon im 11. Jahrhundert, welche die weitere Entwicklung Heilbronns mitprägten, und mit der Präsenz von südfranzösischen Geldhändlern, den Kawerschen. Der Hirsauer Codex belegt erstmals auch den Weinbau in Heilbronn, ebenfalls ein ganz wesentliches Element in der späteren Stadtgeschichte.
Der Weg zur Reichsstadt
Während die Familien von Calw und von Dürn ihre Heilbronner Besitzungen freiwillig wieder abgegeben hatten, wurde der Würzburger Bischof zu diesem Schritt gezwungen. Er mußte 1225 den staufischen König Heinrich (VII.) mit seinem Heilbronner Gut belehnen. Zu diesem Zeitpunkt umgab sich der Ort schon mit Befestigungsanlagen. Die Einwohner Heilbronns wurden bereits als "Bürger" bezeichnet, und das Gemeinwesen verfügte wohl auch über eine "Verfassung". Für 1265 ist erstmals ein Heilbronn-Siegel nachgewiesen, so daß der Ort spätestens zu diesem Zeitpunkt zumindest stadtähnlichen Charakter trug.
Heilbronn erlangte also während des politischen Machtvakuums nach dem Untergang der Staufer ein zunehmendes Maß an Selbständigkeit.
Erst dem starken König Rudolf I. von Habsburg gelang es, diesen Prozeß zu stoppen - wenn auch nur für einige Jahre. Er verlieh Heilbronn 1281 ein Stadtrecht. Damit erkannte er zwar einerseits die starke Position der Gemeinde an. Er stellte aber andererseits auch seinen direkten Einfluß in der Stadt wieder her, indem er einen königlichen Vogt als "obersten Beamten" einsetzte, welcher die Blutgerichtsbarkeit innehatte. Ein königlicher Schultheiß trug die Verantwortung für die Zivilgerichtsbarkeit und die Verwaltung. Daneben stand ein zwölfköpfiges, patrizisches Rats- und ein Gerichtsgremium. Beide Kollegien hatten wohl auch schon vor 1281 in ähnlicher Form existiert.
Um 1300 - relativ rasch nach dem Tode Rudolfs I. - setzte die Stadt ihre aufwärtsstrebende Entwicklung fort und gelangte in eine erste Blütephase. Die Kilianskirche wurde erweitert, ein neues Rathaus mit Marktplatz errichtet und das Spital gegründet. Im Jahre 1309 erfolgte in Heilbronn eine weltpolitisch bedeutsame Weichenstellung. Hier entschied sich König Heinrich VII. von Luxemburg in Gegenwart höchster geistlicher und weltlicher Würdenträger zum Zugriff auf Böhmen. Der Herrscher, der in Heilbronn auch die Einladung zur Kaiserkrönung in Rom erhielt, legte damit den Grundstein für die machtpolitische Basis seiner Nachfahren in Prag. Mit seiner Anwesenheit und durch das Treffen solch bedeutender Entscheidungen gerade in Heilbronn stärkte Heinrich VII. zweifellos der Stadt den Rücken gegen die machtbewußten und territorialpolitisch ambitionierten Grafen von Wirtemberg.
Der Einfluß der königlichen Beamten ging in Heilbronn zu Beginn des 14. Jahrhunderts rasch zurück. So verlieh Ludwig der Bayer z. B. 1322 der Stadt den Blutbann. Auch wenn dieses Recht vermutlich bald vorübergehend wieder verlorenging, war damit doch die Macht des königlichen Vogtes praktisch gebrochen.
Zu einem weiteren Meilenstein in der Heilbronner Geschichte wurde das Jahr 1333. Ludwig der Bayer verlieh der Stadt im Rahmen der Schlichtung eines Wasserstreites mit dem Deutschorden das Recht, den Neckar nach Belieben "wenden und keren" zu dürfen. Dadurch konnten die Heilbronner durch stautechnische Maßnahmen die Hauptwassermengen des Neckars in den bisherigen Seitenarm direkt an der Stadtmauer umleiten und gleichzeitig die Durchfahrt des Schiffsverkehrs blockieren.
So wurde Heilbronn zum Endpunkt der Neckarschiffahrt und - bis heute - zur Binnenhafenstadt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein Stapel- und Vorkaufsrecht für alle Transitwaren, woraus für die Stadt enorme Einnahmen erwuchsen. Schließlich resultierte aus den zahlreichen Stauwehren auch beinahe zwangsläufig ein stark ausgeprägtes Mühlengewerbe, das im 19. Jahrhundert eine wesentliche Basis für die stürmische Heilbronner Industrialisierung werden sollte.
Im Jahr der Verleihung des Neckarprivilegs begann Heilbronn mit dem Aufbau des reichsstädtischen Territoriums. Der wirtschaftliche Aufstieg führte aber auch zu innenpolitischen Problemen. Die ökonomisch erstarkende Gruppe der Handwerker, Händler und Kaufleute forderte eine Beteiligung an der politischen Macht, die den alten Patrizierfamilien vorbehalten war. Kaiser Karl IV. schlichtete diese immer schärfer werdenden inneren Auseinandersetzungen, indem er Heilbronn 1371 eine neue Verfassung gab. Der Rat der Stadt bestand nun aus je 13 Vertretern der Patrizier sowie der Kaufleute und Handwerker. Damit hatten die Letztgenannten die angestrebte Beteiligung an der Macht erreicht. Im Gegenzug wurden jedoch die Zünfte aufgelöst. Der Rat wählte aus seinen Reihen ein gleichmäßig aus Patriziern und Nicht-Patriziern zusammengesetztes zwölfköpfiges Gerichtsgremium und zwei Bürgermeister. Formal mußten alle Ämter jährlich neu vergeben werden. In der Praxis wurden zwei Ratskollegien in jährlichem Wechsel immer wieder bestätigt, oder er ergänzte sich selbst. Wesentlich an der Verfassung Karls IV. war, daß sie die alten königlichen Vertreter, Vogt und Schultheiß, überhaupt nicht mehr erwähnte, so daß es praktisch keine Instanz zwischen Stadt und Kaiser mehr gab. Deshalb ist die Urkunde von 1371 ein deutliches Zeichen dafür, dass Heilbronn mittlerweile Reichsstadt geworden war. Die ursprünglich an dieser Stelle geäußerte Ansicht, dass es erst ab 1371 als Reichsstadt gilt, ist beim heutigen Stand der Forschung überholt.
Die Zeit der Reichsstadt
Das Territorium der Reichsstadt Heilbronn war nie besonders groß, es umfaßte etwa 65 Quadratkilometer. Bereits 1342 hatte Heilbronn drei Viertel der Vogtei in Böckingen erworben, der Rest und alle anderen Rechte gingen erst 1431 von den Brüdern Hans und Konrad von Böckingen auf die Reichsstadt über. 1385 kaufte Heilbronn von den Herren von Sturmfeder die Vogtei, das Gericht und 20 Pfund Heller Schutzgeld des Dorfes Flein. 1430/38 veräußerte Heinrich von Remchingen das Dorf Frankenbach an die Reichsstadt. Bereits 1341 erhielt Heilbronn das Dorf Neckargartach von den Herren von Weinsberg als Lehen, wobei die Oberlehensherrlichkeit zunächst bei Worms und ab 1504 beim Hause Wirtemberg lag. Eine vollständige territoriale Aneignung gelang erst 1754, im Verlauf des Neckargartacher Aufstandes. Die Reichsstadt setzte in allen diesen sogenannten Herrendörfern je einen Vogt ein. Dieser hörte beim jährlichen Vogtgericht die Rechnungen ab und besetzte das aus Bürgern bestehende Gericht und das Schultheißenamt neu.
Im Spätmittelalter markierte die Reichsstadt die Grenze ihres Territoriums stellenweise mit der sogenannten Heilbronner Landwehr. Das von einer 2,4 km langen Mauer sowie von Wall und Graben umschlossene und geschützte Heilbronn bedeckte selbst eine ungefähr schildförmige Fläche von etwa 26 Hektar. Ca. 60 - meist enge - Gassen und Straßen durchzogen die Stadt, die erst im 19. Jahrhundert über die alte Besiedlungsfläche hinauswuchs. Die Einwohnerzahl betrug im Jahre 1400 etwa 5500 Personen. Sie stieg mit Schwankungen auf mehr als 7000 im Jahre 1800 an, zuzüglich der etwa 3000 Menschen in den Herrendörfern.
Außenpolitisch blieb Heilbronn nicht untätig. Die Stadt zählte bereits 1331 zu den Mitbegründern des Schwäbischen Städtebundes und entschloß sich 1377 zum Beitritt zum Großen Schwäbischen Städtebund. Später gehörte sie dem Marbacher Bund an, der 1407 in Heilbronn zwei große Versammlungen durchführte. Ständig bedroht fühlte sich die Stadt jedoch vom aufwärtsstrebenden Hause Wirtemberg. Dieses war besonders an einer freien Neckarschiffahrt an Heilbronn vorbei interessiert. Die Stadt dagegen versuchte den Endpunkt vor ihren Toren wegen der überragenden wirtschaftlichen Bedeutung unter allen Umständen zu verteidigen, was bis ins 19. Jahrhundert hinein auch gelang. Beinahe im Sinne von natürlichen Verbündeten im Hinblick auf das Haus Wirtemberg pflegte Heilbronn zu den jeweiligen Königen ein gutes Verhältnis.
1417 ging die Stadt außerdem ein Bündnis mit der mächtigen, aber nicht zu nahe gelegenen Kurpfalz ein. Dieser Schirmvertrag, der auch Wimpfen einbezog und nach mehrmaliger Verlängerung bis 1622 Gültigkeit besaß, stärkte Heilbronns Position gegenüber Wirtemberg und brachte der Stadt Handelsvorteile.
Innenpolitisch korrespondiert mit dieser Phase der Stabilität eine mehr als einhundertjährige Blütezeit, die in der Mitte des 15. Jahrhunderts begann und die sich insbesondere in herausragenden Um- und Neubauten zeigte. Hans von Mingolsheim vergrößerte ab 1455/60 die Kilianskirche, woran später auch der württembergische Baumeister Aberlin Joerg und wohl der Wiener Dombaumeister Anton Pilgram mitwirkten. Hans Kurz gab um 1580 dem Heilbronner Rathaus sein Renaissance-Gewand, zu welchem Isaak Habrecht die großartige Kunstuhr und Adam Wagner die hervorragende Freitreppe beisteuerten. 1513 bis 1529 errichtete Hans Schweiner den eindrucksvollen Renaissance-Westturm der Kilianskirche.
Die Ereignisse der südwestdeutschen und der deutschen Geschichte wirkten sich in jenen Jahren besonders intensiv in Heilbronn aus. 1519 bis 1522 verbrachte Götz von Berlichingen als Gefangener des Schwäbischen Bundes in ritterlicher Haft in Heilbronn. 1525 griffen die Ereignisse des Bauernkrieges auf die Reichsstadt über. Am 2. April 1525 fand sich im heilbronnischen Dorf Flein eine Bauernversammlung zusammen, die den "Neckartaler Haufen" bildete und Jäklein Rorbach aus Böckingen zu ihren Anführer wählte. Rorbach trug zusammen mit der "Schwarzen Hofmännin" die Verantwortung für die Weinsberger Bluttat an Ostern 1525, als am 16. April zahlreiche Adelige von den Bauern grausam ermordet wurden.
Die Meinung in Heilbronn über die Vorgänge und Hintergründe dieser Vorgänge war geteilt. Der Rat der Stadt sah sich aber am 19. April gezwungen, die Tore zu öffnen und 200 Aufständische einzulassen. Im Schöntaler Hof traten diese wenig später zum sogenannten Bauernparlament zusammen. Dabei gelang es jedoch nicht, die unkontrollierbar gewordene Revolution wieder auf die berechtigten Forderungen zurückzudrehen. Am 12. Mai beendete der Schwäbische Bund den Bauernkrieg auf militärische Weise.
Jäklein Rorbach wurde auf der Flucht gefangengenommen und am 21. Mai - sieben Wochen nach seiner Wahl zum Bauernführer - bei Neckargartach an einen Weidenbaum gebunden und zu Tode geröstet.
Eine gegenüber allen Beteiligten zur Zurückhaltung auffordernde Rolle hatte in diesen unruhigen Zeiten der Heilbronner Reformator Johann Lachmann gespielt. Er ermahnte die Bauern zur Mäßigung und richtete gleichzeitig deutliche Worte an den Rat der Stadt Heilbronn. Lachmann predigte spätestens im Jahre 1524 im Sinne der Lehre Luthers. Der Durchbruch des neuen Glaubens in Heilbronn auf politischer Ebene gelang 1528 mit der Wahl von Hans Riesser zum Bürgermeister. 1529 trat die Reichsstadt der Speyerer Protestation bei, 1530 der Augsburger Konfession und 1538 dem Schmalkadischen Bund, zu welchem sich bereits 1531 die evangelischen Kräfte gegen den katholischen Kaiser zusammengeschlossen hatten.
1546 kam es zum Krieg zwischen den Schmalkaldenern und Karl V., den der Kaiser siegreich beendete. Am Weihnachtstag 1546 traf der Herrscher in Heilbronn ein und hielt Strafgericht. 1552 ersetzte er die paritätische Verfassung Karls IV. durch eine aristokratische Regimentsordnung. Diese sah drei Gremien vor: den Inneren Rat, den Äußeren Rat und das Gericht. Den größten Einfluß besaß der Innere Rat, der später auch lediglich als Rat bzw. als Senat bezeichnet wurde. Er setzte sich aus drei Bürgermeistern, vier Steuerherren und acht Senatoren zusammen. Die drei Bürgermeister wechselten sich in viermonatigem Rhythmus mit der Führung der Amtsgeschäfte ab. Der Innere Rat behandelte in wöchentlich drei Sitzungen alle wichtigen Angelegenheiten der Stadtpolitik.
Als Untergruppe des Inneren Rates trat der Geheime Rat bei eiligen Angelegenheiten zusammen und fällte Sofortentscheidungen. Diesem innersten Zirkel der Macht gehörten die drei Bürgermeister und die beiden dienstältesten Steuerherren an. Der Innere Rat wurde formal jährlich am 2. Januar gewählt, tatsächlich ergänzte er sich aber selbst. Ihm stand das Recht der Ernennung der städtischen Beamten und die Wahl der Mitglieder der beiden anderen Gremien - Äußerer Rat und Stadtgericht - zu. Das Stadtgericht setzte sich aus elf Assessoren oder Richtern und dem Anwalt als erstem Votant zusammen. Ihm stand der Schultheiß vor. Die Entscheidungsbefugnis des Gerichts bezog sich aber lediglich auf zivilrechtliche Angelegenheiten, da z.B. für Kriminalfälle der Innere Rat zuständig war.
Während sich das Stadtgericht wöchentlich zu zwei Sitzungen traf, wurde der Große Rat als drittes Gremium nur bei besonderen Anlässen einberufen, z.B. beim jährlichen Schwörtag am Tag nach Dreikönig, an welchem die Bürgerschaft auf dem Marktplatz dem Inneren Rat huldigte.
Auf diesen Regelungen Karls V. von 1552 basierte für zweieinhalb Jahrhunderte bis zum Ende der Reichsstadtzeit 1802/03 die Verfassung Heilbronns. In der Praxis verfügten im 18. Jahrhundert fast alle Rats- und Gerichtsmitglieder über eine akademische Ausbildung. Bis zum Ende der Reichsstadtzeit übten vier Vögte in den vier Herrendörfern die landesherrliche Gewalt aus. Eigentlich hatten die drei Bürgermeister und der Schultheiß diese Ämter inne, tatsächlich nahm aber ein Landkommissär die entsprechenden Aufgaben wahr. Die Leibeigenschaft in den Dörfern wurde bis 1802/03 nicht aufgehoben.
Die Heilbronner Bürger lebten hauptsächlich vom Wein-, Garten- und Obstbau, aber auch vom Handel, welcher wiederum in verschiedener Weise ganz wesentlich auf dem Neckar beruhte. Nach 1500 entwickelte sich Heilbronn zu einem Vieh-Umschlagplatz. Der damit verbundene Handel gelangte zu immer größerer wirtschaftlicher Bedeutung und reichte schließlich bis nach Paris. Das Handwerk spielte eine nur durchschnittliche Rolle. Das Gewerbe gewann dagegen zum Ende des 18. Jahrhunderts ganz wesentlich an Bedeutung und wurde zur Grundlage der Industrialisierung.
Das 17. Jahrhundert war für Heilbronn von verschiedenen militärischen Ereignissen geprägt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde 1622 - nach der Schlacht bei Wimpfen - Neckargartach niedergebrannt. Im Sommer 1631 besetzten kaiserliche Truppen die Stadt. Diese wurden im Dezember 1631 von Schweden vertrieben, welche nun ihrerseits Heilbronn okkupierten und zur Festung ausbauten.
1633 hielten die Schweden in der Stadt den Heilbronner Konvent ab. Dabei gelang es deren Kanzler, Axel Oxenstierna, den Heilbronner Bund als Allianz evangelischer Kräfte zu schmieden. 1634 wendete sich das Blatt erneut: Bis 1647 hielten Truppen des Kaisers und Kurbayerns die Stadt besetzt. Danach zogen Franzosen in Heilbronn ein, die 1650 durch kurpfälzische Soldaten abgelöst wurden. Erst als 1652 auch diese abzogen, war für Heilbronn der Dreißigjährige Krieg beendet. Die Reichsstädter begingen dieses erfreuliche Ereignis mit einem großen Dankfest.
Schon wenige Jahre später hatte Heilbronn unter den Konflikten mit Frankreich im Vorfeld der Pfälzischen Erbfolgekriege zu leiden, in deren Verlauf die Stadt häufig zum Dreh- und Angelpunkt von Truppenbewegungen wurde. So sammelten sich 1674 hier etwa 400 Mann des Schwäbischen Kreises und des kurbrandenburgischen Heeres. 1676 wurden bei Heilbronn die kaiserlichen Truppen vor der Einnahme von Philippsburg zusammengezogen.
Nach einer vorübergehenden Einstellung der Kampfhandlungen überschritten die Franzosen 1688 erneut den Rhein und standen im nächsten Monat bereits vor Heilbronn. Die Reichsstadt mußte bis zu 4000 Mann französische Besatzungstruppen aufnehmen, die vom 8. Oktober bis zum 18. Dezember allein aus dem Ratskeller 17.000 Liter Wein konsumiert haben sollen. In der zweiten Dezemberhälfte rückten kursächsische Truppen an. Daraufhin zogen die Franzosen ab, nicht jedoch ohne der Stadt eine riesige Kontributionssumme aufzuerlegen. Da Heilbronn nicht bezahlen konnte, nahmen die Feinde neun angesehene Bürger als Geiseln mit, die zum Teil über ein Jahr lang gefangengehalten wurden.
1691 wurde bei Heilbronn zur Vertreibung der Eindringlinge ein großes Heer zusammengezogen. 1693 errichtete der Markgraf von Baden in der Nähe der Reichsstadt zwei starke Verteidigungsstellungen gegen die Franzosen. Eine Schlacht fand jedoch nicht statt.
Im 18. Jahrhundert erlebte Heilbronn eine außenpolitische Ruhephase, die von einigen Truppendurchzügen im Rahmen des Österreichischen Erbfolgekrieges nicht nachhaltig gestört wurde. So konnte sich zum Ende der Reichsstadtzeit nochmals eine Blüte entfalten, die sich auf wirtschaftlichem, städtebaulichem und kulturellem Gebiet zeigte. Zahlreiche Persönlichkeiten, wie Schiller und Goethe, weilten in den Mauern von Heilbronn. Die positive äußere Lage führte zu einem grundsätzlichen Konsens zwischen allen städtischen Schichten. Wesentliche Unruhen sind nicht überliefert, wenn man vom Neckargartacher Aufstand um 1750 absieht.
Am 9. September 1802 begann das jähe Ende dieser angenehmen und ruhigen Phase mit der Besetzung der Stadt durch 470 Soldaten der herzoglich-württembergischen Truppen - Heilbronn hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 100 Mann unter Waffen. 1803 verlor dann die Stadt - wie so viele andere Mächte auch - ihre Reichsunmittelbarkeit und damit auch ihr eigenständiges Gerichtswesen, ihre Militärhoheit, ihr eigenes Maß- und Gewichtssystem, ihr Territorium, ihre alte Verfassung usw. Daß Heilbronn im Gegenzug den Rang einer württembergischen Oberamtsstadt erhielt, war ebensowenig ein Trost wie die Ernennung zur "guten Stadt".
Im Gegensatz zur Situation in anderen Reichsstädten zogen sich die politisch ehemals selbständigen Heilbronner nicht ins Privatleben zurück, sondern lenkten ihre Aktivität in eine andere Richtung. So begann - auf der Grundlage einer starken Gewerbetradition - der fast beispiellose Aufstieg Heilbronns zu einer der größten Industriestädte in Württemberg zum Ende des 19. Jahrhunderts.