Ludwig Pfau (1821–1894)

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Ein Gärtnersohn aus Heilbronn, der als Revolutionär, Kunstkritiker, Politiker und Dichter Karriere machte – das ist Ludwig Pfau, der am 25. August 1821 als Sohn des Heilbronner Gärtners Philipp Pfau und seiner Frau Franziska, geborene Buxbaum, zur Welt kam.

Ludwig besuchte zunächst das Heilbronner Gymnasium. Seine Eltern wollten ihn anschließend zum Theologiestudium schicken, doch diesen Plänen widersetzte er sich. Stattdessen arbeitete er zunächst in der väterlichen Gärtnerei. Über einen Geschäftsfreund seines Vaters kam Ludwig Pfau im Frühjahr 1839 in eine Handelsgärtnerei nördlich von Paris. "Unbefriedigt von dieser doch mehr materiellen Thätigkeit“ gab er diese Stelle jedoch bald auf und zog direkt nach Paris. Dort beschäftigte er sich mit dem Studium der französischen Sprache, Literatur und Kunst sowie dem Zeichnen. 1841 kehrte Ludwig Pfau zurück in die Heimat, im Jahr darauf erschien sein erster Gedichtband. Wenige Jahre später begann er ein Philosophiestudium in Tübingen und widmete sich intensiv dem außeruniversitären Studentenleben, zudem dichtete er und zeichnete.  

Diese beiden Fähigkeiten wollte Pfau in ein eigenes Satireblatt nach dem Vorbild der "Fliegenden Blätter" einbringen, als er - nach Abbruch seines Studiums und einer unsteten Zeit - Ende des Jahres 1847 nach Stuttgart zog. Im Januar 1848 erschien die erste Nummer des "Eulenspiegel". In der beginnenden Revolution war Pfau auf der Höhe der Zeit und engagierte sich für demokratische und republikanische Ziele. Unter anderem war er Mitglied im württembergischen Landesausschuss, der Dachorganisation der württembergischen Volksvereine.

Als die Revolution scheiterte, ging Pfau Anfang Juni 1849 zunächst von Württemberg nach Heidelberg. Von Baden aus wollte er mit dem badischen Volksheer nach Nordwürttemberg vorstoßen. Die Konfrontation mit den anrückenden preußischen Truppen verhinderte dies. Pfau flüchtete in der Nacht von 11. auf 12. Juli 1849 in die Schweiz. Das "Badische Wiegenlied" mit den Versen "Schlaf‘, mein Kind, schlaf‘ leis, / Dort draußen geht der Preuß‘..." ist Pfaus Abgesang auf die Revolution.

 

Wenige Zeit nach seiner Flucht aus Deutschland musste Pfau weitere Enttäuschungen verkraften: Sein Vater Philipp Pfau musste aus wirtschaftlichen Gründen seine Gärtnerei aufgeben und wanderte in die USA aus, wo er wenige Jahre später verstarb. Auch Pfaus große Liebe, die Fabrikantentochter Minna Widmann, ging mit ihrer Familie nach Amerika, und Pfau fühlte sich wie "ein gänzlich auf Sand gefahrenes Wrack."

Nachdem Ludwig Pfau in der Schweiz seinen Lebensunterhalt nicht sichern konnte und die Schweiz überdies wenig gastfreundlich mit den deutschen Emigranten umsprang, siedelte er 1852 erneut nach Paris über. Hier arbeitete er als Gärtner und in einer Kautschukfabrik, bevor er journalistisch tätig wurde und sich als Kunstkritiker einen Namen schuf. Daneben wirkte er als Übersetzer französischer Werke ins Deutsche.

In Württemberg war Pfau in Abwesenheit zu 21 Jahren Zuchthaus verurteilt worden, wegen seiner Teilnahme an der Revolution. Eine Generalamnestie ermöglichte 1862 den Revolutionären eine Rückkehr in ihre Heimat. Auch Ludwig Pfau kehrte zurück, allerdings nicht nach Heilbronn, sondern nach Stuttgart. Dort wurde er neben seiner journalistischen Tätigkeit auch wieder politisch aktiv. So spielte er eine wichtige Rolle bei der Gründung der demokratischen Volkspartei, insbesondere als Verfasser ihrer programmatischen Grundsätze. Im Vorfeld der Reichsgründung stritt Pfau gegen eine kleindeutsche Lösung unter preußischer Führung. Auch nach 1870/71 machte er sich für den Föderalismus stark, ebenso für Demokratie, Pressefreiheit und - als einer von ganz wenigen - für die deutsch-französische Völkerfreundschaft.

Da Pfau nach wie vor mit dem Mittel des Wortes für seine Ziele stritt, geriet er auch weiterhin mit der Staatsmacht ins Gehege. Großes Aufsehen erregte 1877 eine Anzeige des preußischen Staatsministeriums gegen ihn wegen Beleidigung. Pfau verteidigte sich im darauffolgenden Prozess mit einer brillanten Rede, die deutschlandweit große Beachtung fand. Dennoch wurde er zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er saß sie in Heilbronn ab – unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und dem ihm wohlgesonnenen Gefängnisdirektor Karl Köstlin.

Zum siebzigsten Geburtstag am 25. August 1891 verlieh die Stadt Heilbronn Ludwig Pfau das Ehrenbürgerrecht - aufgrund seiner Leistungen als Dichter, Kunstkritiker und für "die Idee des Fortschritts der Menschheit". Ein Heilbronner und Stuttgarter Freundeskreis sammelte 24.000 Mark an Spendengeldern für seinen Lebensunterhalt.

Knapp drei Jahre später, am 12. April 1894, verstarb Pfau nach einem Schlaganfall in seiner Stuttgarter Wohnung. Er wurde in Heidelberg feuerbestattet, die Asche nach Heilbronn überführt und später feierlich in einer Schmuckurne an der Südseite der Leichenhalle beigesetzt. Im Jahr 1928 hat man die Asche, zusammen mit der seiner 1924 verstorbenen Schwester Marie, in das Urnenfeld umgebettet.

Ein prominenter Kenner und Bewunderer von Ludwig Pfau war Bundespräsident Theodor Heuss. Heuss war bereits als Kind mit den Schriften Pfaus in Berührung gekommen, in seiner Familie wurde die Erinnerung an den Dichter und Schriftsteller hochgehalten. Später veröffentlichte Heuss zwei Essays zu Ludwig Pfau und war 1921 der Festredner bei der Feier der Stadt Heilbronn zu Pfaus 100. Geburtstag. Heuss schätzte Pfau vor allem als Kunstkritiker - sowie als unbeugsamen Vorkämpfer eines demokratischen Deutschlands.

2021 jährte sich der Geburtstag von Ludwig Pfau zum 200. Mal. Das Stadtarchiv Heilbronn würdigte den Heilbronner Ehrenbürger aus diesem Anlass mit einer Serie von Beiträgen: In humoristischen Videoclips und seriösen Blog-Artikeln wurde das Leben und Wirken von Ludwig Pfau vorgestellt. Jeweils zum 25. eines Monats erschien ein neuer Beitrag.

Beiträge zum Pfau-Jubiläum 2021: