Kaiserstraße - Prachtstraße der Gründerzeit

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Nirgends gab sich Heilbronn großstädtischer als entlang der Kaiserstraße, und die Kreuzung mit der Sülmerstraße und der Fleiner Straße war ein Knotenpunkt des innerstädtischen Verkehrs.

Die neue Zeit hatte sich angekündigt, als 1867 in Verlängerung der ehemaligen Kramstraße das mittelalterliche Spital teilweise abgerissen und eine neue eiserne Neckarbrücke gebaut wurde.

Die Ost-West-Achse wurde genau 30 Jahre später nach Osten hin vervollständigt – anlässlich der großen Kunst-, Industrie- und Gewerbeausstellung im Stadtgarten 1897. Dazu mussten viele Gebäude abgerissen werden. Die umfangreichen Bauarbeiten lockten etliche Schaulustige an. Unter ihnen war auch der junge Theodor Heuss - der Bub vor dem Holzkarren mit Schülermütze und den Büchern im Arm.

Das stattliche Wohnhaus des Bürgermeisters Georg Heinrich von Roßkampff (1720-1794), das sich dieser im Alter von 70 Jahren noch hatte bauen lassen, markierte jedoch bis zur Zerstörung 1944 den Eingang zur Kaiserstraße. Schon am 29. Mai 1897 fand die feierliche Eröffnungsfahrt der elektrischen Straßenbahn vom Bahnhof zur Harmonie statt.

Die neue Straße erhielt den Namen „Kaiserstraße“ anlässlich der Feiern zum 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. auf Wunsch von Anwohnern "zum dauernden und ehrenden Andenken an die bevorstehende Feier des 100-jährigen Geburtstags" des 1888 verstorbenen Kaisers Wilhelm I.

In der Kaiserstraße standen die repräsentativsten Geschäftshäuser der Stadt; zusammen mit der Bahnhofstraße bildete sie einen großstädtischen Boulevard im Herzen der Stadt.

Anlässlich der Namensgebung hatte der Lokaldichter Josef Wachter diese spöttischen Verse gereimt:

    Was wogt das Volk, was ist geschehen?
    Heraus die Flaggen, lasst sie wehen!
    Es hat vollbracht der hohe Rat
    Heilbronnias die größte Tat.
    Viktoria! Sie wird nun werden
    bedeutungsvollste Stadt auf Erden.
    Bedeutungsvoll in höchstem Maß:
    Wir haben eine Kaiserstraß´!