Luise Helene Bronner (1912-1999)

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Luise Helene Heilbronner wurde am 22. Februar 1912 in Heilbronn geboren. Der Vater Berthold Heilbronner führte hier mit seinen beiden Brüdern Karl und Sigmund die Seifenfabrik Madaform A.G. mit Sitz in der Salzstraße. Die Firma produzierte Haushaltsseifen, Seifenpulver, Haarwaschmittel und Rasierseifen. Insbesondere mit Flüssigseifen wurde Madaform über Heilbronn hinaus bekannt.

Luise Bronner bestand 1932 am Heilbronner Realgymnasium das Abitur, anschließend besuchte sie eine private Fachschule in Stuttgart, die sie 1934 als Chemielaborantin abschloss. Danach arbeitete sie im Labor der Familienfirma Madaform. Ab April 1935 lebte sie für einige Monate in Leipzig; am 6. November 1936 zog sie nach Berlin, um schließlich 1938 in die USA zu emigrieren.

Ihre Eltern, die sich als Deutsche jüdischen Glaubens verstanden, wollten ihre Heimat auch nach der sogenannten Machtergreifung nicht verlassen. 1939 wurde ihre Firma „arisiert“. Luises Vater Berthold kam am 28. September 1942 in Theresienstadt ums Leben, ihre Mutter Franziska wurde am 16. Mai 1944 in Auschwitz ermordet. Seit 2010 erinnern drei Stolpersteine vor dem Haus Schillerstraße 48 an Berthold, Franziska und an die Schwägerin Friederike Heilbronner.

Fast 20 Jahre lang arbeitete Luise Bronner in Providence als Chemotechnikerin in der Textilhilfsmittelherstellung. Ab 1959 – damals war sie 47 Jahre alt – studierte sie an der Universität von Rhode Island Chemie und schloss mit dem Bachelor of Science ab. Anschließend unterrichtete sie ein Jahr lang an einer High School die Fächer Chemie, Biologie und Latein. Dann belegte sie an der Sommerschule des Middlebury College in Vermont Deutschkurse, um danach ein Germanistikstudium an der Universität von Massachusetts in Amherst zu beginnen. Zu Luise Bronners Studien- und Forschungsschwerpunkten zählte das Werk von Eduard Mörike, das schließlich auch das Thema ihrer Dissertation wurde; 1968 wurde sie promoviert. Mit Bertold Brecht befasste sie sich ebenfalls intensiv, was sich unter anderem in ihrem einzigen Bühnenstück „The Sorcerer’s Apprentices – ein Spiel in drei Akten“ niederschlug.

Schon seit 1965 hatte Luise Bronner einen Lehrauftrag für deutsche Sprache und Literatur an der Universität in Boston inne. 1968 wurde sie zur Assistant- und sechs Jahre später zur Associate-Professorin ernannt. Mit Ausnahme des Studienjahres 1974/75, in dem sie in Amherst lehrte, war sie bis zu ihrem Ruhestand 1986 an der University of Massachusetts Boston tätig. Aber auch nach ihrer Pensionierung unterrichtete sie weiter, denn ihr bedeutete der Gedankenaustausch mit den Studierenden viel.

Luise Bronner ist vor allem durch ihre Lyrik bekannt geworden. Ihre wichtigsten Gedichte sind in den Anthologien „Mosaik“ (1978) und „Aus der Perspektive“ (1984) zusammengetragen. Zu ihren Themen gehört die Verbindung von Kunst und (Natur-)Wissenschaft; sie rief zum Dialog und Versöhnung auf, und thematisierte die bedrohte Erhaltung der Umwelt und des (Welt-)Friedens.

1958 besuchte Luise Bronner erstmals wieder Heilbronn. Auch das schlug sich in ihren Gedichten nieder, als Erinnerung an die Eltern, an ihren ehemaligen Lehrer, den Bezirksrabbiner Dr. Max Beermann, und im Gedenken an den Freund der Familie, Rechtsanwalt und Gemeinderat Max Rosengart.

Luise Helene Bronner starb am 10. April 1999 in Brookline, USA. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof Zviller Cemetry im Bostoner Stadtteil West Roxbury. Einen erheblichen Teil ihres Vermögens vermachte sie den Heilbronner Realschulen mit der Auflage, das Geld für den Schüleraustausch mit amerikanischen Schulen zu verwenden.

2015 wurde Luise Bronner in Heilbronn posthum durch die Benennung einer Straße geehrt. 2016 erhielt die ehemalige Außenstelle der Dammrealschule an der Ludwig-Pfau-Schule, die zu einer eigenständigen Schule geworden war, den Namen Luise-Bronner-Realschule.