Didaktischer Kommentar

Der Elektrizität und der damit verbundenen umfassenden Elektrifizierung wird in den Lehrplänen und den gängigen Geschichtsbüchern in der Regel wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass es sich bei der Industrialisierung um ein äußerst komplexes Thema handelt, das für den Lehrer didaktisch nicht leicht zu strukturieren ist. Es wird meist, beginnend mit der Frühindustrialisierung in England, in der Form eines reduzierten historischen Längsschnitts präsentiert, der neben den wirtschaftlichen Aspekten auch eine Behandlung der sozialen Folgen und verschiedener Lösungsansätze der Sozialen Frage verlangt. Die Schulbücher enden daher meist mit dem Ende des 19.Jahrhunderts, wobei die Übernahme der wirtschaftlichen Führungsrolle in Europa durch das Deutsche Reich im Mittelpunkt steht.

Die Lokalgeschichte bietet auch hier die Möglichkeit, diese inhaltliche Lücke zu füllen, wenn die Lehrkraft sich dafür entscheidet – bei entsprechender Kürzung andernorts – die thematischen Akzente stärker auf die Phase der entwickelten Hochindustrialisierung zu setzen. Der Raum Heilbronn bietet mit der spektakulären Teilnahme an der Elektrizitätsausstellung im Jahr 1891 in Frankfurt a. M. eine einzigartige Gelegenheit auf die Anfänge des Elektrizitätswesens zu blicken. Die dazu ausgewählten Materialien dienen folgenden Zielen:

  • Sie sollen ein Schlaglicht auf die Vorbehalte und Ängste werfen, die von den neuen Energien ausgelöst wurden (M 1)
  • Sie stellen die Argumente der Vertreter für eine Stromerzeugung durch große Kraftwerke vor (M 2)
  • Sie zeigen, dass die Bevölkerung – anders als bei der Dampfkraft – zum direkten Nutznießer dieser technischen Neuerung wurde (M 3)
  • Die vorliegende Zeittafel (M 4) skizziert die Entwicklung des Elektrizitätswesens in Heilbronn bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
  • Die angebotenen Bildmaterialien illustrieren u.a. die Bedeutung des Lauffener Wasserkraftwerks für die große Elektrizitätsausstellung 1891 in Frankfurt

Das vorliegende Material eignet sich für eine im Wesentlichen auf Gruppenarbeit beruhende Doppelstunde. Eine andere Variante wäre, auf der Grundlage einer Einzelstunde, die angeleitete Behandlung von M 1 und M 2; der Text M 3 kann dabei anschließend als Hausaufgabe gestellt werden. M 4 könnte von der Lehrkraft in Kurzfassung an einer geeigneten Stelle der Stunde referiert werden.