Anna Ziegler (1882–1942)

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Im Mai 1919, als in Deutschland erstmals auch Frauen das Wahlrecht aktiv und passiv ausüben durften, wurde Anna Ziegler als erste und einzige Frau in den Heilbronner Gemeinderat gewählt. 1920 zog sie als eine von 37 Frauen außerdem in den Reichstag ein. Die damals der USPD angehörende Anna Ziegler war eine streitbare Frau, die mit ihren Forderungen oft bei ihren männlichen Stadtratskollegen aneckte. Diese taten sich schwer mit einer "Stadtmutter", die es mit der sozialen Gerechtigkeit und der Gleichberechtigung der Frauen ernst meinte und entsprechende Ansprüche geltend machte.

Bei ihren Forderungen konnte Anna Ziegler auch auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen: Die Tochter eines Rotgerbers hatte nach dem Besuch der Volksschule jahrelang als Dienstmädchen gearbeitet. Während sie in Frankfurt/Main in Stellung war, lernte sie den überzeugten Sozialdemokraten Hans Ziegler kennen, den sie 1905 heiratete. Ein Jahr später trat auch Anna Ziegler der SPD bei. Ihr Mann war Gewerkschaftsangestellter und wurde 1911 Geschäftsführer des Metallarbeiterverbandes in Heilbronn. Sie war seit der Hochzeit Hausfrau und kümmerte sich um die Tochter, die ihr Mann mit in die Ehe gebracht hatte. Eigene Kinder hatte sie nicht.

In Heilbronn traf Anna Ziegler auf eine aktive SPD-Frauengruppe, der sie sich sofort anschloss. Bereits 1912 wurde sie als deren Vertreterin zum Landesparteitag delegiert. Als sich 1916 ein radikaler Flügel von der SPD abspaltete, schlossen sich Anna und Hans Ziegler dieser neuen USPD an. Doch trotz der politischen Übereinstimmung kriselte es in der Ehe, die schließlich 1924 geschieden wurde. Wenig später legte Anna Ziegler ihr Gemeinderatsmandat nieder und verließ Heilbronn, um in Leipzig einen Neuanfang zu wagen. Über ihre weiteren Lebensjahre ist wenig bekannt, sie scheint aber als Politikerin keine große Rolle mehr gespielt zu haben.

Im Februar 1938 kehrte Anna Ziegler in ihre Geburtsstadt Backnang zurück und nahm – möglicherweise um aus dem Schußfeld der Nationalsozialisten zu kommen – ihren Mädchennamen Strauß wieder an. Sie starb 1942 im Krankenhaus von Schwäbisch Hall an Krebs.