Emilie Hiller (1871–1943)
Emilie Hiller kam als Tochter des Schreinermeisters Gustav Kittler, dem ersten und langjährigen Heilbronner SPD-Gemeinderat, bereits in früher Jugend mit Politik in Berührung. Auch Heinrich Hiller, den sie 1890 heiratete, stand der Arbeiterbewegung nahe.
Die gemeinsam betriebene Gaststätte "Zum Ritter" (Frankfurter Straße 9) und später das Kaffee-Restaurant Vikotria (Wilhelmstraße 58) waren wichtige Treffpunkte der Heilbronner Sozialdemokraten – »dank der mütterlichen Güte und Fürsorge fand in ihrem Lokal so mancher Gesinnungsfreund in schweren Tagen Unterschlupf und Achtung«, erinnerte sich der württembergische Innenminister Fritz Ulrich.
Emilie Hillers Einsatz für die Belange der Frauen mündete 1908 in die Gründung der Heilbronner SPD-Frauengruppe, die sie viele Jahre leitete. Dabei wusste sie sich gegen den Widerstand mancher Parteigenossen durchzusetzen. Die Frauengruppe richtete ihr Engagement auch auf Bereiche, in denen bisher nur die bürgerliche Frauenbewegung tätig war: Ihre Mitglieder arbeiteten in der Waisenpflege und bei der Wöchnerinnenfürsorge mit. Während der Ferien organisierten sie für Schulkinder Spaziergänge hinaus in die Natur.
Der große Einsatz von Emilie Hiller fand mit ihrer Wahl in die württembergische Verfassunggebende Landesversammlung (12. Januar 1919) Anerkennung. Bis Juni 1933 gehörte Emilie Hiller für die SPD ohne Unterbrechung dem württembergischen Landtag an. Hier widmete sie sich vor allem den Belangen der Frauen und der Kinder.
Lange Jahre vertrat sie zusammen mit der Stuttgarterin Christine Evert die Frauen im Landesvorstand der SPD. Für Emilie Hiller war es geradezu selbstverständlich, dass sie bei der Gründung der Arbeiterwohlfahrt in Heilbronn mitwirkte. Nie suchte sie die offene Bühne. Es entsprach ihrem schlichten Wesen, in der Stille zu wirken.
Emilie Hiller gehörte zusammen mit acht weiteren Abgeordneten der SPD dem letzten demokratisch gewählten württembergischen Landtag an. Bei dessen einziger Sitzung am 8. Juni 1933 lehnte die SPD-Fraktion eine Teilnahme an der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes ab. Am 22. Juni wurden alle sozialdemokratischen Mandatsträger aus ihren Ämtern ausgeschlossen.
Das Gebäude Wilhelmstraße 58 gehörte der Vereinsdruckerei und wurde von den Nationalsozialisten 1933 enteignet. Die Gaststätte wurde 1934 von einem neuen Wirt übernommen. Das Ehepaar Hiller lebte nun zurückgezogen als Rentner; Emilie Hiller starb am 14. April 1943.