Die Revolution 1918/19 in Württemberg

Als sich die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und das Ende der kaiserlichen Regierung abzeichnete, begannen auch in den Rüstungsbetrieben und in den Kasernen Württembergs Unruhen auszubrechen, die vor allem von Spartakisten geschürt wurden. Diese bildeten den linken Flügel der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, USPD, die sich 1917 von der SPD abgespalten hatte. Sie arbeiteten darauf hin, nach dem Vorbild der Oktoberrevolution in Russland 1917 auch in Deutschland ein Rätesystem durchzusetzen, die Diktatur des Proletariats zu errichten und eine parlamentarische Demokratie zu verhindern. In den großen Städten des Landes bildeten sich auf ihre Initiative hin Arbeiter- und Soldatenräte. Anfang November 1918 kam es in Stuttgart und Friedrichshafen zu Streikaktionen und Forderungen der Arbeiterschaft nach einem sofortigen Waffenstillstand und nach Errichtung einer sozialistischen Republik.

Ziel der SPD und der Gewerkschaften war dagegen die Errichtung einer parlamentarischen Demokratie. Auslöser für die Revolution in Württemberg war die noch von der alten Regierung eingeleitete Verhaftung von 16 Mitgliedern des Stuttgarter Arbeiterrates am 7.11.1918, die zu einer Protestwelle führte, der sich auch SPD und Gewerkschaften anschlossen. Einen Tag später riefen SPD und Gewerkschaften zu einem Generalstreik und zu einer Großdemonstration in Stuttgart auf und sprachen sich für die Errichtung eines württembergischen Volksstaates aus.

Am Vormittag des 9.11.1918 bildeten SPD und USPD eine neue Provisorische Regierung. Daraufhin bat König Wilhelm, sich unter Begleitschutz revolutionärer Soldaten, versehen mit einem Schutzbrief des neuen Ministerpräsidenten Wilhelm Blos, in sein Schloss in Bebenhausen zurückziehen zu dürfen, was ihm umgehend gewährt wurde.

In den folgenden Tagen und Wochen begann ein Ringen zwischen Spartakisten und der SPD. Während SPD und Gewerkschaften für eine parlamentarische Demokratie eintraten, versuchten die Spartakisten die Arbeiter- und Soldatenräte zur Errichtung einer Räterepublik nach russischem Vorbild zu gewinnen. In den Räten hatten jedoch die Anhänger der SPD von Anfang an eine große Mehrheit. Diese sahen ihre Aufgabe darin, die Arbeit der Provisorischen Regierung zu unterstützen. Putschversuche der Spartakisten, die freie Wahlen zu der Verfassunggebenden Landesversammlung am 12.1.1919 und zur Verfassunggebenden Nationalversammlung am 19.1.1919 verhindern wollten, wurden von Sicherheitstruppen, die der Soldatenrat im Einvernehmen mit dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Wilhelm Blos gebildet hatte, niedergeschlagen.

Das Ergebnis der Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung am 12.1.1919 zeigte, dass die Spartakisten nur von einer kleinen Minderheit der württembergischen Bevölkerung unterstützt wurden. Die USPD, in der sie den Ton angaben, erhielt lediglich drei Prozent der Wählerstimmen, die SPD 34%.

Anfang April kam es in Stuttgart zu einem weiteren Putschversuch der Spartakisten. Die Regierung Blos ließ die Aufständischen entwaffnen. Sie schickte sogar anschließend in Württemberg stationierte Truppen zur Niederwerfung der in diesen Tagen ausgerufenen Münchner Räterepublik nach Bayern. Putschversuche der Spartakisten setzten sich aber noch bis 1920 fort, während sich die parlamentarische Demokratie in Württemberg unter der Führung der SPD gegen die Widerstände von rechts und links durchsetzen konnte.

 

Arbeitsanregungen

  1. Stellen Sie die politischen Ziele der SPD und der Spartakisten gegenüber.
  2. Diskutieren Sie die Rolle der Arbeiter- und Soldatenräte während der Revolution.
  3. Nehmen Sie Stellung zum Vorwurf der Spartakisten, die SPD hätte die Revolution verraten.