Quellen- und Arbeitsblätter
M 1: Erkundungsbogen: Vormärz und Revolution
Bereitet ein kurzes Referat vor, das ihr in der Ausstellung vor dem Modul "Revolutionäre Zeiten" halten könnt.
Revolutionäre Zeiten - 1848/49
Sucht Gründe, weshalb in Heilbronn revolutionäre Gedanken diskutiert wurden.
Informiert euch über:
- Das Heilbronner Liederfest 1840
- Das Heilbronner Turnfest 1846
- Das "verdächtige Flugblatt" vom 5. April 1848
Informiert euch über Adolf Cluß [Cluss], der das Flugblatt unterzeichnet hat und an den die Rückmeldungen gehen sollten.
Informiert euch über die Heilbronner Bürgerwehr.
Erkundigt euch über die Rolle des in Heilbronn stationierten württembergischen Militärs.
Welche Zeitungen wurden damals in Heilbronn gelesen?
Betrachtet die Ausgabe des "Eulenspiegel" und beschreibt die Besonderheit dieser Zeitung.
Betrachtet die Ausgabe des "Neckar-Dampfschiffs" vom 27.7.1849. Worüber berichtet sie?
M 2: Sänger- und Musikfeste mit politischem Hintergrund
Sänger- und Musikfest 1840
Das Heilbronner Sänger- und Musikfest an Pfingsten 1840 (s. Abbildung)
Turnfest 1846
Das Turnfest des "Schwäbischen Kreises" fand vom 2. bis 4. August 1846 in Heilbronn statt. Die Stadtverwaltung Heilbronn begrüßte die Turner aus verschiedenen deutschen Staaten mit dem Vers:
Ihr stählt den Leib
zum starken Geisteskleid
von Deutschlands jungem Stamm
das Mark zu werden.
Arbeitsanregungen
- Versucht auf den Bildern Details zu finden, die auf Heilbronn hinweisen.
- Diskutiert über den Charakter dieser beiden Großveranstaltungen.
- Vergleicht damit heutige Ereignisse, die eine Vielzahl von Menschen anziehen.
M 3: Die Heilbronner Presse um die Mitte des 19. Jahrhunderts
1801-1848 Heilbronner Intelligenz-Blatt (täglich ab 1836)
(zum Begriff: lat. intellegere = "Einsicht nehmen". Die Presse vermittelt Einsichtnahme)
Inhalt: Amtliche Bekanntmachungen, Privatanzeigen, amtliche und private Verkäufe, amtliche und private (Geld-) Verleihungen, standesamtliche Nachrichten. Es gibt zunächst noch keine Meldungen oder Kommentare über politische Vorgänge. Zu Beginn der Revolution 1848/49 ändert das Intelligenz-Blatt seinen Namen in:
Heilbronner Tagblatt (1848-1861). Nun erscheinen auf den ersten Seiten Nachrichten über Politik, prominente Persönlichkeiten und Gerichtsprozesse. Weiterhin ist das Tagblatt zugleich Amtsblatt für die Oberamtsbezirke Heilbronn, Brackenheim, Neckarsulm, Weinsberg sowie den Großherzoglich Hessischen Kreis Wimpfen. Das Blatt ist konservativ ausgerichtet und politisch eher zurückhaltend. In Nr. 1 des Heilbronner Tagblatts vom 1.4.1848 stellt sich die Zeitung so vor:
Die Redaktion wird sich bestreben, das Blatt zu einem getreuen Spiegel der öffentlichen Meinung zu machen. Jede persönliche Ansicht wird ihr achtungswert sein, wenn sie mit patriotischer Gesinnung verbunden ist; doch gerade darum muss sie bitten, von Leidenschaftlichkeiten, die nicht die Sache, sondern bloß die Personen betreffen, verschont zu bleiben.
1842-1853 Neckar-Dampfschiff (wöchentlich dreimal, ab 1844 fünfmal; 1854-1856 Neue Neckarzeitung)
Das Neckar-Dampfschiff wird in den Jahren 1848/49 zum Blatt der revolutionären Demokraten und konkurriert so mit dem bürgerlich-konservativen Tagblatt. Mit der 1848 gewährten Pressefreiheit ändert sich der Charakter der Artikel, sie vertreten eine radikal demokratische Richtung und kämpfen für "wahre Volksfreiheit". Nach der Niederwerfung der Revolution, dem Ende der Pressefreiheit und der einsetzenden Reaktion ist das Blatt ständig von Zensur bedroht und kämpft ums Überleben.
Spät abends am 9. Juni1849, nachdem der letzte Eisenbahnzug auf der neu erbauten Strecke Stuttgart-Heilbronn angekommen war und die letzten Neuigkeiten aus der Hauptstadt gebracht hatte, trafen sich die Heilbronner Bürgerwehrleute auf dem Schießplatz und gaben spontane Vertrauenserklärungen für das nach Stuttgart geflüchtete "Rumpfparlament" der Frankfurter Paulskirche ab. Am nächsten Tag wurde folgende Solidaritätsadresse im Neckar Dampfschiff abgedruckt:
Hohe Nationalversammlung!
Dumpfe Schwüle hat auf dem Stamme der Schwaben gelastet. Unsere Regierung, ohne Vertrauen auf die Thatkraft des Volkes, glaubte dem gewaltigen Strome der Zeit einen Damm durch Versprechungen entgegen stellen zu können; unsere Stände, hervorgegangen aus der Rumpelkammer der Bevorrechtung und Bevormundung, glaubten der Regierung mehr gehorchen zu müssen, als dem entschieden ausgesprochenen Willen des Volkes und an diesen Widerspruch musste sich die Entladung eines Gewitters heften, das den Boden der Freiheit befruchten oder ihn ruinieren konnte.
Nun aber, da die Vertreter der deutschen Nation von Feiglingen und Verräthern gesäubert – im Herzen Schwabens den Tempel der Freiheit aufrichten, und durch ihre ersten Beschlüsse, durch Einsetzung der deutschen Reichsregentschaft zeigen, daß sie ihre hohe Aufgabe, die Freiheit zu retten, verstehen, nun hat die süddeutsche Erhebung ihre gesetzliche Spitze erhalten und der Sieg wird sich an die gerechte Sache, an die Sache des Volkes knüpfen.
Wir geloben mit feierlichem Eidschwur gegenüber rebellischen Fürsten und verrätherischen Regierungen, die hohe Nationalversammlung zu schützen, den Beschlüssen derselben, wie den Befehlen der Reichsregentschaft Geltung zu verschaffen und warten nur des Rufes, um den Ernst dieser Gelöbnisse zu bestätigen
Heilbronn, den 9. Juni
(Neckar-Dampfschiff Nr. 135 vom 10. Juni 1849)
Arbeitsanregungen
- Beschreibt, wie sich der Charakter der Heilbronner Zeitungen vom Anfang bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte.
- Diskutiert darüber, was eine freie Presse damals und heute bedeutet.
- Stellt Fragen an den Text im Neckar-Dampfschiff vom 10. Juni 1848 und versucht, was ihr nicht versteht, zu klären.
- Sprecht darüber, wie die Bürgerwehrleute die Lage nach der Übersiedlung des Rumpfparlamentes nach Stuttgart einschätzen.
- Verfasst eine Beurteilung dieses Textes als Zeugnis der Spätphase der Revolution.
M 4: Flugblatt des Arbeiterbildungsvereins Mainz vom 5.4.1848, unterzeichnet von Adolf Cluss, Zimmermann aus Heilbronn
Der Aufruf von Adolf Cluß zur Gründung von Arbeitervereinen vom 5. April 1848 hatte offensichtlich auch in Heilbronn Erfolg. Noch im selben Jahr bildete sich in der Stadt ein Arbeiterverein, der zwei Jahre später 91 Mitglieder zählte.
Arbeitsanregungen
Sprecht über die Gründe, die im Flugblatt für die Gründung von Arbeitervereinen genannt werden.
M 5: Eulenspiegel. Ein Volks-, Witz- und Carricaturen-Blatt. Redigirt von Ludwig Pfau. Erster Band. Stuttgart. Expedition des Eulenspiegels 1848
Der Heilbronner Journalist Ludwig Pfau gründete 1847 das politische Karikaturenblatt EULENSPIEGEL.
Arbeitsvorschläge und weitere Materialien
M 6: Die Heilbronner Bürgerwehr
1848 schlossen sich verschiedene wehrhafte Vereinigungen in Heilbronn zu einer Bürgerwehr zusammen. Bürgerwehren wurden in der Revolutionszeit gegründet, um die Forderung nach Volksbewaffnung und Abschaffung der feudalen Berufsheere deutlich zu machen. Die Heilbronner Bürgerwehr wurde allerdings erst im Juni 1849 politisch aktiv, als die Regierung des Königreichs Württemberg beschlossen hatte, sie zu entwaffnen.
Am 9. Juni trat die Bürgerwehr zusammen und ließ sich auf die Reichsverfassung vereidigen. Sie drückte damit ihre Solidarität mit dem Frankfurter Parlament aus, das allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr bestand. Nur noch die demokratischen Abgeordneten blieben und trafen sich als "Rumpfparlament" in Stuttgart, da Württemberg als einziger der großen Staaten in Deutschland die Reichsverfassung anerkannt hatte.
Am 12. Juni schickte die württembergische Regierung 4000 Soldaten nach Heilbronn, um die ca. 1000 Bürgerwehrleute zu entwaffnen. Die Heilbronner Bevölkerung solidarisierte sich jedoch mit ihrer Bürgerwehr und das Militär zog wieder ab. Darauf verließen 200 Bürgerwehrleute die Stadt, zogen über die badische Grenze und schlossen sich der badischen Revolutionsarmee an, die gegen die preußischen Invasionstruppen kämpfte. 300 weitere zogen durch das Weinsberger Tal auf die Burg Löwenstein, wo sie auf weiteren Zuzug benachbarter Bürgwehren wartete. Sie planten einen Volksmarsch der Wehren über Backnang nach Stuttgart, um dem "Rumpfparlament" zur Unterstützung zu eilen, lösten sich aber bald auf, als klar wurde, dass weiterer Zuzug ausblieb und württembergisches Militär zu ihrer Verfolgung ausgeschickt werden sollte. Einige schlugen sich nach Baden durch, die meisten kehrten ohne Waffen und Uniform heimlich nach Heilbronn zurück. Heilbronn blieb bis zum 23. Februar 1850 von württembergischem Militär besetzt. Prozesse gegen Heilbronner Demokraten wie etwa gegen August Bruckmann folgten.
(Nach: Christhard Schrenk, Hubert Weckbach, Susanne Schlösser, Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgeschichte, Stuttgart 1998, S. 141 f.)
Arbeitsanregungen
- Sprecht über die Gründe, warum in der Revolutionszeit Bürgerwehren gegründet wurden, und überlegt euch, worauf das Ende der Heilbronner Bürgerwehr hinweist.
- Die allgemeine Wehrpflicht in der Bundesrepublik wurde ausgesetzt. Diskutiert darüber, warum die Demokraten von 1848 gegen Berufsheere waren, während die Bundeswehr sich zu einem solchen gerade entwickelt.