Wohin mit den verwundeten Soldaten?

"Anlässlich der Mobilmachung war unsere Stadt wochenlang außerordentlich stark mit Quartieren für die einberufenen Mannschaften belegt; infolge unserer öffentlich ergangenen Anregung verzichtete ein großer Teil unserer Mitbürger auf die Auszahlung der von der Stadtkasse zuerkannten Quartierentschädigung zugunsten unserer Rot-Kreuz-Sammlung, der dadurch die erhebliche Summe von 53 515, 89 [Mark] zufloss.

Trotzdem bei unserer Kasse stets große Spenden eingingen, war sie daneben noch bemüht, auch auf andere Weise Gelder zu sammeln. In einer großen Zahl öffentlicher Lokale (Gasthäuser, Konditoreien, Kaufläden, Banken) ließ sie Rot-Kreuz-Kassen aufstellen und an mehreren Stellen der Stadt Sammelbüchsen aufhängen; ihr Ergebnis befriedigte anfangs sehr, ließ aber später zu wünschen übrig; da sich auch die Fälle von Einbruch und Diebstahl mehrten, empfahl schließlich die Behörde die Entfernung der Büchsen, damit nicht zu viel Kleingeld dem Verkehr entzogen wurde.

Früh begann man auch die Sammlung und den Verkauf von Wolle, Lumpen, Altmetall (besonders Edelmetall), Papier, Frauenhaaren, Samen zur Ölgewinnung, Kastanien, Brennnesseln, Strohhüten und dergl., Sammlungen, die später auf höhere Anordnung wiederholt und planmäßig unter Mitwirkung der Schulen ausgeführt wurden.
Die Sammlung von Naturalabgaben verwandelte oft die Sammelstelle in ein reichhaltiges Obst- und Gemüselager. (S. 9)
[...]"

"Nach dem Bereitschaftsplan für das Jahr 1914 hatte das Rote Kreuz, Bezirk Heilbronn, bis zum 10. Mobilmachungstage 64 Betten im Städtischen Krankenhause, bis zum 50. Mobilmachungstage 206 Betten aufzubringen. Für diese letzteren waren in Aussicht genommen:
weitere 40 Betten im Städtischen Krankenhause
140 Betten in den 3 Turnhallen (Gartenstraße, Dammstraße und Bergstraße)
24 in der Klinik Dr. Gutbrod
2 in der Klinik Dr. Müller (S. 45)
[...]"

"Gesamtzahl der verpflegten [gepflegten] Soldaten [1914-1918]:
Dammschule: 7174
Krankenhaus: 2699
Klinik Dr. Gutbrod: 384
Klinik Dr. Müller 36" (S. 47)

Auszug aus: Erhard von Marchtaler, Kriegs-Chronik des Württembergischen Landesvereins vom Roten Kreuz, Bezirk Heilbronn, Heilbronn 1920 (Stadtarchiv Heilbronn L006-He 23 Mar)

Anmerkung

  • 50. Mobilmachungstag: 50. Tag nach Kriegsbeginn
 

Arbeitsanregungen

  • Beschreibt, wie der Krieg bereits im ersten Jahr nach der Darstellung in diesen Textausschnitten das Leben in Heilbronn veränderte.
  • Erläutert die Aufgaben des Roten Kreuzes während des Krieges.