Rio Gebhardt (1907-1944)
Rio Gebhardt kam am 1. November 1907 in Heilbronn zur Welt. 1911 wurde er als musikalisches Wunderkind entdeckt. Frühe Konzertreisen führten ihn – z.T. zusammen mit seinem jüngeren Bruder Ferry – bis nach Russland.
Zwischen 1918 und 1920 studierte Rio Gebhardt bei Paul Scheinpflug in Berlin; 1923 bis 1928 nahm er privaten Kompositionsunterricht bei Kurt Weill. Er gab zahlreiche Konzerte, ab 1929 als Mitglied des Klaviertrios „Ri-Ro-Ru“, für das er u.a. Kompositionen von Igor Strawinsky, Kurt Weill und George Gershwin bearbeitete.
Als erstes gedrucktes Werk erschien 1922 die „Serenade de Rio“. Die Jazz-Suite „New Tales“ von 1931 orientierte sich am Stil des Novelty-Piano von William „Billy“ Mayerl. 1932 veröffentlichte Gebhardt das „Concert in Es“, das ihm den Ruf als „deutscher Gershwin“ einbrachte sowie – zusammen mit Alfred Baresel – eine Jazz-Klavierschule, die heute noch vertrieben wird.
Gebhardts einzige Operette „Das Schloß an der Adria“ kam im Dezember 1933 in Chemnitz zur Uraufführung; 1934 erschien seine Märchenouvertüre „Fest der Infantin“ im Druck, 1937 die Ballett-Suite in sieben Sätzen „Aus der Spielzeugschachtel“.1934 wurde Rio Gebhardt beim Reichssender Hamburg als Orchesterleiter engagiert; 1937 ging er als erster Musikbetreuer zum Deutschen Bildfunk (Fernsehen) nach Berlin. Hier komponierte er die erste Originalmusik für ein deutsches Fernsehspiel: „Kabinett Fulero“ wurde am 31. Oktober 1940 unter der Regie von Herbert Engler ausgestrahlt. 1941 schrieb Gebhardt die Musik zu dem 70-minütigen Kinderfilm „Das tapfere Schneiderlein“, der am 24. Oktober 1941 uraufgeführt wurde.
1943 wurde Rio Gebhardt eingezogen; er fiel am 24. Juni 1944 an der Ostfront.